Weihnachtsgeschäft:Shoppen im Lockdown

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Die coronabedingte Zwangsschließung trifft die Geschäfte in der Region hart. Die meisten bieten jedoch weiterhin ihre Waren zum Abholen an oder sie liefern. Dabei helfen ihnen auch Erfahrungen aus dem Frühjahr.

Von Benjamin Engel und Konstantin Kaip

Bei Spielwaren Tausend in der Wolfratshauser Innenstadt waren die Auswirkungen des nahenden Lockdowns schon am Montagmorgen zu spüren, als Inhaber Hans Frey aufsperrte. Weil von Mittwoch an alle Geschäfte, die keine Lebensmittel verkaufen, mindestens bis 10. Januar schließen müssen, wollten viele noch die letzte Gelegenheit nutzen, um ihre Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Der "Riesenansturm" habe ihn überrascht, sagt Frey am Vormittag, als sich die Lage ein bisschen normalisiert hat. Dass er das Telefongespräch immer wieder unterbrechen muss, um Kunden zu helfen, zeigt jedoch, dass auch am späten Vormittag noch ganz schön viel los ist.

Der Lockdown trifft den Spielzeugladen hart, den Frey und seine Frau Angela in dritter Generation betreiben. "Gerade die letzten Tage vor Weihnachten sind die allerwichtigsten im Jahr", sagt der Inhaber. Schließlich habe sein Geschäft dann einen klaren Vorteil gegenüber dem Onlinehandel: Die Waren seien verfügbar, Kunden könnten sie gleich mitnehmen, satt von den Paketzustellern abhängig zu sein, "die jetzt kollabieren". Der Lockdown sei ein "schwieriger Einschnitt", sagt seine Frau. "Aber wir haben treue Kunden, die bewusst bei uns einkaufen." Und, das betont sie: "Wir haben ja nicht zu." Die Kunden könnten ihre Waren bis Weihnachten und auch zwischen den Jahren telefonisch oder online bestellen und dann abholen oder auch zu sich nach Hause liefern lassen. Der Spielwarenladen kann auf ein "Click-&-Collect"-System zurückgreifen, das sie beim ersten Lockdown im Frühjahr "schnell aus dem Boden gestampft" hätten, wie Angela Frey sagt. Kunden können online sehen, welche Waren vorrätig sind und diese dann reservieren. Die Mitarbeiter nehmen dann telefonisch oder per E-Mail Kontakt auf. Für das Team sei das zwar mit einem "Riesenaufwand" verbunden, sagt Frey. "Wir sind ja kein Online-Handel, der die Sachen nach Nummern sortiert lagert." Die Waren in den Regalen müssten erst gesucht werden. Auch im Lockdown werde das Team in voller Stärke weiterhin täglich von 9 bis 18.30 Uhr präsent sein. "Wir werden mit Sicherheit mehr Stunden leisten müssen als wenn der Laden offen wäre", sagt Frey.

Die Lieferungen werden zumindest teilweise vom Werbekreis übernommen. Unter dem Motto "WOR bringt's" wird Carolin Wolf wieder Waren für alle Geschäfte der Stadt ausfahren, die Bedarf anmelden. Im Frühjahr haben bereits viele Wolfratshauser diesen Service genutzt. Nun könnten es sogar noch mehr Fahrten werden, glaubt Werbekreis-Chef Hans-Joachim Kunstmann. Mitglieder bekommen zehn Fahrten pro Monat gratis, für alle weiteren zahlen sie einen Unkostenbeitrag. Auch Geschäften, die nicht beim Werbekreis sind, steht der Service gegen Gebühr zur Verfügung. "Die Botschaft lautet ganz klar: Kauft lokal", sagt Kunstmann. "Wir kriegen das schon geregelt." Bei sehr hoher Nachfrage werde man mehr Autos einsetzen.

Auch in Tölz müssen sich Ladenbetreiber umstellen. Maximilian Hauser spricht von einem "harten Einschnitt". Es sei traurig, dass er sein seit 75 Jahren familiengeführtes Männermodegeschäft in der Marktstraße wieder zusperren müsse. Schon das Ostergeschäft sei weggebrochen, nun drohten neue Verluste. Doch auch im Lockdown sei das Verkaufsteam weiter erreichbar: Über soziale Medien oder Telefon nähmen er und seine Mitarbeiter weiterhin Bestellungen an, sagt Hauser. Auch einen Lieferservice bietet das Geschäft im Tölzer Umkreis an. Um einen Online-Shop aufzubauen, sei der Laden mit 130 Quadratmetern allerdings zu klein.

Einen solchen betreibt indes die Parfümerie Wiedemann mit Tölzer Stammsitz und 23 Filialen in München und dem Alpenvorland seit November. Das sei ein dauernder Lernprozess, sagt deren Marketing-Beauftragte Nicole Lindlbauer. Im Online-Shop gebe es noch nicht so viele Marken wie in den Filialen. "Der stationäre Handel ist unser Hauptgeschäft." Für die Kunden bleiben die Mitarbeiter auch im Lockdown telefonisch oder per E-Mail erreichbar. So könnten auch weniger internetaffine Stammkunden bestellen und sich beraten lassen, sagt Lindlbauer. Im Umkreis von 15 Kilometern liefern die Filialen auch aus.

"Wir arbeiten einfach weiter", sagt Petra Schenk von der Tölzer Buchhandlung Winzerer. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Buchhandlung Winzerer in der Tölzer Marktstraße hat für Lieferungen eigens jemanden eingestellt. "Wir werden einfach weiterarbeiten", sagt Inhaberin Petra Schenk. Kunden könnten anrufen oder mailen, um sich beraten zu lassen und zu bestellen. "So gesehen werden wir das schon wuppen." Zum Glück habe sie viele Stammkunden. Das Weihnachtsgeschäft verlagere sich ohnehin immer weiter im Jahr nach vorne, die Kunden könnten auch über den Online-Shop bestellen.

Während der Pandemie sind Brettspiele besonders gefragt. Für das Penzberger Spielzeuggeschäft Purzmurzel ist das "Fluch und Segen zugleich", wie Inhaberin Nicola Eggendorfer Schropp sagt. Denn einerseits verkaufe sie mehr. Andererseits komme es zu Lieferengpässen. Im Moment ist der Kundenandrang noch einmal groß. Doch auch Eggendorfer-Schropp muss heuer mit Verlusten kämpfen. Die Inhaberin des Spielhauses Starnberg hat erst zu Jahresbeginn das Penzberger Geschäft zusätzlich übernommen. Beide Läden waren bereits zu Ostern weiter erreichbar und lieferten im Umkreis von bis zu 30 Kilometern aus. So wird es auch vor Weihnachten und bis Silvester wieder sein. "Wir machen aber wohl nur ein Viertel des normalen Umsatzes", sagt Eggendorfer-Schropp. Im kommenden März wird das Purzmurzel in Penzberg umziehen. Die Inhaberin hofft auf ein gutes Ostergeschäft. Mit Voraussagen ist sie aktuell aber vorsichtig.

© SZ vom 15.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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