Wolfratshausen:Spaltung bei Möbel Mahler

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Nur 160 Mitarbeiter sollen laut Verdi eine ordentliche Abfindung bekommen - die übrigen 100 ein Bruchteil. Die Gewerkschaft ist empört.

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Die Abwicklung von Möbel Mahler geht derzeit schneller als erwartet, die Verhandlungen zwischen Arbeitgeberseite und Betriebsrat über Interessensausgleich und Sozialplan für die Mitarbeiter liegen bereits unterschriftsreif vor: Das erklärt Verdi-Gewerkschaftsvertreter Dominik Datz auf Nachfrage der SZ. Am Freitag seien die Verhandlungen in Wolfratshausen in die zweite Runde gegangen und dabei sei überraschend eine Einigung erzielt worden. "Inhaltlich ist alles unter Dach und Fach, wir gehen davon aus, dass in den nächsten Tagen unterschrieben wird", sagt Datz.

Doch die Konditionen zu Sozialplänen und Abfindungen seien in seinen Augen nicht für alle zufriedenstellend. Auch wenn die Abfindungsregelungen des Vertragswerkes grundsätzlich "im durchschnittlichen Bereich" lägen, wie der Gewerkschaftsvertreter sagt: Es gebe eklatante Unterschiede zwischen den Abfindungen für Mitarbeiter, die vom Betriebsrat vertreten werden, und den anderen Kollegen etwa im Gastronomiebereich und in der Logistik. Sie erhielten als Abfindungssummen "das Schlechteste, was ich persönlich je erlebt habe, und was offen gesagt unter aller Sau ist", kommentiert Datz.

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So weit gehen die Abfindungen auseinander

Grundsätzlich geht es dabei um den Abfindungsfaktor, "der mit dem monatlichen Gehalt und den Beschäftigungsjahren multipliziert wird", erklärt Datz. Dieser Faktor läge im konkreten Fall für die Mahler-Angestellten, die im Betriebsrat organisiert seien, durchschnittlich bei etwa 0,7 bis 0,75. "Unterirdisch" falle hingegen der Faktor für jene Mitarbeiter ohne Betriebsratsvertretung aus: "Da liegt der Faktor bei 0,25", schäumt Datz. 260 Mitarbeiter zählt Möbel Mahler in Wolfratshausen derzeit, etwa 100 davon seien von dem niedrigen Abfindungsfaktor betroffen.

Aus seiner Sicht wäre in den Verhandlungen ein Faktor von 1,0 oder darüber hinaus erzielbar gewesen, hätte man mehr Zeit gehabt. Dass nach lediglich zwei Verhandlungsrunden in vier Wochen schon alles erledigt ist, nennt der Gewerkschaftler "absolut ungewöhnlich". Warum der Betriebsrat, der Beschlusshoheit hat, dem Vertragswerk bereits so schnell und zu diesen Konditionen zugestimmt habe, sei für ihn nicht nachvollziehbar: "Da spielt wohl der menschliche Faktor mit rein, der Betriebsrat wollte Planungssicherheit", vermutet der Gewerkschaftler. Betriebsrat Thomas Kohlert war am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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Die Kündigungen gehen laut Verdi wohl noch vor Weihnachten raus

Datz aber geht davon aus, dass der Betriebsrat mit einer schnellen Verhandlung einer Insolvenz von Möbel Mahler zuvorkommen wollte: "Wir hatten zwar nicht das Gefühl, eine Insolvenz stünde unmittelbar bevor, aber es gab wohl diese Ängste, es könnte enden wie bei Schlecker - nämlich dass die Angestellten am Ende ganz ohne etwas dastehen", sagt Datz. Möglicherweise aber wollte der Betriebsrat auch keinen weiteren Druck aufbauen aufgrund der guten Provisionsregelungen, die der Arbeitgeber bereits für den Ausverkauf und das Weihnachtsgeschäft vorgelegt hatte, spekuliert Datz.

Mahler werde nach Ansicht von Datz bis Weihnachten offiziell die Kündigungen für die Mitarbeiter aussprechen, spätestens aber bis zum Ende des Jahres, denn viele der Beschäftigten hätten Quartalskündigungsfristen. Jenen Mitarbeitern, die nun mit einer geringen Abfindung konfrontiert seien, rät er, zu klagen: "Das wäre auch der einzige Weg, noch zu klären, ob es sich bei dem ganzen Vorgang doch um einen versteckten Betriebsübergang handelt."

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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