Beliebte Ausflugsstrecke:Kesselberg wird für Motorradfahrer gesperrt

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Der Kesselberg ist bei Motorradfahrern beliebt. Drei von ihnen sollen sich dort am Freitag ein Rennen geliefert haben. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Um die Unfallzahlen zu senken, dürfen Biker von diesem Samstag an nachmittags und abends nicht mehr auffahren. Auch Lärmmessungen werden vorgenommen.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Seit Jahren wird versucht, die Raser auf der Kesselbergstrecke auszubremsen. Bauliche Maßnahmen wie Rüttelstreifen oder Fahrbahnteiler haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Die Unfallzahlen sind unverändert hoch, um die 30 sind es jedes Jahr. Schwere Unfälle werden zu 91 Prozent von Motorradfahrern verursacht, und das meist zwischen 15 und 22 Uhr. Das hat eine Analyse der Unfallkommission ergeben, der Vertreter von Landratsamt, Polizei und Staatlichem Bauamt Weilheim angehören. Die Verkehrsexperten haben Daten der vergangenen fünf Jahre ausgewertet - und nun mit einer temporären Sperrung für Motorradfahrer reagiert: Vom 1. April bis 31. Oktober ist die Auffahrt auf den Kesselberg täglich zwischen 15 und 22 Uhr nicht mehr erlaubt. Dies gilt auch an Wochenenden und Feiertagen. Anlieger können gegebenenfalls ausgenommen werden; sie müssen sich im Landratsamt melden.

Die Regelung, die von diesem Samstag, 1. April, an in Kraft tritt, gilt vorerst für einen Probezeitraum bis 31. Oktober 2024. Dann sollen die Effekte analysiert werden. "Die zeitlich begrenzte, tägliche Sperrung der Bundesstraße für Motorradfahrer über ein halbes Jahr hinweg, ist aus Sicht der Unfallkommission verhältnismäßig", sagt Georg Fischhaber, Leiter der Verkehrsbehörde im Landratsamt. Weil nicht nur die vielen Unfälle am Kesselberg ein Problem sind, sondern auch die Belastung für die Anwohner durch den Motorradlärm, sollen im Mai Lärmmessgeräte aufgestellt werden, die ähnlich funktionieren wie Geschwindigkeitsmessgeräte. "Wer zu laut ist, bei dem geht der Daumen runter", erklärte Bürgermeister Thomas Holz (CSU) im Gemeinderat.

Tatsächliche Zahlen statt subjektive Lärmbelastung

Die Dezibel-Werte würden nicht angezeigt, weil Erfahrungen gezeigt hätten, dass sich "manche einen Spaß gemacht und mithilfe der Anzeigen ein regelrechtes Wett-Lärmen veranstaltet haben", sagte Holz. Genau gemessen würden die Dezibel aber freilich schon. Statt subjektiv wahrgenommener Lärmbelastung könne man so auf tatsächliche Zahlen zurückgreifen.

Flankierend dazu gibt es eine Aktion des ADAC, an der sich die Gemeinden Kochel, Benediktbeuern und eventuell Schlehdorf beteiligen: Unter dem Motto "Leise kommt an", sollen Banner und Schilder mit entsprechenden Appellen an den Zufahrtsstraßen aufgestellt werden. "Leise fahren, Lärm ersparen", soll darauf etwa zu lesen sein. Oder "Respekt zeigen, leise fahren". "Hardcore-Racer wird man damit nicht beeindrucken", sagte Holz. Aber vielleicht ließen sich Hobbyfahrer durch die Aktion zu leiserem Fahren bewegen.

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