Bürgerentscheid:Mehr Sach- statt Symbolpolitik

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Im Vorfeld des Wolfratshauser Bürgerentscheids zum Standort des Marienbrunnens ist die umfassende Kernfrage, wie die Stadt attraktiver werden kann, zu kurz gekommen.

Kommentar von Benjamin Engel, Wolfratshausen

In der Bewertung des Bürgerentscheids könnten es sich Befürworter und Gegner einer Versetzung des Marienbrunnens nun allzu einfach machen. Eben dann, wenn sich die Wolfratshauser Liste um den früheren Bürgermeister Helmut Forster durch das eindeutige Ergebnis für dessen bisherigen Standort so sehr bestätigt sieht, dass sie ihre Opposition gegen die Markstraßenumgestaltung womöglich noch intensiviert. Genauso dürfen sich aber auch die Befürworter der Brunnen-Verschiebung nicht allein darauf zurückziehen, dass es im Bürgerentscheid nur um diesen Baustein ging. Denn dann könnte in Wolfratshausen wieder einmal der schon oft beklagte Stillstand drohen. Und das wäre das falscheste Ergebnis.

Die Debatte im Vorfeld des Bürgerentscheids hat sich letztlich von der reinen Sachfrage, wie die Wolfratshauser Altstadt wieder attraktiver für Geschäftskunden werden könnte, zu sehr abgekoppelt. So konnte die Standortfrage für den Marienbrunnen zum emotional aufgeladenen Symbol werden, die Markstraßenumgestaltung grundsätzlich zu diskreditieren. Denn eigentlich ist es relativ unerheblich für die Planungen, ob der Brunnen nun ein paar Meter mehr hier oder da steht. Für dieses Mini-Problem wurden prinzipiell an anderer Stelle besser angebrachte Diskussionen und Geld verschwendet.

Das eigentliche Problem Wolfratshausens ist nämlich eine wirklich überzeugend kommunizierte Gesamtstrategie. Da mag die Stadt noch so oft betonen, dass mit der Umgestaltung des Untermarkts 10, der dort etablierten Tourist-Info, dem Kaffeehaus und dem bald neu eröffneten Museum ein Anfang gemacht ist. Denn das allein dürfte noch nicht reichen, um die verpassten Gelegenheiten aus der Vergangenheit wie etwa bei der Surfwelle auszugleichen. Das ist schade. Denn Wolfratshausen hätte letztlich alle Voraussetzungen für ein Alleinstellungsmerkmal in der Region gerade auch im Vergleich mit Geretsried - mit der Historie der Stadt und der Flößerei als immateriellem Weltkulturerbe. Diese Chance besser zu nutzen wäre ebenso Aufgabe der Stadt. Dafür müssten aber alle politischen Gruppierungen wirklich an einem Strang ziehen und nach den besten Lösungen suchen.

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