Kommunalwahl in Penzberg:Elke Zehetner muss in die Stichwahl

Kommunalwahl in Penzberg: Elke Zehetner wollte mit der SPD eine Wahlveranstaltung in der Koinschaufe in Penzberg veranstalten. Aufgrund der Verbreitung des Corona-Virus wurde die Veranstaltung jedoch kurzerhand abgesagt. Frau Zehetner hat sich die Wahlergebnisse wohl von zu Hause aus betrachtet. Foto: Harry Wolfsbauer

Elke Zehetner wollte mit der SPD eine Wahlveranstaltung in der Koinschaufe in Penzberg veranstalten. Aufgrund der Verbreitung des Corona-Virus wurde die Veranstaltung jedoch kurzerhand abgesagt. Frau Zehetner hat sich die Wahlergebnisse wohl von zu Hause aus betrachtet. Foto: Harry Wolfsbauer

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die amtierende Bürgermeisterin von Penzberg erzielt 27,22 Prozent und muss sich am 29. März Stefan Korpan von der CSU stellen, der 24,58 Prozent erreicht.

Von Alexandra Vecchiato

Zum ersten Mal in der Nachkriegsgeschichte wird es in Penzberg eine Stichwahl ums Bürgermeisteramt geben. Am Sonntag, 29. März, müssen sich die Bürger der Stadt zwischen der Amtsinhaberin Elke Zehetner (SPD) und ihrem Herausforderer von der CSU, Stefan Korpan, entscheiden. Zehetner kam beim ersten Durchgang auf 27,22 Prozent, Korpan auf 24,58 Prozent. Auf Platz drei liegt Markus Bocksberger von Penzberg Miteinander mit 22,8 Prozent. Die Grünen mit Bürgermeisterkandidatin Kerstin Engel konnten nicht vom Bundes- und Landestrend profitieren. Engel kam auf 11,97 Prozent. Dahinter liegen Armin Jabs (Bürger für Penzberg) mit 9,66 Prozent und Michael Kühberger (Freie Lokalpolitik Penzberg) mit 3,77 Prozent.

Es ist fast mucksmäuschenstill im Café Extra, als die ersten Ergebnisse auf der Homepage der Stadt eingespielt werden. Ein hoher roter Balken verkündet, dass Elke Zehetner vorne liegt. "Das sind erst drei Wahlbezirke von 30", muntert Bärbel Scholz von Penzberg Miteinander die Anwesenden auf. Kurz darauf wird der rote Balken deutlich kürzer. "So gefällt uns das. Das wird schon", spricht Scholz der Truppe Mut zu. Wahrend alle gespannt auf die Leinwand blicken, richtet Markus Bocksberger das Wort an seine Mitstreiter. "Ich möchte allen noch einmal danke sagen. Wir haben alles getan, was man tun kann", sagt er. Aufs Schnellste habe man was aus dem Boden gestampft. Die Gruppierung gibt es erst seit etwa einem halben Jahr.

Derweil sind immer mehr Stimmbezirke ausgezählt. Ein Ergebnis verfestigt sich. Amtsinhaberin Zehetner liegt zwar vorne. Aber ihr ist ein Herausforderer auf den Fersen. Nicht Bocksberger, der lange als Hoffnungsträger galt. Es ist der 36 Jahre alte Stefan Korpan, der noch über keine kommunalpolitische Erfahrung verfügt. Bei ihm im Wohnzimmer hat sich die junge Riege der Orts-CSU eingefunden. Ursprünglich sollte es eine Feier in der "Koinschaufe" geben, weil die Stadt in der Stadthalle eine Wahlparty geben wollte. Doch mit Corona kam alles anders. Alle Veranstaltungen wurden abgesagt. So sitzt man nun auf dem Korpanschen Sofa. Ortsvorsitzender Nick Lisson kommuniziert mit über Computer zugeschalteten CSUlern via Headset. Ab und an bricht es aus ihm raus, wenn wieder ein Bezirk ausgezählt ist: "Ist das krass", ruft er. Oder: "Alter, ich flipp aus." Und: " Das ist historisch." Als das Ergebnis feststeht, gibt es kein Halten mehr. Die Freude ist riesig. Er sei "innerlich überwältigt", sagt Korpan. Dass es knapp werden könnte, hätte man gewusst. Ein Viertel der Penzberger habe ihn gewählt - das beweise, dass es eine Wechselstimmung in der Stadt gebe. "Die restlichen 50 Prozent hole ich auch noch", lacht er.

Weitaus ruhiger geht es bei Elke Zehetner zu. Tagsüber hatte die Bürgermeisterin alle Wahllokale besucht und im Rathaus nach dem rechten gesehen. Kurzfristig hatte die SPD ihr Treffen in der Stadthalle wegen Corona doch noch abgesagt. Nun sitzt sie mit Familie bei Spaghetti Bolognese vor dem Notebook, das Wahlergebnis im Blick "Bis 18.30 Uhr war ich Rathaus, dann bin ich nervös geworden und nach Hause gefahren", sagt sie. Ihr Ergebnis wundere sie nicht. "Mei, bei so vielen Kandidaten war nicht mehr zu erwarten", sagt sie. Als sie 2014 zum ersten Mal als Parteifreie für die SPD antrat, holte sie im ersten Anlauf knapp 54 Prozent. Ihr CSU-Herausforderer Richard Kreuzer kam auf gut 25 Prozent, Wolfgang Sacher (BfP) auf knapp 21 Prozent. Spannend würden die kommenden 14 Tage sein. Die CSU habe einen guten Wahlkampf geliefert. "Einen teuren Wahlkampf." Man werde sehen, ob die Penzberger sich für "jung und unerfahren" oder "erfahren und im Amt" letztlich entscheiden werden. "Bei sechs Personen habe ich dennoch gewonnen."

Er sei gar nicht so unzufrieden, sagt Armin Jabs. Immerhin sei man nahe an den Grünen. Auch wenn es vorab noch Gespräche geben werde, werde man den eigenen Wählern bei der Stichwahl empfehlen, sich für Korpan zu entscheiden, sagt Jabs.

Die Grünen indes werden keine Wahlempfehlung für den 29. März abgeben. Auch wenn Kerstin Engel ganz genau weiß, wo sie persönlich ihr Kreuz machen wird. "Ich bin für einen Führungswechsel", sagt sie. Ansonsten trage sie ihr Ergebnis mit Fassung.

Enttäuscht ist Michael Kühberger. "Das Ergebnis erschließt sich mir nicht." Zumindest zweistellig hätte es sein sollen. Scheinbar habe die Arbeit der FLP im Stadtrat nicht gefruchtet, meint er. Eine Wahlempfehlung werde es nicht geben.

Im Café Extra ist mittlerweile Ernüchterung eingekehrt. "Ich habe mir schon erhofft, in die Stichwahl zu kommen", sagt Bocksberger. Er setzt nun auf das Ergebnis der Stadtratswahl. Um eine Empfehlung abzugeben, müssten noch Gespräche geführt werden.

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