Was Wolfratshausen lebenswert macht, kann man gut von der Andreasbrücke aus sehen: beim Blick auf die Loisach mit ihrem moosüberwachsenen Sebastianisteg, dahinter die Altstadt, über der sich der Bergwald erhebt. Der Fluss mitten durch die Innenstadt ist ein Pfund, mit dem man wuchern sollte. Und deshalb gibt es seit Jahren Pläne, das westliche Loisachufer erlebbarer zu machen. Statt der Parkplätze und Wertstoffcontainer soll dort eine Promenade mit Cafés die Verbindung zur Altstadt herstellen. Dafür müssen allerdings neue Stellplätze her.
Kein Problem, sagt der CSU-Stadtrat Alfred Fraas und präsentiert seine Lösung: eine Brücke mit Monster-Parkhaus auf der Loisach. 264 Stellplätze auf einen Schlag, mehr als genug für die Ufer-Umgestaltung. Gut, der weite Blick auf den Fluss und die Altstadt ist dann futsch. Dafür schaut man aber auf ein 15 Meter hohes Parkhaus mitten auf dem Wasser, und das gibt es nun wirklich in keiner anderen Stadt.
Wolfratshausen:Lokalpolitiker will Monster-Parkhaus auf der Loisach bauen
Platz für 264 Autos, bis 15 Meter hoch, quer über den Fluss: Das schwebt CSU-Stadtrat Alfred Fraas vor. Manche Wolfratshauser sind fassungslos.
Würde Fraas seine Vision in gut sechs Wochen verkünden, wäre das kein schlechter Aprilscherz. Vielleicht hätte sie sich auch auf einer Faschingsveranstaltung gut gemacht. An einem Abend der Wolfratshauser CSU, der Impulse setzen sollte, war sie aber nicht lustig. Für derlei "Gedankenspiele" ist die Altstadtentwicklung einfach zu wichtig. Zumal sie seit Jahren von endlosen Debatten um Parkplätze blockiert wird.
Dass Kritiker den Vorstoß als Zeitverschwendung bezeichnen, ist daher legitim. Schließlich wäre es Aufgabe des Stadtrats, den Beschluss zur Umgestaltung endlich umzusetzen, anstatt über architektonische Fantasien zu diskutieren. Der Klotz, den sich Fraas auf die Loisach träumt, ist in der dringend nötigen Entscheidungsfindung nur ein Klotz am Bein.