Wechsel an der Rathausspitze:Eine SPD-Hochburg fällt

Lesezeit: 2 min

Am Ende war Stefan Korpans (CSU) Balken doppelt so lang wie der von der amtierenden Bürgermeisterin Elke Zehetner (SPD). "Ein klarer Wahlauftrag", sagt er. (Foto: Manfred Neubauer)

Erstmals in ihrer Geschichte wird die einstige Bergarbeiterstadt Penzberg von einem CSU-Bürgermeister regiert. Stefan Korpan setzt sich in der Stichwahl überraschend klar gegen Elke Zehetner durch - die Genossen sind ratlos.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das Jahr 2020 wird in die Annalen der Stadt Penzberg eingehen. Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte der einstigen Bergarbeiterstadt stellt die CSU den Bürgermeister. Stefan Korpan konnte sich in der Stichwahl mit 66,11 Prozent deutlich gegen die amtierende SPD-Bürgermeisterin Elke Zehetner durchsetzen. Zehetner erhielt 33,89 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 75 Prozent.

Gute Nerven brauchten interessierte Bürger, die die Auszählung der 13 Stimmbezirke online verfolgen wollten. Die Technik spielte nicht mit, der Server gab seinen Geist auf. Immer nur häppchenweise kamen Wasserstandsmeldungen der Kommmune herein. So auch bei Stefan Korpan und seiner Frau Christina. Aber schon bald war klar, dass der 36-jährige CSU-Kandidat deutlich vor Elke Zehetner lag. Korpans Vorsprung war derart komfortabel, dass - noch ehe die Stimmbezirke komplett ausgezählt waren - die Unterlegene telefonisch ihrem Herausforderer zum Wahlsieg gratulierte.

Er sei durchaus nervös gewesen, sagt Korpan, als das Ergebnis feststeht. Gehofft habe er auf seinen Sieg, aber sicher sei er sich natürlich nicht gewesen, auch wenn ihm die anderen Parteien und politischen Gruppierungen ihre Unterstützung zugesagt hätten. Von seinem Abschneiden ist er überwältigt: "Das ist mal ein Wahlauftrag." Anfangs sei er sicherlich von einigen unterschätzt worden. "Aber da sieht man, wie sich das ändern kann", sagt Korpan.

Korpan will die Rathauskollegen kennenlernen. Kein einfaches Unterfangen in diesen Zeiten

In den kommenden Tagen werde es viele Gespräche mit seinem Team geben, erklärt der 36-Jährige weiter. Der politische Wechsel im Mai wolle vorbereitet sein. Nicht nur CSU-intern müsse man sich absprechen, Korpan möchte auch den Kontakt zu den Rathausmitarbeitern suchen. In Zeiten von Corona ein umständliches Unterfangen. "Mir wären persönliche Gespräche lieber gewesen. Da das jetzt nicht geht, muss ich wohl etliche Telefonate führen."

Via Pressemitteilung meldet sich Elke Zehetner noch am Abend zu Wort. "Ich gratuliere Herrn Korpan zum Wahlsieg und wünsche ihm eine glückliche Hand für unsere Stadt und die notwendige Kraft, um die jetzt anstehenden, schwierigen Aufgaben zu bewältigen", schreibt die Bürgermeisterin. Ferner bedankt sich Zehetner bei ihren Wählern, ihrer Familie, dem SPD-Ortsvorsitzenden Bayram Yerli und dem Altbürgermeister Hans Mummert und dessen Ehefrau Evi für "die großartige Unterstützung und dafür, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt haben". Das Amt der Bürgermeisterin habe sie mit viel Freude und Leidenschaft erfüllt. "An dieser Stelle versichere ich Ihnen, dass ich noch alles in meiner Macht Mögliche tun werde, die erforderlichen Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Krise zu ergreifen."

Elke Zehetner (hier bei einer Podiumsdiskussion im Januar) präsentiert sich als faire Verliererin. (Foto: Manfred Neubauer)

Der SPD-Ortsvorsitzende zeigt sich überrascht - Penzberg stehe doch "hervorragend" da

Es sei bitter, dass die Penzberger SPD, die ihr 100-jähriges Bestehen feiern konnte, das Amt des Bürgermeisters verloren habe, erklärt Yerli. Jedoch sei es verfrüht, bereits Rückschlüsse aus dem Wahlergebnis zu ziehen. Dafür bedürfe es einer gründlichen Analyse. "Gleichwohl ist für mich als SPD-Ortsvorsitzender diese Wahlentscheidung sehr verwunderlich", so Yerli. Denn Penzberg stehe "hervorragend" da.

Kommentar zur Penzberger Wahl
:Bewährungsprobe für Korpan

Der Penzberger SPD hat es in den letzten Monaten an Selbstreflexion gemangelt, ihre Niederlage ist selbstverschuldet. Der Politneuling Stefan Korpan (CSU) muss nun beweisen, dass er es besser kann.

Von Alexandra Vecchiato

Während die SPD einen fairen Wahlkampf geführt habe, hätten einige Gruppierungen angefangen, "miteinander gegen die Bürgermeisterin Schmutzkampagnen zu fahren, ohne Rücksicht darauf, was das mit einem Menschen und seiner Familie macht", kommentiert Yerli das Ergebnis der Stichwahl.

Keiner könne mehr leugnen, dass die Penzberger einen Wechsel im Rathaus wollten, sagt indes Korpan. Sein Abschneiden wie auch das Ergebnis der Stadtratswahl am 15. März zeigten, dass eine Mehrheit nicht mehr bereit gewesen sei, so weiterzumachen. Den Wechsel wolle er "intensiv" vorbereiten, betont Korpan. Doch zuvor feiere er mit seiner Frau und den Kindern.

© SZ vom 30.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kommunalwahl in Penzberg
:Elke Zehetner muss in die Stichwahl

Die amtierende Bürgermeisterin von Penzberg erzielt 27,22 Prozent und muss sich am 29. März Stefan Korpan von der CSU stellen, der 24,58 Prozent erreicht.

Von Alexandra Vecchiato

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: