Reden wir über:Wasserpreise in Icking

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Verena Reithmann ist Bürgermeisterin in Icking. (Foto: Hartmut Pöstges)

Bürgermeisterin Verena Reithmann erklärt, wie Landwirten als Großverbrauchern geholfen werden soll.

Interview von Susanne Hauck, Icking

Deutschlandweit ging es vergangenes Jahr durch die Presse: Mit 3,88 Euro für den Kubikmeter Wasser hat die Gemeinde Icking die teuersten Wasserpreise. Die Gebührenerhöhung war wegen der kostspieligen Reparatur der maroden Leitungen notwendig geworden. Wütende Milchviehhalter liefen daraufhin im Rathaus Sturm: Sie hatten Nachzahlungen von mehreren Tausend Euro zu leisten und sahen sich angesichts der jetzt doppelt so hohen Preise in ihrer Existenz bedroht. Viel Wasser sparen können sie nicht, ihre Kühe brauchen die Flüssigkeit, im Sommer bis zu 150 Liter am Tag. Die Gemeinde versprach, sich etwas einfallen zu lassen. Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) erklärt, was seither geschehen ist.

SZ: Frau Reithmann, hat sich die Aufregung über die Erhöhung der Wassergebühren mittlerweile gelegt?

Verena Reithmann: Wenn man als Maßstab nimmt, ob Bürgermeisterin oder Verwaltung noch häufig auf die Wassergebühren angesprochen werden, dann kann man sagen, dass sich die Aufregung gelegt hat. Aber nur, weil wir nichts hören, heißt das vielleicht nicht, dass die Aufregung nicht noch da ist. Der finanzielle Druck bei den Landwirten hat sich ja nicht aufgelöst.

Große Wasserabnehmer, insbesondere die Milchviehbauern, sind durch die erhöhten Gebühren besonders betroffen. Haben Milchviehbauern seitdem ihren Betrieb aufgeben müssen?

Nein, eine Betriebseinstellung gab es in diesem Zeitraum nach meiner Kenntnis nicht.

Der Gemeinderat will den Bauern unter die Arme zu greifen. Was wurde beschlossen?

Wir haben im November ein Wasserschutz- und Landschaftspflegeprogramm auf den Weg gebracht, das aus unterschiedlichen Maßnahmen besteht und schrittweise entwickelt werden soll. Die Gemeinde möchte damit einen Beitrag dafür leisten, dass die bäuerlichen Familienbetriebe mit Sitz in Icking weiterhin wirtschaften, unsere Kulturlandschaft im Sinne der Erholung pflegen können, und die Lebensgrundlagen wie saubere Luft, sauberes Wasser, gesunde Böden und Biodiversität erhalten und verbessert werden.

Welche Maßnahmen beinhaltet dieses Programm genau?

In einem ersten Schritt hat der Gemeinderat für die Jahre 2022 und 2023 zwei Sachen beschlossen: Eine Nothilfe für rinderhaltende Betriebe und eine Prämie für den ressourcenschonenden Umgang mit Trinkwasser. Die Nothilfe wird geleistet, weil die Betriebe im letzten Jahr eben nicht nur mit einer Erhöhung der Wassergebühren, sondern besonders auch der Energiepreise getroffen wurden. Die Prämie wird gezahlt, wenn bei den Betrieben mit Großviehhaltung eine angemessene Regenwassernutzung geschaffen und erhalten wird.

Angemessene Regenwassernutzung: Was heißt denn das, was können die Landwirte tun?

Die Nutzung von Regenwasser dient dem ressourcenschonenden Umgang mit dem wertvollen Gut Trinkwasser. Daneben stellt eine Zisterne eine sinnvolle Form der privaten Regenwasserbewirtschaftung dar. Da bei unserer schwierigen topographischen und versickerungstechnischen Situation in Icking gerade auch die großen versiegelten Flächen der Höfe die allgemeine Regenwasserinfrastruktur belasten können, sind die privaten Zisternen an dieser Stelle auch im Sinne der Allgemeinheit wertvoll.

Können Nothilfe und Prämienmodell die finanzielle Differenz bei den Bauern ausgleichen?

Die Bauern erhalten maximal 35 Euro pro Großvieheinheit, das entspricht ungefähr einem ausgewachsenen Rind, und maximal 300 Euro für eine Zisterne, je nach Größe. Das hilft, aber deckt in keinem Fall die Kostensteigerungen ab, die die Bauern erleben, aber nicht im Milch- oder Fleischpreis weitergeben können.

Gibt es erste Reaktionen darauf?

Die Bauern haben ihre Anträge eingereicht. In einem zweiten Schritt müssen noch beihilferelevante Angaben abgefragt werden und dann kann die Gemeinde die Summen auszahlen.

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