Jugendförderung in Bad Tölz:Ein Netzwerk für sozialen Frieden

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Das Programm erläuterten (v.l.) Sozialplaner Franz Späth, Bürgermeister Ingo Mehner, Theaterpädagogin Clara Baumgartner und Bernd Gassl von der Tölzer Jugendförderung. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Theaterprojekt "Wir 2024", Workshops mit einer italienischen Frauen-Band, dazu viele Klassiker: Die Kommunale Sozialplanung in Bad Tölz stellt ein buntes Programm für Kinder und Jugendliche auf die Beine. Angebote gibt es aber auch für andere Altersgruppen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

"Soziale Netzwerke helfen für den sozialen Frieden in der Stadt, das ist tatsächlich so", sagt Franz Späth. Als Leiter der kommunalen Sozialplanung obliegt es ihm, eines solches Miteinander in Bad Tölz zu schaffen. Stadt und Vereine, soziale Organisationen und kirchliche Einrichtungen soll er in ihrer Sozialarbeit verknüpfen. Diese Klammer ist für Bürgermeister Ingo Mehner (CSU) "unsere große Stärke in Tölz". Damit werde erreicht, dass nicht jeder Akteur alles anzubieten versucht - und alle nebeneinander arbeiten. Ein wichtiger Bestandteil bleibt die Jugendförderung, die dieses Jahr wieder ein paar neue Angebote im Programm hat. Dazu zählt vor allem ein inklusives und partizipatives Theaterprojekt für 13- bis 18-Jährige, das Theaterpädagogin Clara Baumgartner im Zuge ihrer Ausbildung leitet.

"Wir 2024": So heißt dieses Projekt in aller Kürze. Auf die Kinder und Jugendlichen warten keine festen Rollen und Texte, sie entwickeln alles selbst. "Ich gebe nichts vor", erklärt Clara Baumgartner, die früher als Gymnasiallehrerin tätig war und auch ausgebildete Tanzpädagogin ist. Die Treffen - einmal pro Woche für zwei Stunden - sollen in einem "offenen und freieren" Raum außerhalb der Schule über die Bühne gehen. Sie richten sich vornehmlich an Heranwachsende, die nicht eben in einem sozial oder finanziell gesicherten Umfeld aufwachsen. Der nächste Schnuppertermin findet am Montag, 29. April, 18 bis 20 Uhr, im Jugendcafé statt. Dort kann man sich anmelden oder auch einfach vorbeikommen. Es sind noch Plätze frei.

Im Tölzer Jugendcafé mit seinem Saal findet viele der Kreativangebote im Jugendprogramm statt. Neu ist diesmal das Theaterprojekt "Wir 2024". (Foto: Manfred Neubauer)

Den jungen Teilnehmenden soll das Theater-Vorhaben die Chance geben, Erfahrungen zu sammeln. Soziale Fertigkeiten, denn Theater habe nun mal ein großes Potenzial für die Persönlichkeitsentwicklung, sagt Baumgartner. Dann auch kulturelle, künstlerische, ästhetische Erlebnisse. Und schließlich geht es im Inhaltliches, genauer gesagt: um die Zukunft. "Wie wir Zukunft gestalten, worauf sich Jugendliche freuen, wovor sie Angst haben", so die Theaterpädagogin. Eine große Rolle spielt dabei auch das Thema Natur: "Es gibt hier viele Räume für Inspiration und Wissenserwerb."

Am Ende soll eine Aufführung stehen, wenn die Kinder und Jugendlichen dies wünschen. Denkbar wären laut Baumgartner sogenannte "Urban Interventions". Also diverse "Performances in der Stadt, ohne dass sie angekündigt werden, in der Art von Flashmobs". Das Projekt findet in Kooperation mit der AWO-Migrationsberatung, dem Verein Brücke Oberland und dem Zentrum für Umwelt und Kultur in Benediktbeuern statt. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aus dem "Kultur macht stark-"Programm.

Trommeln, Tanzen, Theater und Gesang mit der Frauen-Band "Gen Verde"

Eine zweite Neuigkeit im Jugendprogramm: Zusammen mit der italienischen Frauen-Band Gen Verde gibt es Workshops am Samstag, 18. Mai, von 9.30 Uhr an, in der Tölzer Sportjugendherberge. Die Idee dazu kam von Hedi Daniel, einer kirchlichen Mitarbeiterin. Die Musikerinnen stammen aus der katholischen Fokolarbewegung, die 1943 gegründet wurde und sich für ein friedvolles Miteinander einsetzt. Zwölf- bis 18-Jährige können in der Jugendherberge zunächst bei Workshops mitmachen: Trommeln, Tanzen, Theater, Gesang. Am Ende gibt es einen gemeinsamen Auftritt mit der Band. Anmeldeschluss ist am Samstag, 27. April. "Damit wollen wir die Kinder und Jugendlichen gewinnen, die sonst ein wenig weg vom Angebot sind", sagt Späth.

Zu den Klassikern des Tölzer Jugendprogramms gehört das Projekt "Juca Sound", das Solomon Solgit leitet. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Zu diesem Sortiment zählen auch dieses Jahr wieder Klassiker wie "Open House Sport" mit Boxen, Zumba, Yoga, Freestyle- und Fun-Bike. Oder "Juca Sound", bei dem Jugendliche zusammen mit Projektleiter Solomon Solgit eigene Songs produzieren, in einem Tonstudio aufnehmen und dann aufführen können. Neu ist das Angebot "Fit for Life" mit Hauswirtschafterin Barbara Benedikt. Junge Leute sollen in der Lehrküche im Jugendcafé das Einmaleins des Kochens, Backens und Einkaufens lernen. Dafür kann man sich schon anmelden, der Start ist noch unklar. Ebenfalls vorgesehen sind wieder der Tölzer Spieletag am 15. Juni im Franziskanergarten und die 4. Tölzer Radl-Rallye am 13. Juli.

Im Bürgerhaus im Lettenholz gibt es bald auch ein Seniorencafé

In seiner Quartiersarbeit im Lettenholz hat Bernd Gassl von der Tölzer Jugendförderung noch andere Altersgruppen im Visier. Zusammen mit der Caritas-Kontaktstelle "Alt & Selbständig" lädt er ab 17. Mai in ein Seniorencafé im Bürgerhaus ein, das immer freitags von 13.30 bis 15.30 Uhr geöffnet ist. Ältere Leute könnten dabei "ins Gespräch kommen, Nachbarn kennenlernen, vielleicht entsteht auch eine Selbsthilfe", hofft Gassl. Obwohl Lettenholz und General-Patton-Straße als eher junger Stadtteil gelten, lebten dort auch mehr als 250 Senioren. "Das ist auch ein Projekt gegen Einsamkeit", sagt Späth. Ausdrücklich bedankte sich der Kommunale Sozialplaner für die "grundsätzliche Haltung des Dankes" bei Stadt, Stadtverwaltung, Stadträten in Bad Tölz. "Wir können nur gut arbeiten, wenn wir diesen Rückhalt haben. Und den spüre ich sehr deutlich."

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