Hagelschäden im Kloster Benediktbeuern:Lichtblicke in der Katastrophenzone

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Viele Dächer im Kloster sind schwer beschädigt, Böden und Decken durchnässt. (Foto: Kloster benediktbeuern/SDB Birk/OH)

Die Basilika und der Konventbau sind offenbar gesichert, die Statik der Gebäude ist nicht gefährdet. Die Kosten für die Sanierung liegen aber in Millionenhöhe - und noch ist nicht geklärt, was die Versicherungen übernehmen.

Von Celine Chorus, Benediktbeuern

Das Kloster Benediktbeuern gleicht in diesen Tagen einem Katastrophengebiet. Nach dem Unwetter am vergangenen Samstag lässt sich das volle Ausmaß der Zerstörung noch nicht erfassen. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Die Basilika, die Anastasiakapelle und der Konventbau, in dem sich der berühmte Barocksaal befindet, sind nach Einrichtungsleiter Franz Wasensteiner gesichert. Trotz des Regens sei in der Nacht kein Wasser mehr in die Gebäude eingedrungen. Handwerker sind im Moment noch dabei, die anderen Dächer zu sichern und mit Planen abzudecken.

Statiker haben mittlerweile auch die Schäden begutachten können. "Die Standsicherheit der Gebäude ist gewährleistet", sagt Pater Claudius Amann. Zwar seien im Maierhof, in dem unter anderem das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) untergebracht ist, vereinzelt Decken eingestürzt. Das liege jedoch daran, dass sich die Rigips-Platten durch die Feuchtigkeit geweitet und deshalb die Schrauben nicht mehr gehalten hätten. Die Statik hingegen sei nicht gefährdet, wie zunächst befürchtet worden war.

Mittlerweile sind die meisten Fenster provisorisch abgedichtet. (Foto: Kloster benediktbeuern/SDB Birk/oh)

Der Westtrakt des Arkadenhofes musste am Montag trotzdem evakuiert werden, weil die Feuchtigkeit bis ins Erdgeschoss durchgesickert war und das Wasser von der Decke tropfte. An die 40 Studenten und 20 Volontäre, die dort wohnen, wurden ins Aktionszentrum (AZ) sowie in die Jugendherberge verlegt. Man habe mit der Organisation von Bautrocknern begonnen, um die betroffenen Räume zu entfeuchten. Zudem versuchen die Helfer, die zerbrochenen Fenster mit OSB-Platten zu schließen. Diese lassen sich von außen anbringen, so dass kein Wasser eintritt, wenn es nochmals zu regnen beginnt.

Es scheint auch, als habe die Kunst zu einem Großteil gerettet werden können. Einrichtungsleiter Franz Wasensteiner möchte aber noch keine Entwarnung geben: In der Basilika und im Barocksaal habe es kleine Wassereintritte an verschiedenen Stellen gegeben. "Die Fresken sind aber oft in gewölbeartigen Decken untergebracht, und diese Nischen zu erreichen, ist im Moment immer noch schwierig." Im Osttrakt des Konventgebäudes dürften ebenfalls einige Renaissance-Stuckaturen in Mitleidenschaft gezogen worden sein.

Noch lässt sich das Ausmaß der Schäden nicht beziffern. (Foto: Kloster benediktbeuern/SDB Birk/OH)

Der Schaden lässt sich nach Wasensteiner noch nicht endgültig beziffern. "Daran ist noch überhaupt nicht zu denken, weil wir nicht wissen, welche Schäden das eingetretene Wasser verursacht hat." Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Kosten für die Sanierung in Millionenhöhe bewegen - und die Versicherungen nicht alles übernehmen. Das Kloster sei gegen Hagel versichert, erklärt Pater Claudius Amann, aber man wisse nicht, wie es um die Folgekosten stehe. "Was ist mit dem Wasserschaden und dem Inventar, das durch die Hagelkörner beschädigt wurde?" Das gelte es in den Gesprächen mit Fachleuten, die seit Mittwoch im Kloster zugegen sind, zu klären.

Pater Karl Geißinger, ehemaliger Rektor des ZUK, hatte bereits am Dienstag anklingen lassen, dass die Leistungen der Versicherungen wohl nicht ausreichen könnten. "Die ganzen Wohnräume für die Studenten sind alle kaputt. Unsere Räume für die Zivis, die ganzen Gästezimmer, die Tagungsräume, unsere ganze Infrastruktur ist weg", sagte er beim Ortsbesuch von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Die finanzieren das Dach und vielleicht Trocknungsgeräte, aber die nächsten zwei, drei Jahre können wir im Haus nichts mehr machen. Wir können keine Gäste aufnehmen."

Dann seien da auch noch die Sorgen um die Menschen im Dorf. "Es gibt eine Mitarbeiterin, sie ist völlig verzweifelt. Ihnen hat es das Dach durchgeschlagen, das Haus ist nicht bewohnbar und sie sind nicht versichert. Jetzt stehen sie vor dem Nichts", berichtete Geißinger. Die beschädigten Verwaltungsräume, das sei nicht so dramatisch, "aber wenn Menschen ihr Hab und Gut verlieren, ist das dramatisch." Er könne deshalb nur hoffen, dass die von Söder angekündigten Hilfen hier greifen.

Das Kloster mit all seinen Einrichtungen bleibt mindestens bis Sonntag, 3. September, gesperrt. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. An der Katholischen Stiftungshochschule, die auch einen Campus in Benediktbeuern betreibt, soll am 1. Oktober allerdings wie geplant das Studium losgehen können. "Am Campus gibt es zwar Schäden im Dach, die wurden aber zum Teil schon geflickt." Es sei bei dem Unwetter auch kein technisches Equipment zerstört worden, erklärt Wasensteiner, sodass man davon ausgehe, dass der Unterricht wie geplant stattfinden könne.

Wer für das Kloster Benediktbeuern und das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) spenden möchte, wird gebeten, Geld auf folgendes Konto zu überweisen: Salesianer Don Boscos, IBAN: DE38700543060190006700, Stichwort: "Zukunft Kloster ZUK"

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