S-Bahn München:Lokführer verhindern Zusammenstoß

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Auf der S 7 profitieren Fahrgäste künftig auch im Winter von einem durchgehenden 20-Minuten-Takt zwischen circa 9 und 19 Uhr. (Foto: Hartmut Pöstges)

Auf der Linie S 7 kommen zwei S-Bahnen auf eingleisiger Strecke nur 150 Meter voneinander entfernt zum Halten. Wie konnte es zu dieser gefährlichen Situation kommen?

Von Benjamin Engel, Icking/Wolfratshausen

Nur der Zufall und zwei Lokführer haben vergangene Woche wohl verhindert, dass es im Großraum München zu einer folgenschweren Kollision zweier S-Bahnen gekommen ist. Auf der eingleisigen S-Bahn-Strecke zwischen Icking und Wolfratshausen waren am vergangenen Donnerstagabend gegen 21 Uhr zwei Züge aufeinander zugefahren. Sie konnten gerade noch etwa 150 Meter voneinander entfernt zum Halten gebracht werden. Dass die beiden S-Bahnen zu dem Zeitpunkt verhältnismäßig langsam fuhren, lag offenbar an einer vorangegangenen Warnung über Personen im Gleis waren. Nach Angaben der Deutschen Bahn wurde bei der Notbremsung kein Passagiere in beiden Zügen der S 7 verletzt.

Wie konnte es zu dieser gefährlichen Situation kommen? Dazu ermittelt gerade noch die Bundespolizei. Bislang spricht wohl einiges dafür, dass der Lokführer in der S-Bahn Richtung Wolfratshausen an der Station Icking ein Haltesignal missachtet hat. Das teilt Wolfgang Hauner, der Sprecher der Bundespolizei München, am Montag mit.

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Der entgegenkommende Zug sei in Wolfratshausen planmäßig abgefahren. Etwas südlich von Icking haben sich die Lokführer dann wohl gegenseitig sehen und rechtzeitig bremsen können. "Wir sind froh, dass das so abgelaufen ist", so Hauner. Trotz der gefährlichen Situation sagt er: Ein konkretes Unfallrisiko habe nicht bestanden.

Die Bundespolizei ermittelt bislang wegen Gefährdung des Bahnverkehrs aufgrund persönlichen oder technischen Versagens. Laut ihrem Sprecher könnte ein Hintergrund des Vorfalls aber eben auch sein, dass kurz zuvor Personen auf dem S-Bahn-Gleis gemeldet worden waren. Für beide Lokführer sei angeordnet worden, ihre Geschwindigkeit auf weniger als 40 Stundenkilometer zu reduzieren.

Dieser Langsamfahrbefehl könne zu Missverständnissen geführt haben und der Lokführer aus Icking zu früh losgefahren sein, so Hauner. Allerdings sei auch festgestellt worden, dass eine Weiche auf der Strecke beschädigt gewesen sei. Ob dies zum gefährlichen Geschehen beigetragen haben könnte, werde ebenfalls ermittelt.

Bis die genauen Hintergründe des Vorfalls geklärt sind, kann es laut Hauner noch einige Wochen dauern. Elektronisch ausgewertet werden unter anderem die Fahrtenschreiber der S-Bahn-Züge.

Weil derzeit noch Untersuchungen laufen, äußert sich die Deutsche Bahn noch zu keinen Details. Ein Sprecher teilt mit, dass das Unternehmen den Sachverhalt momentan noch prüfe. Er stellt allerdings klar, dass es aus seiner Sicht keinen Beinahe-Zusammenstoß gegeben habe.

"Richtig ist, dass zwei S- Bahn-Züge unweit südlich des Bahnhofs Icking in langsamem Tempo auf dem gleichen Gleis in sicherem Abstand voneinander zum Stehen gekommen sind", sagt der Bahnsprecher. Die Fahrgäste hätten die Züge auf freier Strecke verlassen können. Vom Ickinger Bahnhof aus hätten sie ihre Reise dann mit Bussen fortsetzen können.

Die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) hatte unlängst gefordert, einen zweigleisigen Ausbau etwa auch der Linie S 7 überprüfen zu lassen. Zu dieser Forderung äußert sich der Bahnsprecher nicht.

© SZ vom 10.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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