Körperverletzung oder Vortäuschung einer Straftat:Neue Runde im Google-Streit

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An dieser Stelle auf Hans Urbans Hof in Oberherrnhausen hat sich im Oktober 2019 der nun strittige Vorfall ereignet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit einem Gegengutachten will der Landtagsabgeordnete Hans Urban belegen, dass er tatsächlich umgefahren wurde

Von Florian Zick, Wolfratshausen/Eurasburg

Es ist ein Fall mit einer unerwarteten Wendung: Nach einem Streit mit dem Fahrer eines Google-Kamerawagens auf seinem Hof in Oberherrnhausen hatte der Landtagsabgeordnete Hans Urban (Grüne) im Oktober 2019 Anzeige wegen Körperverletzung gestellt. Nun soll er selbst 10 500 Euro bezahlen - wegen Vortäuschens einer Straftat. Die Münchner Staatsanwaltschaft glaubt, dass Urban nicht umgefahren wurde, sondern sich eher hat hinfallen lassen. Ein biomechanisches Gutachten des renommierten Forensikers Jochen Buck belastet Urban dabei schwer. Gegen dieses Gutachten will Urban nun aber vorgehen.

Hans Urban hat von dem Vorfall auch selbst Bilder gemacht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Eigentlich hätte sich der 42-Jährige bis Ende dieser Woche entscheiden müssen, ob er die gut 10 000 Euro bezahlt und so einer öffentlichen Verhandlung entgeht. Sein Anwalt Andreas Hofreiter hat beim Wolfratshauser Amtsgericht jedoch eine Verlängerung dieser Frist um zwei Wochen beantragt. Urban will mit einem Gegengutachten beweisen, dass er bei der Auseinandersetzung auf seinem Hof tatsächlich von dem Google-Auto umgestoßen worden ist. Man werde das bestehende Gutachten deshalb von einem anderen Experten auf Plausibilität prüfen lassen, sagte Hofreiter am Donnerstag.

Damit zieht sich die Entscheidung in diesem Fall weiter hin. Für einen Landtagsabgeordneten sei das "natürlich nicht die Öffentlichkeit, die man unbedingt sucht", so Rechtsanwalt Hofreiter. Sein Mandant sei von seiner Unschuld aber immer noch absolut überzeugt. "Da unternimmt man dann eben auch alles, um am Ende Recht zu bekommen", sagte Hofreiter. Als Ansatzpunkt haben Urban und Hofreiter dafür ein paar Stellen auf den Videos ausgemacht, die dem biomechanischen Gutachten zu Grunde liegen. Zum einen hat die Dachkamera des Google-Fahrzeugs den Vorfall mitgeschnitten, zum anderen hat auch der Google-Fahrer selbst mit seinem Smartphone mitgefilmt. An einer Stelle komme das Gutachten aber zum Schluss, dass sich das Auto in dem Moment gar nicht bewegt habe, "dabei schleichen sich im Hintergrund ein paar Pflastersteine aus dem Bild", so Hofreiter. Und auch an anderen Passagen passten Bilder und Auswertung für ihn nicht zusammen. "Das ist einen zweiten Blick wert", findet Hofreiter.

Der Landtagsabgeordnete Urban und der Google-Fahrer waren im Oktober vergangenen Jahres aneinander geraten, als der Kamerawagen einen Kiesweg auf Urbans Bauernhof kartieren wollte - eigentlich ein reiner Privatweg. Urban stellte sich dem Auto deshalb in den Weg. Im Lauf der Auseinandersetzung sind dann die drei Stürze passiert, von denen Urban sagt, er sei dabei angefahren worden. Gut möglich, dass dieser Sachverhalt nun doch noch öffentlich vor Gericht geklärt werden muss - je nachdem, was das Gegengutachten ergibt.

© SZ vom 04.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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