Stadtgestaltung:Ausweitung der Flanierzone

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Die Planungen zur Umgestaltung der Wolfratshauser Marktstraße schreiten voran. Der Stadtrat hat nun den Vorentwurf gebilligt. Für den Marienplatz gibt es allerdings noch keine finale Lösung.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die Umgestaltung der Marktstraße in Wolfratshausen geht in die nächste Runde: Der Stadtrat hat am Dienstag mit großer Mehrheit die Vorentwurfsplanung auf Basis des in der Bürgerbeteiligung erarbeiteten Zielkonzepts genehmigt und die Grundzüge festgelegt, mit denen die beauftragten Büros nun weiterplanen sollen. Um die Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu verbessern, soll demnach die Marktstraße zwischen der Musikschule und dem Paradiesweg so umgestaltet werden, dass Fußgänger deutlich mehr Platz bekommen und Autofahrer deutlich weniger. Vor der Musikschule, in der Bahnhofstraße sowie zwischen Paradiesweg und Am Bach sollen zudem Querungshilfen geplant werden. Auch der Platz vor der Littig-Villa soll geweitet werden.

Gegen die Ziele aus der Bürgerbeteiligung - einen höhengleichen Ausbau der Marktstraße, den Wegfall der Parkplätze und eine Umgestaltung des Marienplatzes - hatte die Wolfratshauser Liste im Vorfeld protestiert. Deren Sprecher Helmut Forster überreichte an Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) in der Sitzung mehr als 390 Unterschriften, die seine Fraktion gegen die Umgestaltung gesammelt hatte. Er nutzte die Gelegenheit, um noch vor der Präsentation einen Appell abzugeben, in dem er den Erhalt des Ensembles aus Marienbrunnen, Platanen und Brockard-Leuchten sowie der Parkplätze forderte und eine Absenkung der Bordsteine als Überschwemmungsgefahr deklarierte. "In dieser Phase Planungsaufträge zu vergeben, ist schlichtweg irrational und nicht vertretbar", sagte Forster.

Der Vorentwurf, den die beauftragten Büros Mahl Gebhard Konzepte (Freianlagen) und BPR Schäpertöns (Verkehrsplanung) dann erstmals im Stadtrat vorstellten, konnte jedoch zumindest einige der Kritikpunkte relativieren. Weil es sich um eine Bundesstraße handle, müsse man die Vorgaben des Staatlichen Bauamts Weilheim einhalten, erklärte Planerin Andrea Gebhard. "Ziel ist grundsätzlich, die Fahrbahn auf ein Minimum zu reduzieren, und die Gehwege so breit wie möglich zu machen." Die Planer unterscheiden drei Abschnitte: Im Norden, zwischen Musikschule und Bahnhofstraße, sowie im Süden, vom Schwankl-Eck bis zum Paradiesweg, soll die zweispurige Fahrbahn demnach sechs Meter breit werden, die Gehsteige zehn Zentimeter hoch. Im zentralen Einbahnstraßenbereich zwischen Bahnhofstraße und Schwankl-Eck hingegen hat man sich mit der Behörde auf eine Straßenbreite von 4,25 Metern geeinigt, die Gehwege sollen, großzügig verbreitert, als 3,5 Zentimeter hohe "Tiefborde" realisiert werden. Auch dort sei die Fahrbahn "klar abgetrennt von den Bordsteinen", sagte Gebhard. Wie Verkehrsplaner Andreas Reichthalhammer erklärte, sei Fußgängern so jedoch eine sichere Querung im gesamten zentralen Bereich möglich.

Die Gehwege sollen an der ganzen Straße mehr Platz gewinnen, zudem soll mehr Raum für Grün geschaffen werden, etwa mit Baumpflanzungen, erklärte Planer Andreas Forster vom Büro Mahl Gebhard. Am deutlichsten sei der Zugewinn für Fußgänger aber im Einbahnstraßenbereich. So könne der Gehweg auf Höhe des Marienplatzes auf der Kirchenseite auf mehr als acht Meter, auf der Rathausseite auf fünf Meter erweitert werden - für zusätzliche Außengastronomie, Radabstellplätze und Sitzgelegenheiten. Am Marienplatz und auf der gegenüberliegenden Seite bis zum Rathausinnenhof sollen die Gehwege eine einheitliche Pflasterung erhalten, um eine optische Verbindung herzustellen. Die soll auch bei den Gassen zum Bergwald und Richtung Loisach geschaffen werden.

Für den Marienplatz haben die Planer drei Varianten ausgearbeitet: Eine belässt Brunnen und Platanen, denen ein Baumgutachten einen vitalen Zustand und eine hohe Lebenserwartung bescheinigt hat, an Ort und Stelle; die andere versetzt den Brunnen nach Osten Richtung Straße, die dritte schließlich sieht auch die Beseitigung der Platanen zugunsten des Platzcharakters vor - mit Ersatzpflanzungen im Süden. Die Platzgestaltung war jedoch noch nicht Bestandteil des jetzigen Beschlusses. Stattdessen werden die Varianten den Bürgern zur Meinungsfindung vorgestellt: von 1. bis 23. September soll es eine "digitale Ausstellung" auf der Homepage der Stadt geben, mit Möglichkeit zur Kommentierung. Bei einer Bürgerinformation werden sie dann am 5. Oktober in der Loisachhalle vorgestellt und diskutiert. Erst danach entscheidet der Stadtrat, wie der Platz gestaltet werden soll.

Mehrheitlich beschlossen hat das Gremium jedoch die Aufweitung des Platzes vor der Littig-Villa - und die Planung dreier Querungshilfen: vor der Musikschule, in der Bahnhofstraße vor dem Museum und am Paradiesweg, wo das Parkhaus entstehen soll, in Richtung des Weges Am Bach. Die geforderte Querungshilfe in der Johannisgasse zwischen Hatzplatz und Altstadt wurde von der Unfallkommission abgelehnt - was die Stadträte unisono bedauerten. Manfred Fleischer (Wolfratshauser Liste) forderte jedoch, dort zumindest einen Zebrastreifen prüfen zu lassen.

Bis auf Fleischers Gruppierung waren alle Fraktionen von der Entwurfsplanung angetan. "Was Sie präsentiert haben, ist eine Vision dessen, was möglich ist", sagte Fritz Meixner (SPD). Sie lasse sich mit dem Slogan "Mehr Platz für Menschen und Grün" zusammenfassen. Forsters anfänglicher Aussage, der Einstieg in die Planung sei irrational, widersprach Meixner. "Es ist notwendig, dass wir uns jetzt auf den Weg machen." Dem Vorentwurf wurde schließlich gegen die drei Stimmen der Wolfratshauser Liste zugestimmt.

© SZ vom 15.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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