Veranstaltung in Icking:Ideen und Inspirationen für die Energiewende zuhause

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Bei einem sogenannten Energietag konnten in Icking Privathäuser und ihre individuellen Lösungen zur Selbsterzeugung von Strom und Wärme besucht werden. Hier ein Haus mit normalen Photovoltaik-Paneelen (rechts) und einer sogenannten Hybrid-Photovoltaik-Anlage mit Wasserführung (links). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Einen Tag lang können sich Interessierte durch Vorträge und Anschauungsobjekte über Möglichkeiten informieren, Strom und Wärme selbst zu erzeugen.

Von Miriam Kinzl, Icking

Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg, der einhergehenden Energiekrise und dem neuerlich bevorstehenden Winter ist das Thema Wärmeplanung in aller Munde. Bereits vor zehn Jahren hat die Gemeinde Icking laut Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) eine Untersuchung zur kommunalen Wärmeplanung durchgeführt. Mit dem Ergebnis, dass es am effizientesten sei, wenn einzelne Häuser energetisch saniert würden und in möglichst vielen Eigenheimen selbst Strom und Wärme produziert würden. Viel Verantwortung also für den einzelnen Hausbesitzer. Damit für Interessierte Angebote und Möglichkeiten gezielt und gebündelt abgreifbar und Synergien möglich werden, hat sich die Energiegenossenschaft Icking-Isartal gegründet. Am Samstag veranstaltete sie nun einen Energietag in der Gemeinde, mit Vorträgen und Anschauungsobjekten bestehender Beispiele und Lösungen.

Andreas Scharli von der Energiewende Oberland hielt Vorträge im Rathaus. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Energiemanager Andreas Scharli berichtete in Rathaus vor etwa 40 Interessierten von Möglichkeiten wie programmierbaren Thermostatknöpfen und der Senkung der Vorlauftemperaturen, um den Energieverbrauch zu senken. Im zweiten Schritt erklärte er, welche Wärmepumpe für welche Bedürfnisse geeignet ist. Karlheinz Seim, Vorsitzender der Energiegenossenschaft Icking-Isartal, stellte daraufhin diese vor und klärte Fragen. Nico Storz von den Bürgerwerken, Partner der Energiegenossenschaft, referierte über Ökostrom- oder Ökogas-Vermarktung. Abschließend klärte Veronika Böhm, Energiemanagerin im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, über Solarpotenzialkataster und Heizungsrechner auf. Der Ickinger Manfred Gödel nutzte den Tag, um sich über Solarstrom zu informieren: "Ich habe noch keine Photovoltaikanlage, aber ein großes Dach."

Ein voll-elektrischer Kleinbus pendelte zwischen Rathaus und Privathäusern, die für Besichtigungen erneuerbarer Strom- und Wärmelösungen offenstanden. So ersetzte Reinhard Gebhardt im Juli dieses Jahres seine 30 Jahre alte Ölheizung durch eine Pelletheizung. "Das hat eins zu eins funktioniert", freut er sich. Der Geograph Hans-Martin Zademach forscht selbst zur Energiewende und noch nicht ausgeschöpften Potenzialen. Die Energie- und Wärmeplanung würde er heute wieder genauso umsetzen wie bei seinem Hausbau 2016: Die Energie, die seine Familie und er für den Alltag und zwei E-Autos verbrauchen, kommt Zademach zufolge hauptsächlich von der Sonne. Auf dem Dach des Massivholzhauses ist einerseits eine klassische Solaranlage installiert, die auf der anderen Seite hybrid läuft: Wassergeführte Soleleitungen leiten die Abwärme der Photovoltaikmodule in eine Erdwärmebatterie, die unter dem Neubau installiert wurde.

Die Energiezentrale im Keller eines Ickinger Einfamilienhauses. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Es sei eine Investition von ungefähr 68 000 Euro gewesen, jedoch zahle sich das nach und nach aus, rechnete Zademach vor. "Wer sich in Icking den Hausbau leisten kann, hat genug Geld dafür. Wir fragen uns schon, warum das zumindest beim Neubau nicht alle machen", erklärte er. Auch achte seine Familie darauf, den Strom zu nutzen, wenn die Sonne scheint. "Jetzt gerade zum Beispiel lädt das Auto, die Spülmaschine läuft. Abends verbrauchen wir weniger", so Zademach. Durch die Photovoltaik-Hybrid-Anlage mit Sole-Speicherung erreiche das Haus die Bestnote auf dem Energieausweis.

Sein Nachbar Michael Chucholowski wohnt seit 44 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Maria von Dall'Armi-Chucholowski in einem 110 Jahre alten Haus, das in den Gründerjahren Ickings erbaut wurde. Nachdem er vor 15 Jahren auf einer Konferenz der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte von dem Prinzip des Sonnenhauses gehört hatte, nahm er sich vor, sein Zuhause energietechnisch umzugestalten und installierte direkt die erste ans Netz angeschlossene Photovoltaikanlage. Seitdem sind noch einige Projekte hinzugekommen: Vorbesitzer hatten die hohen Räume des Hauses, ein ehemaliges Atelier, durch einen zweiten Boden niedriger gemacht. Der Abriss des ursprünglichen Bodens ermöglichte es den Chucholowskis, einen 3,50 Meter hohen Pufferspeicher in den Keller einzusetzen. Seit Anfang Juli sei das Unikat in Betrieb und "kann bis 89 Grad Celsius Wärme speichern", erklärte Michael Chucholowski. Außerdem hat der pensionierte Chirurg die dicken Wände des Altbaus selbst mit einer Wandheizung ausgestattet, um Schimmel zu vermeiden: "Das war sogar echt günstig, ich musste nur die Fräße und die Rohre kaufen." Über das obere Stockwerk würden sie noch nachdenken, doch im Garten liegt die Erweiterung für die Solaranlage schon bereit, um die Dachfläche, die für Solarthermie und Photovoltaik genutzt wird, noch auszubauen.

Auch Heidi Lehn wohnt in einem Ickinger Altbau und ließ sich vom Haus der Chucholowskis zu Möglichkeiten inspirieren, das eigene Haus umzubauen. Wie Energiemanager Scharli betonte, ist es wichtig, ein Gebäude zu dämmen, um effizient mit Ressourcen umzugehen. "Zuerst ist das Dach fällig. Ein Topf ohne Deckel bringt schließlich nichts", empfahl er.

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