Flucht und Asyl:Gemeindesaal vor Belegung

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Bürgermeister Michael Grasl. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Weil Münsing derzeit relativ wenige Flüchtlinge unterbringt, rechnet Bürgermeister Grasl mit baldigen Zuweisungen des Landratsamts.

Von Benjamin Engel, Münsing

Auf Aufforderung des Landratsamts hat die Gemeinde Münsing sogar drei Optionen für eine vorübergehende Flüchtlingsunterkunft genannt. Weil ständig neue Geflüchtete im Landkreis ankommen, dürfte das aber für heuer kaum ausreichen. "Wir rechnen damit, dass wir den Gemeindesaal wieder belegen müssen", so Münsings Bürgermeister Michael Grasl (FW) im Anschluss an die jüngste Gemeinderatssitzung. Ab Spätsommer könne dies nötig sein. Er rechne damit, dort wohl wieder 30 Menschen unterzubringen, wie dies bereits bei der Flüchtlingswelle von 2015 geschehen sei. Dafür müsse die Kommune wieder die komplette Ausstattung organisieren - von Trennwänden, Betten bis zum Wlan-Anschluss. "Wir wollen vorbereitet sein und uns nicht wegducken", so Bürgermeister Grasl.

Denn bereits im Juli könnten laut Landrat Josef Niedermaier (FW) die Kapazitäten des Landkreises in eigenen Unterkünften erschöpft sein. Daher hat er in einer Videokonferenz mit allen 21 Bürgermeistern Ende Juni angekündigt, die Flüchtlinge ab August nach dem "Königsteiner Schlüssel" direkt auf die Kommunen zu verteilen. Dieses Quoteninstrument soll eine gerechte Verteilung sicherstellen. Bislang wendet die Regierung von Oberbayern das Prinzip des "Königsteiner Schlüssels" auf die Landkreise an, was Niedermaier auf die Kommunen übertragen will. Weil Münsing laut den Statistiken (Stand Mitte Juni 2023) zu den Quoten-Untererfüllern zählt, rechnet Bürgermeister Grasl mit baldigen Zuweisungen des Landkreises.

Laut Quote hat Münsing aktuell 62 Flüchtlinge zu wenig

Demnach leben in der Kommune am Ostufer des Starnberger Sees derzeit zehn Asylsuchende, 27 Flüchtlinge aus der Ukraine und fünf Bleibeberechtigte, die keine Wohnung auf dem freien Markt finden. Münsing müsste 62 Personen mehr aufnehmen, um die Unterbringungsquote nach dem "Königsteiner Schlüssel" im Landkreis zu erfüllen.

Wenn der Münsinger Gemeindesaal tatsächlich belegt werden muss, wird sich das direkt auf örtliche Organisatoren von Kulturveranstaltungen auswirken. Theater und Konzerte wie etwa der traditionelle Adventhoagart im Dezember könnten dort dann nicht mehr stattfinden, so Grasl. Für die Bürgerversammlung im September brauche es einen Ausweichort. "Dies wird rechtzeitig bekanntgegeben." Allerdings betonte Münsings Bürgermeister, dass Veranstalter nur temporär eingeschränkt seien, weil das neue Bürgerhaus mit Saal Anfang 2024 eröffne.

Ein Grundstück im Gewerbegebiet ist priorisierter Standort

Als Standort für eine vorübergehende Flüchtlingsunterkunft kommen laut Gemeinderatsbeschluss von April 2023 ein privates Grundstück im Gewerbegebiet am Schlichtfeld 10, eine Fläche des Freistaats östlich des Vereinszentrums am Hartlweg oder der dortige Hartplatz infrage. Das soll das Landratsamt in genau dieser priorisierten Reihenfolge prüfen. Werde sich die Behörde mit dem Eigentümer des Areals im Gewerbegebiet einig, könne die Gemeinde damit vermeiden, dass eigene Flächen und Anlagen für den Breitensport belegt werden müssten.

Zum Standort ist laut den Angaben der Landratsamt-Sprecherin bislang noch nichts entschieden. "Die Verhandlungen und Vorbereitungen laufen noch", sagt Marlis Peischer.

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