Stadtgestaltung:"Es wird sicher noch Diskussionsbedarf geben"

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Der Marienbrunnen zwischen den beiden Platanen prägt den Platz im Zentrum der Altstadt. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im Bürgerentscheid haben die Wolfratshauser eine Verschiebung des Marienbrunnens deutlich abgelehnt. Während die Befürworter an der generellen Umgestaltung im Markt festhalten wollen, bleibt die Wolfratshauser Liste weiter kritisch.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Mit der Aufwertung der Innenstadt - Marktstraße und westliches Loisachufer - befassten sich die Wolfratshauser Stadträte in ihr Klausur. (Foto: Mahl-Gebhard-Konzepte/oh)

Eine deutliche Mehrheit hat sich im Bürgerentscheid vom vergangenen Sonntag dafür ausgesprochen, dass der Wolfratshauser Marienbrunnen bleibt, wo er ist. Trotzdem dürften damit die Debatten zur Umgestaltung der Marktstraße keineswegs befriedet und beendet sein. Das deutet sich im Gespräch mit den relevanten politischen Akteuren an.

Von einer wahnsinnigen Mehrheit und einem Ergebnis, das er so eindeutig nicht erwartet habe, spricht der frühere Wolfratshauser Bürgermeister Helmut Forster. Mit der Wolfratshauser Liste, für die er jetzt als Wirtschaftsreferent im Stadtrat sitzt, hatte er den Bürgerentscheid "Schutz der historischen Altstadt" herbeigeführt. Er sieht die Marktstraßenumgestaltung, deren einer Baustein die Versetzung des Brunnens sein sollte, weiterhin kritisch. "Es wird sicher noch Diskussionsbedarf geben", so Forster am Montag nach dem Entscheid. Dagegen bekräftigt Fritz Schnaller (SPD), dass er grundsätzlich an den Planungen für die Marktstraße festhalte.

Thema im Bürgerentscheid war allerdings allein die Frage des Standorts für den Marienbrunnen. Mit 15 zu fünf Stimmen hatte der Stadtrat zwar befürwortet, dass dieser um ein paar Meter Richtung Osten versetzt werden soll, wenn die Marktstraße umgestaltet wird. Dagegen protestierte insbesondere die Wolfratshauser Liste und war damit erfolgreich. Für den Bürgerentscheid 1 gegen die Brunnen-Verschiebung stimmten 88,57 Prozent der sich beteiligenden Wahlberechtigten. Das Ratsbegehren für eine Versetzung des Brunnens unterstützten nur 16,12 Prozent und damit 1038 Wolfratshauser, 5402 votierten dagegen. Ähnlich eindeutig fiel auch die Stichfrage zwischen Bürger- und Ratsbegehren aus. Insgesamt hatten 48,04 Prozent der 14.830 wahlberechtigten Stadtbewohner abgestimmt. Damit ist auch das Quorum von mindestens 20 Prozent klar erreicht.

Im Vorfeld war Forster vehement dafür eingetreten, dass der Marienplatz mit dem Brunnen als Ruhepol und Herzstück der Altstadt unverändert bleiben müsse. "Die Brunnen-Versetzung ist jetzt erledigt", sagte er am Montag. "Offensichtlich waren wir die einzige politische Gruppierung, die auf den Bürgerwillen gehört hat." Das Ergebnis spreche für sich. Skeptisch bleibt Forster, ob sich die Kommune bei ihrer angespannten Haushaltslage die Kosten für die Marktstraßenumgestaltung überhaupt leisten könne. Die Planungen stellt er weiterhin grundsätzlich infrage. Vor allem den Aspekt, dass Parkplätze wegfallen und die Geschäfte während der lange Bauphase - um die Straße zu verschmälern und Gehwege zu verbreitern - schwer erreichbar wären, hält er für deren Inhaber wirtschaftlich kaum verkraftbar.

Für die Wolfratshauser Liste kündigte Wirtschaftsreferent Helmut Forster einen Antrag an, bestimmte Investitionsvorhaben zu verschieben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"Wie sollen denn die Leute aus dem Umfeld nach Wolfratshausen zum Einkaufen kommen, wenn es keine Parkplätze gibt?", kritisiert Forster. Eineinhalb Jahre Bauzeit zur Marktstraßenumgestaltung bedeuteten so lange keinen Verkehr durch die Altstadt. "Wie soll das funktionieren?" Außerdem frage er sich, wie die Stadt das mehr als zehn Millionen Euro teure Projekt überhaupt finanziell leisten könne. Schließlich habe die Aufsichtsbehörde den aktuellen Haushalt nur unter der Prämisse genehmigt, dass künftig deutlich mehr Einnahmen weniger Ausgaben gegenüberstünden. "Das wird noch ein heißes Thema", so Forster. Für ihn mache ein interessantes Angebot der Geschäftsinhaber die Altstadt attraktiv, nicht Umbaumaßnahmen allein.

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Gesprächsbereit zeigt sich der Wirtschaftsreferent zwar. Seine Position dürfte aber mit dem von SPD-Stadtratskollegen Schnaller angemahnten "Mut zum Risiko" für eine Marktstraßenumgestaltung kaum vereinbar sein. Der Sozialdemokrat räumt aber ein, mit der Idee, den Marienbrunnen zu versetzen, die Bürger offensichtlich nicht überzeugt zu haben.

SPD-Stadtrat Fritz Schnaller will an den grundsätzlichen Plänen zur Marktstraßenumgestaltung festhalten. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Der Bürgerentscheid zum Standort des Brunnens ist ein Stück Demokratie", sagt Schnaller. "Alles andere ist damit aber nicht infrage gestellt." Die Umgestaltungspläne für die Marktstraße müssten weiter ausgearbeitet werden. Womöglich habe die Stadt die Bürger noch zu wenig einbezogen und müsse vielleicht einen Kompromiss finden. Die Marktstraße umzugestalten und damit attraktiver zu machen, bleibe absolut notwendig. "Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Städten der Region", sagt Schnaller. "Wir müssen hier unbedingt tätig werden." Alle Parkplätze ließen sich aber bei der Neugestaltung nicht erhalten. Weil die Leute heutzutage anspruchsvoller geworden seien und nach einem positiven Aufenthaltserlebnis suchten, gebe es keinen anderen Weg, als die Marktstraße aufzuwerten. Am Untermarkt 10 habe die Stadt mit der neu eröffneten Tourist-Info, dem Kaffeehaus und dem bald folgenden neu gestalteten Stadtmuseum schon Tolles erreicht. "Wir dürfen unseren Optimismus nicht aufgeben", so Schnaller.

An der Debatte kritisiert Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW), dass die Gegner einer Marienbrunnen-Verschiebung aus seiner Sicht oft nur mit Behauptungen argumentierten. Um das marode Kanalnetz zu sanieren, müsse die Marktstraße ohnehin aufgerissen werden, sagt er. Die Zufahrt für Rettungseinsatzkräfte bleibe aber immer gewährleistet. Die Geschäfte könnten auch von der Seite hinter dem Rathaus beliefert werden. Der Aufwertungsprozess für den Markt sei aus einem Bürgerbeteiligungsprozess hervorgegangen. Das jetzige Ergebnis müsse er akzeptieren.

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