Bürgermeister Benedikt Pössenbacher (UBB) steht vor der Volksschule und blickt auf die Fassade, die mit einer Plane abgedeckt ist. "Die gesamte Westseite hat keine Fenster mehr." Das Unwetter am vergangenen Samstag hat Computer, Tische und Klassenzimmer unter Wasser gesetzt, die Aula war mit Scherben übersät. Inzwischen haben Reinigungskräfte das größte Chaos beseitigt. Eine Glaserei habe auch schon alle Fenster ausgemessen und soll am Mittwoch damit beginnen, einen Teil neu zu verglasen. Pössenbacher ist zuversichtlich, dass ein regulärer Schulbeginn in zwei Wochen möglich sein könnte. Am Sonntag war noch vermutet worden, dass die Schüler zunächst auf Container ausweichen müssten.

Die Gemeinden Bichl und Benediktbeuern sind in diesen Tagen um ein Stück Normalität bemüht. Fenster wurden notdürftig mit Folien gesichert, zerbeulte Autos sind in Planen gehüllt, am Straßenrand liegen abgeknickte Bäume. All die Schäden, die der Hagelsturm angerichtet hat, werden noch viele Monate zu sehen sein. Inmitten der Verwüstungen muss es aber irgendwie auch weitergehen.
"Ich bin dankbar, das es so gelaufen ist."
"Es war einfach nur entsetzlich", erinnert sich Hausmeisterin Gabriele Koenen. Sie hatte Besuch von ihrer Schwiegertochter und den Enkelkindern, als das Unwetter über den Süden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen tobte. "Ich hatte erstmals in meinem Leben richtig Angst." Im ersten Moment sei sie vollkommen überfordert gewesen, dann habe sie Bürgermeister Pössenbacher angerufen. Nach vier Stunden sei die Schule abgedichtet gewesen. Im Nachhinein ist Koenen einfach nur froh, dass bei dem Unwetter keine Menschen schwere oder gar tödliche Verletzungen davongetragen haben. "Es ist alles zu ersetzen. Es ist zwar mit viel Arbeit verbunden, aber ich bin dankbar, dass es so gelaufen ist."

Im Kloster Benediktbeuern ist die Gefahr hingegen noch nicht gebannt. Die Zwischendecken haben sich mit Wasser vollgesogen, berichtet Pater Claudius Amann. "Es kann passieren, dass Decken herunterkommen - wenn es uns nicht gelingt, das Wasser rechtzeitig abzuleiten." Damit seien Helfer, darunter Volontäre der Gemeinschaft, nun beschäftigt. Die Reparaturen könnten sich noch über Jahre hinziehen. "Ich ahne, es geht in die Millionen", sagt Amann über den entstandenen Schaden.

Der bezieht sich aber längst nicht nur auf Menschen. Auch Tiere litten unter den Hagelkörnern, die teils so groß wie Tennisbälle waren. Wie Pressesprecherin Karin Birk mitteilt, werden fünf schwer verletzte Störche aktuell im Tierheim behandelt. In welche Auffangstation die überlebenden Tiere gebracht wurden und wie viele Störche das Unwetter nicht überlebt haben, kann das Kloster derzeit nicht sagen.

Wie an so vielen Häusern ist auch bei Norbert Allgeyer am Dienstagmorgen die Feuerwehr im Einsatz und sichert das beschädigte Dach mit einer Plane. Zwei Tage musste er auf Hilfe warten. Allgeyer hat Verständnis dafür, dass nicht alles gleichzeitig gemacht werden kann. Dabei hätte er die Unterstützung gut gebrauchen können. "Im Flur stehen überall Eimer. Damit haben wir versucht, das, was geht, aufzufangen." In der Küche seien Dachplatten heruntergefallen, nur weil sein Schlafzimmer auf der Ostseite ist, habe er über Nacht im Haus bleiben können.
Sein Auto wird er in eine Werkstatt bringen, um es wieder verkehrssicher zu machen. Dort werden die Scheiben und die Außenspiegel ausgetauscht, um den Hagelschaden soll sich erst später gekümmert werden. Allgeyer hat Glück, dass seine Versicherung die Kosten wohl übernimmt, und er eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen hat, die auch die Schäden am Haus abdeckt. Bis alles repariert ist, wird es aber wohl noch Monate dauern.