Starnberger See:Die Karibik in St. Heinrich

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Schöne Aussichten: Besucher der Beach-Bar entspannen am Sandstrand auf Liegestühlen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Beach-Bar des "Kleinen Seehauses" bietet bodenständiges bis feines Essen - und eine Bobbycar-Bahn. Hunderte kommen täglich hierher - noch mindestens bis zum Beginn der Wiesn.

Von Manuela Warkocz, St. Heinrich

Schuhe abstreifen, Sand spüren, in einen Liegestuhl sinken und der Sonne vor dem Alpenpanorama beim Abtauchen in den Starnberger See zuschauen - schöner kann's in der Karibik auch nicht sein als in der Beach-Bar des Kleinen Seehauses in St. Heinrich. Es war 2012 der erste Sandstrand am See, der neben dem renommierten Fischrestaurant entstand. Eine Liebeserklärung von Inhaber Markus Sulzmann an seine Frau Veronika Tauber.

Sie liebt Sand, kann aber als Gastronomin nicht so oft einen schönen Strand zum Beispiel in Thailand genießen. Also schenkte ihr Sulzmann kurzerhand ein kleines, exotisches Paradies direkt vor der Haustür. Anfangs als Geheimtipp unter Ostufer-Anliegern des Starnberger Sees gehandelt, zieht die Beach-Bar inzwischen auch viele Auswärtige an. An schönen Tagen kommen 600 bis 700 Badegäste, schätzt das Wirtsehepaar. Noch immer lässt sich aber auf dem idyllischen Fleckchen herrlich ein ganzer Sommertag verdösen. Oder nur mal schnell eine Stunde Feriengefühl inhalieren.

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Das beginnt schon mit dem Weg zum Gelände. Es gibt reichlich Parkplätze unter schattigen Bäumen. Dass bisweilen vier Euro Parkgebühr an der Einfahrt kassiert werden, lässt sich verschmerzen, wenn man den Hintergrund kennt. Sulzmann und Tauber haben das 40 000 Quadratmeter große Gelände am Karniffelbach von den Bayerischen Staatsforsten gepachtet. Die Parkeinnahmen verwenden sie, um das Badeareal in Schuss zu halten. Das Rasenmähen übernimmt dabei nach wie vor der Chef persönlich. Man spaziert also ein, zwei Minuten durch den Wald, quert eine schmale Brücke, kommt vorbei am gepflegten Restaurantgarten - und der Blick öffnet sich zum See, wo ein langer Steg ins tiefere Wasser führt. Dann um die Ecke: leise Lounge-Musik, behäbiges Strandleben in der kleinen Bucht, Kommen und Gehen am Kiosk.

Die Beach-Bar läuft mittlerweile so gut, dass Sulzmann das gediegene Restaurant samt Terrasse in den Sommermonaten geschlossen hält, außer für gebuchte Veranstaltungen. Der erfahrene Gastronom hat ein Händchen für Erfolgsrezepte. Ausgebildet als Restaurantfachmann im Hotel Königshof in München war er in exklusiven Häusern in der Schweiz tätig. Er stellte Banketts für Tausende Gäste zusammen und war auch schon Geschäftsführer der Ochsenbraterei auf dem Münchner Oktoberfest. 1995 wagte er die Selbstständigkeit. Sulzmann pachtete das Gasthaus "Fischerrosl" in St. Heinrich. 1996 kam der Kiosk am früheren ADAC-Badegelände dazu, dem heutigen Standort des Seehauses. Aus dem schlichten Holzhaus machte er in viel Eigenarbeit ein schmuckes Lokal mit exzellenter Küche, gerühmt vor allem für seine Fischspezialitäten. Und beliebt für Hochzeiten und andere Festivitäten.

Auf dem Top-Standort hat sich der 54-Jährige mit der Beach-Bar ein zweites Standbein geschaffen. Sulzmann ließ auf gut 50 Quadratmeter feinen "Manchinger Spielsand" aufschütten. Damit der Sand schön sauber bleibt, wird er regelmäßig gesiebt und wieder aufgefüllt. Holzstege ermöglichen den Gang durchs Gelände, ohne dass Sand in die Schuhe quillt. In bester Panoramalage am See stehen 25 - meistens heiß begehrte - Liegestühle, dazwischen lassen sich auf niedrigen Holztischchen Gläser abstellen. Weiter hinten gruppieren sich Biertische unter Schirmen, Platz zum Essen. Denn es empfiehlt sich eher nicht, die heiße Bouillabaisse im Liegestuhl auf den Knien zu löffeln. Die "Bouilla" ist Sulzmanns Spezialgericht, sie wird serviert im Weckglas mit Rouille, einer kräftigen Knoblauch-Mayonnaise, und Weißbrot. Die Fischsuppe holt man sich, wie alle Gerichte und Getränke, an der gut organisierten Küchenausgabe. Das Holzhaus mit vielen bunten Schildern, Dekofischen und handgeschriebenen Kreidetafeln in Surfbrettform wirkt wie eine karibische Strandhütte.

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Die Bezeichnung "Kiosk" hört Veronika Tauber nicht so gern. Das klingt wohl zu sehr nach Pommesbude. Obwohl es auch Pommes gibt, samt Currywurst. Und natürlich Steckerleis. Das gastronomische Konzept orientiert sich aber eher am Restaurant "Zum Kleinen Seehaus": Möglichst regionale Produkte, wenige Gerichte, gern auch mal mit exotischem Touch. Die Renke, gegrillt mit Salat und Baguette, kommt von der Fischereifamilie Hirn aus Ambach, so Sulzmann. Er freut sich, dass er diesen Sommer mit Aek einen befreundeten Koch aus Thailand in der Küche hat. Der ergänzt das sattsam bekannte Thaicurry, das für 19,90 Euro recht teuer ausfällt, um "Pad Kra Pao": eine auch optisch ansprechende Platte mit Rindfleisch, Chili, Gemüse und Reis, gekrönt von einem Spiegelei. Das Ganze wahlweise für 600 Baht oder 15 Euro, samt Stäbchen.

Ordentlich was her machen die Burger, die es auch mit Lachsschnitte gibt. Was nach Sulzmanns Beobachtung gut geht bei Business-Leuten, die mittags mal schnell ein Meeting an die Beach-Bar verlegen und die Hosenbeine hochkrempeln: ein halbes Kilo gegrillte Garnelen, schlicht zubereitet mit Knoblauch, Petersilie, Rosmarin und Zitrone. Wer was Kleineres bevorzugt, ist beispielsweise mit Pflanzerl und Kartoffelsalat gut bedient. Die "Süßen" werden mit Streuselkuchen und manchmal Auszognen verwöhnt.

Bei Bestellung und gleichzeitiger Bezahlung erhält man einen Zettel mit Nummer. Sind die Sachen abholbereit, schallt der Aufruf via Megafon über das Gelände - leider ein kleiner Störfaktor im Paradies, zumal wenn die Küche bei säumigen Abholern ungeduldig wird. Buzzer wie andernorts wären eine Alternative. Den Bar-Aspekt decken die Getränke ab. Die Klassiker Hugo und Sprizz gibt's stilvoll im Glas, Weine offen oder als ganze Flasche. Der Weinkühler dazu lässt sich dekorativ im Sand aufpflanzen.

Angenehm: Jeder darf, keiner muss konsumieren. Man kann sich auch "einfach so" auf der idyllischen Halbinsel am Karniffelbach niederlassen. Das freut Familien oder Großeltern, die in den Sommerferien die Enkel bespaßen. Für die Kleinen ist die Bobbycar-Bahn, eine schräge Ebene mit Sandlandeplatz, die besondere Attraktion. Die Größeren vergnügen sich an den Tischtennisplatten im Wald. Oder ziehen mit Kescher los in der heuer nur kniehoch mit Wasser gefüllten Bucht. Das ist auch der bevorzugte Platz der Teenies. Sie spielen gern Volleyball. Oder belagern den Steg.

Gepicknickt wird neben der Bar auf der Wiese oder am Kiesstreifen. "Das ist völlig ok. Aber die Leute sollen ihren Müll wieder mitnehmen", appelliert Tauber an die Gäste. Nicht mitnehmen sollen sie dagegen das hauseigene Geschirr. Innerhalb von vier Wochen seien mehr als 40 Kaffeetassen verschwunden, jetzt überlege man, auf Mehrwegplastik umzustellen. Was wirklich schade wäre! In anderer Hinsicht ist die Beach-Bar umweltbewusst: Zum Umrühren im Kaffee liegen Holzstäbchen bereit; Strohhalme werden nur auf spezielles Verlangen ausgegeben; bei den Pommes liegt ein Tütchen Ketchup mit auf dem Teller, jedes weitere kostet 30 Cent. "Bei freien Spendern wird oft der halbe Teller vollgemacht, nicht gegessen und dann weggeworfen", so Taubers Erfahrung. Das Personal sei gerne großzügig. Es komme aber auf den Ton an, in dem ein Gast um ein bisschen mehr bittet.

Sulzmann und Tauber wünschen sich einen respektvollen Umgang mit ihren Mitarbeitern. Bis zu zehn Kräfte sind meistens ziemlich gut gelaunt in der Küche tätig, Juniorchef Denis Sulzmann erwirbt sich hier erste Meriten. An schönen Tagen werkeln sie von 11 bis etwa 21 Uhr. "Ein harter Job, wenn du an der Fritteuse 48 Grad hast", verdeutlicht Tauber, was Badewetter für die Küchencrew bedeutet. Doch nach der eher mauen Saison 2017 freuen sich alle über den unvergleichlich tollen Sommer dieses Jahr, der auch in dieser Woche noch anhält.

Im April überraschte das warme Wetter die Wirtsleute. Sie eröffneten geradezu überstürzt für die vielen Stammgäste, die sich nach Strandleben sehnten. Im Spätsommer läuft die Beach-Bar mindestens bis zur Wiesn Mitte September. Oder auch länger, wenn noch ein paar sonnige Wochenenden locken. Veronika Tauber weiß, dass es auch mal wieder ganz miserabel laufen kann. "Der See holt sich sein Wasser wieder", sagt sie. Die Gastronomin erinnert an Pfingsten 2008. Da stand das Wasser im Restaurant wochenlang kniehoch - der Preis für die einmalige Ufernähe.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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