Flucht und Migration:Vom Elend ins Notquartier

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Die Leichtbauhalle auf der Tölzer Flinthöhe bietet für 128 Geflüchtete Platz. Die in Wolfratshausen geplante Unterkunft wäre etwas größer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auf der Flinthöhe in Bad Tölz hat das Landratsamt die Asylunterkunft für 128 Menschen fertiggestellt. Bevor die ersten Geflüchteten kommende Woche einziehen, zeigt die Behörde, unter welchen Bedingungen dort gelebt wird.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz

Sommer, Sonne, Sicherheit - aber auch Tristesse. Das erwartet in den kommenden Wochen 128 Flüchtlinge, die in Bad Tölz in der neuen Container-Unterkunft auf der Flinthöhe gleich neben dem Landratsamt einziehen werden. Bevor die letzten Außenarbeiten abgeschlossen werden und die ersten Bewohner hier unterkommen, hat die Kreisbehörde kürzlich die Türen geöffnet und einen Blick ins Innere gewährt, unter welchen Bedingungen die Geflüchteten dort leben werden.

Eines wird bereits unmittelbar deutlich: Es ist nicht mehr als eine absolute Notlösung, diese Leichtbauhalle in Grau, die auf dem sogenannten Kino-Grundstück auf der Flinthöhe seit April dieses Jahres gebaut wurde. Ein Schutz vor Wind und Wetter für jene, die alles verloren oder alles hinter sich gelassen haben, ein Platz zum Schlafen, zum Aufenthalt, zum Waschen und zur Nahrungsmittelaufnahme. Schmucklos, nüchtern, auf das absolute Minimum für das nackte Überleben reduziert - aber eben trotzdem ein sicherer Hafen.

Blick in eine Container-Unterkunft für Geflüchtete, die diesen Sommer in Bad Tölz geschaffen wurde. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Insgesamt sind es zwei Unterkunftsbauten, in jedem von ihnen gibt es 16 Vierbettzimmer, die von einem langen Gang abführen. Möbliert sind diese Zimmer, die etwa 25 Quadratmeter groß sind und ein Fenster haben, mit jeweils zwei metallenen Stockbetten, einem Tisch samt Stühlen und kleinen, schmalen Spinden für das persönliche Hab und Gut. Für die kühleren Nächte oder die kommenden Herbsttage gibt es in jedem Zimmer auch ein Elektroheizgerät. Zwischen den Zimmern gibt es zwar Trennwände, allerdings reichen diese nicht bis unter die Decke. Toiletten, Duschen und Waschmaschinen finden die Bewohner in eigenen, gemeinschaftlich zu nutzenden Sanitärcontainern.

Gemeinsam wird auch gegessen, und zwar in einem Großraum-Speisesaal. 128 Plätze sind hier an Tischen zu je acht Plätzen vorgehalten. Drei Mahlzeiten am Tag werden von einem Caterer dort serviert. Am Eingang der Leichtbau-Anlage gibt es zudem einen weiteren, kleinen Container, in dem der Sicherheitsdienst unterkommt.

Die Gemeinschafts-Sanitärräume. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die ersten Bewohner sollen Mitte der kommenden Woche dort einziehen, voraussichtlich am Mittwoch, 12. Juni, oder Donnerstag, 13. Juni. Sie werden allerdings keine Neuankömmlinge im Landkreis sein, sondern Geflüchtete, die bisher in der Turnhalle der Mittelschule Geretsried untergebracht sind. Diese Turnhalle soll weiterhin als Erstaufnahme-Unterkunft dienen, genauso wie die Mehrzweckhalle in Wolfratshausen-Farchet.

Ein langer Gang führt zu den Zimmern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Auch wenn an der Flinthöhe nun 128 Geflüchtete eine Bleibe finden werden, ändert dies nichts an dem generell großen Mangel an Unterkunftsmöglichkeiten. Denn weiterhin wird dem Landkreis alle zwei Wochen ein Bus mit 50 Geflüchteten zugeteilt, die irgendwo wohnen müssen. Weil trotz mehrfacher Appelle in den vergangenen Monaten nicht alle Landkreiskommunen ausreichend Unterkünfte oder Bauplätze für Container bereitstellten, hatte Landrat Josef Niedermaier (FW) kürzlich angekündigt, Ende August damit zu beginnen, Flüchtlinge nach dem "Königsteiner Schlüssel" direkt den Gemeinden zuzuweisen. Der Königsteiner Schlüssel ist ein Quotensystem für die Verteilung von Flüchtlingen, das von der Regierung von Oberbayern auf die Landkreise angewendet wird und der nun eben an die Gemeinden weitergegeben wird.

Für 128 Flüchtlinge wurde 2023 neben dem Tölzer Landratsamt eine neue Container-Unterkunft für Flüchtlinge geschaffen. (Foto: Harry Wolfsbauer)
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