Festival:"Ein unendliches Meer an Möglichkeiten"

Lesezeit: 2 min

"Ein Jazzgeiger, wie man ihn zuvor nicht erlebt hat": Adam Baldych. (Foto: Magdalena Tracz/oh)

Der gefeierte Jazzgeiger Adam Bałdych kommt zu den dritten Jazz-Tagen nach Penzberg. Ein Wochenende lang geht es im Metropol um die Kunst der Improvisation.

Von Stephanie Schwaderer, Penzberg

Jazz ist nicht nur etwas für Menschen mit ergrauten Häuptern. Adam Bałdych war gerade einmal 13, als er sich für den Jazz entschied: "Er gab mir die Freiheit, die ich suchte", zitiert das Magazin Jazz-Fun.de den gebürtigen Polen, der zu den besten Jazzgeigern der Welt gerechnet wird. Entsprechend groß war der Jubel im kleinen Orga-Team der Jazz-Zeche, als die Nachricht eintraf, dass Bałdych die Einladung nach Penzberg angenommen hatte. "Wir kriegen ihn!", freut sich Gisela Geiger. Bei den Jazz-Tagen, die vom 31. Mai bis 2. Juni im Metropol über die Bühne gehen, dürfte der 37-jährige Musiker besondere Akzente setzen und das Alte Kino mit frischer Energie aufladen.

Zum dritten Mal ist es der Jazz-Zeche, einem Ableger des Vereins Kunstzeche, gelungen, ein hochkarätiges und vielseitiges Programm mit international bekannten Bands anzubieten. Das erste Jazz-Wochenende auf Gut Hub gab es zur 100-Jahr-Feier der Stadt 2019. Zur zweiten Runde 2022 kamen laut Geiger etwa 400 Besucherinnen und Besucher - "ein großer Erfolg". Diesmal spielt sich das kleine Festival nicht auf Gut Hub, sondern im einstigen Kino, der neuen Musikschule, ab. "Unsere Sponsoren sind nicht mehr so freigiebig", erklärt Geiger. Im Metropol gebe es jedoch "einen Konzertsaal mit einem ganz tollen Flügel und eine gute Infrastruktur für die Musiker". Bei schönem Wetter werde man Tische und Stühle an den Säubach stellen - "mit Kerzen und Bewirtung, das kann ganz charmant werden".

Charmant ist auch das Duo, das die Jazz-Tage am Freitag, 31. Mai, eröffnet. Fjaril (Schmetterling) nennen sich Aino Löwenmark (Piano, Gesang) aus Schweden und Hanmari Spiegel (Geige, Gitarre, Gesang) aus Südafrika. Gefunden haben sie sich in Hamburg, wo sie seither spielerisch ihr Repertoire entwickeln. Dabei wechseln sie zwischen Folk, Pop, Klassik und Jazz und singen einzeln oder gemeinsam auf Schwedisch, Afrikaans, Zulu und Deutsch. "Liebenswürdig, lebenslustig, einfach gut", fasst Geiger zusammen.

Das Duo "Fjaril" versprüht Lebenslust. (Foto: AnneDeWolff/oh)
"Mario Rom's Interzone" bringt Trompete mit Bass und Schlagzeug zusammen. (Foto: Privat/oh)

Der Samstag, 1. Juni, beginnt traditionsgemäß mit einem Gesprächskonzert (15 Uhr). Rede und Antwort stehen Adam Bałdych und Helge Lien (Piano). Sie sprechen über ihr Spiel mit dem Jazz: Wie funktioniert der Dialog auf der Bühne untereinander und mit dem Publikum? Am Abend lässt sich das Gesagte dann in der Praxis erleben (19 Uhr). "Mit Adam Bałdych hören wir einen Jazzgeiger, wie man ihn zuvor nicht erlebt hat", heißt es im Programm der Jazz-Zeche, "technisch atemberaubende Linien seines Spiels, vergleichbar einem Blechblasinstrument, und mehrstimmige Passagen wie Akkorde eines Pianisten - immer unterlegt von einem etwas rauen, bluesigen Unterton". Bałdych selbst wird zitiert mit den Worten: "Virtuosität bedeutet für mich heute die ausgefeilte Varietät des Klangs voller neuer Farben und verschiedenen Techniken, welche mir beim Experimentieren mit dem Instrument ein unendliches Meer an Möglichkeiten eröffnen."

Gespannt sein darf man auch auf die österreichische Band Mario Rom's Interzone am Sonntag, 2. Juni. Der 34-jährige Trompeter Mario Rom ist bekannt für seine ruhigen und zugleich ideenreichen Soli. Zusammen mit Lukas Kranzelbinder (Bass) und Herbert Pirker (Schlagzeug) erschafft er Klangwelten, die von musikalischer Virtuosität, aber auch skurrilem Humor geprägt sind.

Einzelkarten zu 24/20/14 Euro gibt es über die Homepage der Kunstzeche, ebenso den Festival-Pass für 60/50/40 Euro. "Wir sind nicht teurer geworden", sagt Gisela Geiger. "Wir freuen uns, wenn Jazz-Freunde kommen oder Leute, die sich einfach dafür interessieren, was Jazz bieten kann." Jazz verkörpere die Lust, miteinander Neues zu entwickeln und Grenzen zum Verschwinden zu bringen. Wie es auf dem Flyer heißt: "Wir setzen auf Good Vibrations - gerade jetzt!"

Informationen und Karten unter kunstzeche.de

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Erinnerungskultur in Wolfratshausen
:"Verzeihen kann man nicht"

Eva Umlauf zählt zu den jüngsten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. 1944 wurde sie als knapp Zweijährige in einem der letzten Deportationszüge ins KZ verschleppt. Im Waldramer Badehaus spricht die "Gefühlserbin", wie sich Umlauf nennt, über psychologische Aspekte des Erinnerns.

Von Arnold Zimprich

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: