Kochel am See:Viel Betrieb am Ufer, aber kein Chaos mehr

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Der Walchensee ist nicht nur bei Stand-up-Paddlern im Sommer sehr beliebt. (Foto: Manfred Neubauer)

An den heißen Sommerwochenenden drängen sich die Ausflügler am Walchensee. Doch die Bürgermeister beobachten insgesamt Entspannungseffekte. Nur das Müllproblem bleibt.

Von Benjamin Engel, Kochel am See/Jachenau

Kommen schönes Sommerwetter und Ferienzeit zusammen, drängen die Ausflügler scharenweise an den Walchensee. Von einem "massiven Andrang an Urlaubern und Naherholern" berichtete die zuständige Kochler Polizei für das dritte Augustwochenende dieses Jahres. Weil sämtliche Parkplätze belegt gewesen seien, hätten viele Erholungssuchende ihr Fahrzeug verkehrswidrig abgestellt, heißt es. Ebenso sperrte das staatliche Forstamt Bad Tölz die mautpflichtige Süduferstraße zwischen Niedernach und Einsiedl am Sonntag zum dritten Mal in diesem Jahr. Das wird nötig, wenn mehr als 1000 Fahrzeuge auf dieser Strecke sind. Besucher können dann nur noch auf den Ausweichstellplätzen in Niedernach und Einsiedl parken.

Ein typisches Bild für den heurigen Sommer oder nur eine Momentaufnahme? "Es ist viel Betrieb am See", sagt der Jachenauer Bürgermeister Klaus Rauchenberger (FWG). Besondere Vorkommnisse habe es im Vergleich zu den massiven Verkehrsproblemen mit Ausflüglern vor zwei, drei Jahren aber in diesem Sommer nicht gegeben. Damals hatten die Kommunalpolitik und Anwohner chaotische Verhältnisse beklagt.

Viel Verkehr, aber weniger Blech: Chaotische Zustände wie noch 2021 blieben diesen Sommerweitgehend aus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Laut Rauchenberger geht es in diesem Sommer bislang relativ gesittet zu. Die an der mautpflichtigen Süduferstraße des Walchensees eingeführte Schrankenlösung habe sich beispielsweise bewährt. "In dem Bereich bleibt das Chaos aus", sagt der Jachenauer Rathaus-Chef. Allerdings würde er sich noch wünschen, dass Ausflügler mit Hinweisschildern an der Bundessstraße 13 bei Wegscheid schon weiträumig darauf hingewiesen würden, wenn die Mautstraße gesperrt sei. "Das fordern wir von Anfang an", sagt Rauchenberger.

Der Ausflugsverkehr und seine Auswirkungen sind schon jahrelang im Fokus einer Debatte. Das 2019 beschlossene Walchenseekonzept soll helfen, die Problematik in den Griff zu bekommen, unter anderem mit Parkgebühren und einem Parkleitsystem, Überwachungen und Kontrollen sowie dem öffentlichen Personennahverkehr. Der Bus vom Kochler Bahnhof, über Urfeld nach Walchensee zum Beispiel fährt nun an Wochenenden im Sommer im Halbstundentakt.

Der Jachenauer Bürgermeister Klaus Rauchenberger wünscht sich Hinweisschilder auf der B 13, wenn die mautpflichtige Süduferstraße am Walchensee gesperrt wird. (Foto: Manfred Neubauer)

Die damit gesteigerte Attraktivität der Linie 9608 trage inzwischen Früchte, berichtet der Kochler Bürgermeister und CSU-Landtagskandidat Thomas Holz. "Sehr erfreulich ist, dass die Nachfrage nach öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bahn und Bus sehr hoch ist." Der Rathaus-Chef bedauert nur, dass derzeit auf der Strecke der Kochelseebahn Schienenersatzverkehr eingerichtet sei, solange dort gebaut werde. Daher sei der Pkw-Verkehr erhöht. "Sicherlich würden bei ,normalem' Schienenverkehr noch mehr auf die Öffentlichen umsteigen", glaubt Holz. Aus Sicht des Bürgermeisters wirken die Maßnahmen des Walchenseekonzepts. "Zustände, wie wir sich noch vor zwei bis drei Jahren erleben mussten, waren bisher noch nicht zu registrieren."

Ungelöst ist laut Koch bislang aber noch das Müllproblem. Vielfach würden Hinterlassenschaften illegal entsorgt, teilt der Kochler Bürgermeister mit. Manche lüden ihren Müll einfach in der Natur ab oder deponierten diesen in den kommunalen Sanitäranlagen. "Generell bereitet uns die Nutzung der Toiletten großes Kopfzerbrechen", so Holz. Einige Nutzer führten offensichtlich "wahre akrobatische Meisterwerke" auf, um die Anlagen bewusst zu verschmutzen oder zu beschädigen. "Manche scheinen dabei wohl jeglichen Funken Anstand zu vergessen", schreibt Holz. Für die Personen, die die Toiletten sauber hielten, sei das teilweise sehr belastend. Ebenso berichtet Holz von vermehrtem rechtswidrigen Campen im Gebiet des Walchensees.

Das Walchenseekonzept zeige Wirkung, sagt auch der Kochler Bürgermeister Thomas Holz. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Allein am dritten Augustwochenende hat die Kochler Polizei 112 falsch geparkte Autos registriert. Zusätzlich gab es zehn Anzeigen wegen Verstößen gegen naturschutzrechtliche Vorschriften. Die Walchenseer Wasserwacht habe mitgeholfen, erneut zwei Stand-up-Paddler von der Insel Sassau zu verweisen. Dort gilt ein naturschutzrechtliches Betretungsverbot. Der Jachenauer Bürgermeister spricht davon, dass die Hochphase der Urlaubs- und Ferienzeit zwar noch andauere. "Im September ist es mit dem Baden am Walchensee aber schnell vorbei, weil der zu kühl wird."

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