Innovation in Penzberg:Biber-Disko am Kirnberger See

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Walter Heußler, Biber-Beauftragter des Landkreises Weilheim-Schongau, und Erfinder Martin Thoma (vorne) demonstrierten 2021 ein Biberschreckgerät am Kirnbergsee. (Foto: Manfred Neubauer)

Um Dammschäden zu vermeiden, setzt die Kleinstadt auf ein Technik-Kästchen mit LED-Leuchten und Geräuscheffekten

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Es ist noch nicht lange her, da brach ein Fischer am Dammweg auf Höhe des Zulaufs zwischen Hubersee und Kirnbergsee ein. Der Mann wurde dabei verletzt. Für das Loch, das sich unvermittelt unter ihm auftat, ist ein Biber verantwortlich. Damit das größte Nagetier des Kontinents nicht noch mehr Schäden am Damm anrichtet, setzt die Stadt Penzberg auf Vergrämung, sprich: Mit Lichtsignalen und Geräuschen sollen die Biber künftig vergrault werden. Zwölf entsprechende Geräte hat die Stadt erworben, die der Bauhof entlang des beliebten Spazierwegs installieren wird.

Der Biber ist ein Landschaftsarchitekt. Er fällt Bäume und baut Dämme in Fluss- und Bachbetten, auf dass kleine Seen entstehen. Doch nicht alles, was er mit seinen scharfen Zähnen und seinem Fleiß erschafft, gefällt den Menschen. Im Bereich der Seen um Gut Hub sind nach Angaben von Walter Heußler, Biberbeauftragter des Landkreises Weilheim-Schongau, bis zu zwölf Biber unterwegs. Damit sei dieser Lebensraum gesättigt. Eine Lösung muss her, was nicht einfach ist. Der Biber fällt nicht unter das Jagdrecht, er darf nicht einfach so geschossen werden. Wie der Wolf gilt er als besonders schützenswert.

Biber-Berater Walter Heußler mit einem ausgestopften Exemplar. (Foto: N/A)

Der Biber sei zweifelsfrei wichtig für das Ökosystem, sagte Zweiter Bürgermeister Markus Bocksberger (PM) beim Ortstermin. Aber wo der Baumeister in zerstörerischer Weise auf die Infrastruktur des Menschen treffe, müssten Kompromisse gefunden werden. Einen solchen Kompromiss bietet Martin Thoma, Chef der Firma Naturtech-Oberland. Er entwickelt Geräte, die Wildtiere von sensiblen Bereichen fernhalten sollen, etwa Kitze von Wiesen oder Wildschweine von Maisfeldern. Auf Bitten Heußlers hat er seine Kitz-Vergrämung weiterentwickelt und auf den Biber angepasst. Nähert sich ein Tier einem Kästchen, das mit Batterien betrieben wird, werden über einen Bewegungssensor blaublinkende LED-Lichter und verschiedene Geräusche ausgelöst. "Nach dem Zufallsprinzip", sagte Thoma. So können sich die Biber nicht an die "Störung" gewöhnen, andere Wildtiere würden nicht verschreckt werden. Laut Heußler ist es nicht Ziel, die Nager dauerhaft aus ihrem Lebensraum am Hubersee zu vertreiben, sondern sie "lokal" abzuhalten, weitere Schäden zu verursachen. Dass das funktioniert, konnte Thoma bei Probeläufen seines Geräts mit der Wildkamera beobachten: "Der Biber erschrickt."

© SZ vom 05.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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