Nach Probebetrieb:Stadtrat verlängert Ticket-Abo nicht

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Endstation für ein Experiment: Kostenlose MVV-Zeitkarten für den Stadtbus bekommen Wolfratshauser Schüler von September an nicht mehr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für Wolfratshauser Schüler wird es nach September keine kostenlosen MVV-Zeitkarten mehr geben. Eine Unterstützung will ihnen die Stadt aber weiterhin gewähren. Wie sie aussieht, soll im Juli beschlossen werden.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Seit vergangenem Oktober können Wolfratshauser Schüler den Stadtbus kostenlos nutzen, weil die Stadt ihre Zeitkarten zahlt. Das Angebot wird es in dieser Form jedoch im kommenden Schuljahr nicht mehr geben. Der Stadtrat hat am Dienstag einstimmig beschlossen, das Abonnement für die insgesamt 459 Schüler-Zeitkarten beim MVV nicht zu verlängern. Eine Unterstützung soll es jedoch weiterhin geben. In welcher Form dies geschieht, soll nun die Arbeitsgruppe für den Stadtbus erarbeiten. Im Juli soll der Stadtrat darüber entscheiden. Auch die Senioren, die seit Januar bei Bedarf Einzelfahrkarten von der Stadt gestellt bekommen, will der Stadtrat weiterhin unterstützen.

Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung Wolfratshausen) erklärte, war der Beschluss notwendig, weil sich sonst das Abo für die Schüler-Zeitkarten beim Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) automatisch verlängert hätte. Dass das finanziell riskant ist, hatte der Stadtrat bereits kurz nach der Einführung der kostenlosen Tickets realisiert. Im Juli 2019 hatte das Gremium beschlossen, den Stadtbus für alle Wolfratshauser Schüler kostenlos zu machen. Da es beim MVV aber keine Tickets für einzelne Linien, sondern nur für Zonen gibt, musste die Stadt die Zeitkarten erwerben. 459 Schüler machten im laufenden Schuljahr von dem Angebot Gebrauch und bestellten eine Jahreskarte, die - je nach Alter der Nutzer - 424,60 Euro oder 455,40 Euro kostet. Die Stadt musste also mehr als 180 000 Euro für die Tickets zahlen. Die Ausgaben sollten jedoch nur vorgestreckt sein: Weil sie in der Jahresrechnung als Einnahmen für den Stadtbus auftauchen, verringert sich damit der Betriebskostenzuschuss, den die Stadt für die Linien zahlen muss, so die Idee. Ob die Rechnung aufgeht, ist allerdings ungewiss. Denn die Tickets gelten für die gesamte Tarifzone, die Einnahmen beim MVV werden erst aufgrund einer Fahrgastbefragung auf die Linien umgelegt. Deshalb hatte sich der Stadtrat bereits im Oktober die Möglichkeit eingeräumt, das ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Experiment vorzeitig zu beenden.

Der Beschluss, das Abo nicht zu verlängern, hängt auch mit dem 365-Euro-Ticket zusammen, das für Schüler von August an eingeführt und zu einem erheblichen Teil über die Kreisumlage finanziert wird. "Wir müssen uns überlegen, inwieweit wir das 365-Euro-Ticket weiter unterstützen können", sagte Heilinglechner.

Das soll nun die fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe Stadtbus tun. Bis zur Juli-Sitzung des Stadtrats soll sie ein Modell erarbeiten, wie die städtische Unterstützung für Schüler und Senioren bei den Stadtbuslinien 301 und 302 weitergehen soll. Wolfratshauser, die 65 Jahre und älter sind, können seit Januar kostenlose Einzelfahrkarten erhalten. Insgesamt hat die Stadt seitdem 13 920 Tickets an 348 Senioren ausgegeben. Dieses Modell, so war es in der Diskussion am Dienstag herauszuhören, will der Stadtrat wohl beibehalten. Einen Beschluss dazu gibt es aber frühestens in der kommenden Sitzung.

Mit diesem Vorgehen waren alle Stadträte einverstanden. "Niemand hat die Absicht, hier alles abzuschaffen", sagte CSU-Fraktionssprecher Peter Plößl zum Beschluss. "Es ist nur ein formaler Akt, der uns die Möglichkeit gibt, über die Arbeitsgruppe zu einem Ergebnis zu kommen." Die "Isar Card" der 459 Wolfratshauser Schüler gilt ohnehin noch bis September, in den Sommerferien sogar für das gesamte MVV-Netz.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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