St. Kilian in Bad Heilbrunn:Freistaat saniert Dorfkirche

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Die Kirche St. Kilian in Bad Heilbrunn wird in den nächsten beiden Jahren außen und innen saniert. Geschätzte Kosten: rund 2,6 Millionen Euro. (Foto: Manfred Neubauer)

Weil das barocke Gotteshaus einst als Filiale des Klosters Benediktbeuern gebaut wurde, muss Bayern den Großteil der Kosten von 2,6 Millionen Euro tragen - eine Folge der Säkularisation. Die Arbeiten am Dachstuhl, der Fassade und dem Innenraum sollen bis Mitte 2025 abgeschlossen sein.

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Auf den ersten Blick wirkt St. Kilian in Bad Heilbrunn wie so viele Gotteshäuser in Bayern. Die kleine Kirche wurde 1726 im Barock erbaut, hat schöne Deckenmalereien mit Gesichtern von einst bekannten Einwohnern, viel Stuck und zwei Seitenaltäre, außen liegt rundherum der Friedhof. Und doch ist sie nicht wie die meisten anderen Sakralbauten: Sie gehört quasi dem Freistaat, nicht der katholischen Kirche. "Das ist eher ungewöhnlich", sagt Peter Aumann, Leitender Baudirektor beim Staatlichen Bauamt Weilheim. Für die Sanierung, die in knapp zwei Wochen beginnt und bis spätestens Mitte 2025 abgeschlossen sein soll, muss deshalb auch vor allem der Freistaat aufkommen. Er zahlt drei Viertel der Gesamtkosten von rund 2,6 Millionen Euro.

Das Gerüst um St. Kilian wird in knapp zwei Wochen aufgebaut. Den Plan zeigen Peter Aumann vom Staatlichen Bauamt Weilheim, Pater Karl Bopp und Hanns Michael Küpper vom Architekturbüro Krug-Grossmann (v. li.). (Foto: Manfred Neubauer)

Der Grund für die merkwürdige Baulast liegt genau 220 Jahre zurück. Als Folge der Säkularisation von 1803 übernahm der Staat die Unterhaltspflicht für Kirchen von Klöstern, die durch die Verweltlichung des Kirchenbesitzes ihre wirtschaftliche Grundlage verloren hatten. Und St. Kilian, eine Filiale des Klosters Benediktbeuern, ist da nicht das einzige Gotteshaus dieser Art im Oberland. Allerdings bleibt die Erzdiözese bei der Sanierung nicht ganz außen vor. Sie gibt dafür Finanzmittel an die örtliche Kirchenstiftung, die für ihren Eigenanteil gleichwohl noch auf Spenden angewiesen ist. "Dringend", wie Salesianerpater Karl Bopp sagt, der als Pfarrer die etwa 1700 Gläubige kleine Gemeinde St. Kilian leitet.

"Die Kirche steht ganz gut da", sagt Architekt Hanns Michael Küpper

Vorigen Sonntag fand bereits der letzte Gottesdienst statt, in knapp zwei Wochen beginnen die Renovierungsarbeiten. "Die Kirche steht ganz gut da", sagt Hanns Michael Küpper vom Architekturbüro Krug-Grossmann aus München. Die Voruntersuchungen im vorigen Jahr ergaben ein vergleichsweise harmloses Schadensbild. Ein Grund dafür ist, dass St. Kilian auf einem Hügel errichtet wurde. Deshalb sei man "vom Grundwasser-Problem relativ verschont", so Küpper. Feuchtigkeit, Schimmel, Fäulnis - dies war bei den Proben nur an wenigen Schadstellen zu sehen. 2,6 Millionen Euro sind denn auch nicht viel für eine Sanierung dieser Art. Die Summe dürfte nach der Planung des Münchner Architekturbüros, den Restaurierungskonzepten des Ateliers Landskron aus Regensburg und der Restauratorin Angelika Probst "auskömmlich sein", wie Aumann mitteilt.

Nach dem Gerüstbau wird an den Fassaden und am Dachstuhl begonnen. Das Kirchendach wird nicht neu gedeckt, die historischen Ziegel bleiben erhalten, nur schadhafte werden ausgetauscht. Dafür habe man einen Baustoffhändler gefunden, der solche Ziegel auf Lager habe, sagt Küpper. Auch unterm Dach erwartet die Zimmerer nicht sonderlich viel Arbeit. Sie müssen die Stiege, ein paar Kuppelhölzer, den ein oder anderen Balken erneuern, das war's auch schon. An den Außenwänden seien vornehmlich "Malerarbeiten bis rauf zum Turm" vorgesehen, sagt der Architekt. Zudem müssten Stellen mit abgeblättertem Putz ausgebessert, Flechten und Moose entfernt werden. Bei den Kirchenfenstern gilt es, defekte Gläser zu ersetzen und Rost zu entfernen.

Im Inneren der Kirche muss unter anderem der Putz ab- und neu aufgetragen, die Deckengemälde müssen konserviert werden. Die Kunstobjekte wie das große Kruzifix werden in ein Lager der Kirche St. Tertulin in Schlehdorf gebracht. (Foto: Manfred Neubauer)

Mehr Mühe wartet im Innenraum: Der gesamte Putz muss ab- und neu aufgetragen werden. "Der Putzträger verträgt keine größeren Belastungen mehr, er ist zu schwach für eine neuen Kalkanstrich", erklärt Küpper. Dies sei mit dem Landesamt für Denkmalpflege auch so abgestimmt. Über die Wände hat sich nach der letzten Sanierung von 1985 außerdem eine Grauschicht gelegt, ebenso über die Malereien. Der neue Putz, so der Architekt, wird "im Duktus wie bisher" ausfallen. Was die Gemälde anbelangt, gehe es um eine Konservierung durch den Kirchenmaler, nicht um eine Restaurierung, sagt Küpper. "Mit Farbe wird da nicht mehr eingegriffen." Ob auch der Stuck bearbeitet werde, "oder nur die glatten Wände", wollte Landtagsabgeordneter Martin Bachhuber (CSU) wissen, der sich politisch für die Sanierung eingesetzt hat. "Die Stuckdecke ist gut", erwiderte der Architekt. Dort müsse lediglich "der Ruß heruntergewaschen" werden.

Die Kunstobjekte werden nach St. Tertulin in Schlehdorf ausgelagert

Hinzu kommen noch ein paar andere Arbeiten: Ein Teil der Elektrik, vornehmlich in der Sakristei, wird ausgetauscht, die Beleuchtung der Empore verbessert, die Podeste an den Altären optisch angepasst. Ehe die Sanierung beginnt, bringt das Staatliche Bauamt auch die Kunstobjekte in Sicherheit, das große Kruzifix zum Beispiel, die Kreuzwegbilder. Sie kommen in ein Lager an der Pfarrkirche St. Tertulin in Schlehdorf, für die auch der Freistaat zuständig ist. Dieses Gotteshaus sei ebenfalls vor einigen Jahren saniert worden, sagt Aumann. "Das Klima ist dort stabil."

2026 steht die 300-Jahr-Feier der Kirche St. Kilian an. Um bis dahin auf jeden Fall fertig zu sein, habe man sich einen zeitlichen Puffer gegeben, sagt Aumann. Dem dient auch die zeitliche Zusammenlegung der Außen- und Innenarbeiten am Gotteshaus in Bad Heilbrunn - eine Parallelität, die sonst ungewöhnlich ist. Ob ein Kran aufgestellt wird, ist wegen des kleinen Friedhofsplatzes noch unklar. Ein Lastenaufzug soll an der Südwestseite der Kirche errichtet werden.

Die Katholiken in Bad Heilbrunn müssen ihre Messen und Andachten etwa zwei Jahre andernorts feiern. "Der Großteil wird im Pfarrheim stattfinden", teilt Pater Bopp mit. Außerdem habe man schon "ökumenischen Kontakt" zur evangelischen Kirchengemeinde aufgenommen und Gastfreundschaft signalisiert bekommen. "Wir werden verschiedene Gottesdienstorte einmal ausprobieren", avisiert Bopp.

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