Förderzentrum in Geretsried:Mehr Raum fürs Miteinander

Lesezeit: 2 min

Jedes Klassenzimmer hat ein kleines Nebenzimmer für Rückzug und individuelles Lernen - mit Durchguck. Das demonstrieren hier (von links): Yaser, Ella, Laura, Julius mit Klassenlehrerin Alexandra Kraus. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Landkreis hat die Franz-Marc-Förderschule für zwölf Millionen Euro energetisch saniert und vollständig neu aufgebaut. Schulleiter Michael Albrecht freut sich über mehr Fläche und mehr Licht.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Blauer Anzug, Hemd, hellgelbe Krawatte: Schulleiter Michael Albrecht ist an diesem Freitagvormittag dem feierlichen Anlass gemäß gekleidet. Aber nach der Begrüßung der vielen Gäste bei der Einweihung der neu gestalteten Franz-Marc-Förderschule Geretsried zögert er nicht mehr lang: Sakko zur Seite, Hoody übergezogen. Jetzt ist Albrecht optisch eins mit den Schülerinnen und Schülern, die oben auf der Galerie stehen. Alle tragen das schwarze Kapuzenshirt mit dem bunten Logo der Schule und dem Leitbild: "Füreinander da sein. Aufeinander zugehen". Und eben dies ist in der neuen Franz-Marc-Schule einfacher geworden. Denn hier ist viel Raum fürs Miteinander geschaffen worden, von den Klassenzimmern mit je einem angegliederten Differenzierungsraum und je einer eigenen Toilette über Werkraum und Küche bis zu einer Aula, die in der Planung der Architekten Thomas Hanfstängl und Andreas Stoeckle aus Ascholding nicht zufällig "Lichthof" heißt. Denn "mehr Licht" ist das herausragende Merkmal des neuen Schulhauses, wie der Schulleiter hoch erfreut feststellt.

Ganz neu: der Lichthof mit Galerie. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Förderschule, genauer: das "sonderpädagogische Förderzentrum für die Förderschwerpunkte Lernen, Sprache und sozial-emotionale Entwicklung" am Robert-Schumann-Weg hat zurzeit zehn Klassen mit 130 Schülerinnen und Schülern bis zum Alter von 16/17 und eine schulvorbereitende Einrichtung mit zehn Kindern. Das alte Gebäude stammte aus den Siebzigern und war nach Einschätzung der Fachleute bautechnisch und energetisch stark sanierungsbedürftig. Der Schul- und Bauausschuss des Kreistags brachte mit einem Beschluss im Jahr 2019 die Renovierung, konkret eine komplette Entkernung des Stahlbeton-Skelettbaus, und Aufstockung auf den Weg.

"Ihr habt's es einfach durchgezogen"

Aus ursprünglich geschätzten Kosten von neuneinhalb Millionen Euro sind am Ende knapp zwölf geworden - allerdings samt Umstellung einer Gas- auf eine Pelletheizung. Und trotz Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Hochkonjunkturphase am Bau und damit gestiegenem Baupreiskostenindex. "Ihr habt's es einfach durchgezogen", attestierte Landrat Josef Niedermaier (FW) allen Beteiligten. Er dankte ausdrücklich der Schulfamilie, die ohne Diskussion bereit gewesen sei, für die Bauzeit in die benachbarte Container-Unterkunft umzuziehen, die wenige Jahre zuvor für Asylsuchende errichtet worden war.

Förderschulen gehörten zu den teuersten, sagte der Landrat und betonte umgehend, dass das Geld nach seiner Überzeugung richtig angelegt sei. Jedes Kind, egal, ob es geistige Schwierigkeiten habe oder Probleme in der Familie, erfahre in dieser Einrichtung individuelle Förderung: "Ihr nehmt's euch dessen an." Eben weil Förderzentren für viele Kinder und Jugendliche zu einem eigenständigen Leben mit Berufsausübung führten, deren Weg sonst womöglich scheitern würde, befürworte er die "Sonderpädagogik". Dieser Begriff werde von manchen, die auf pure Inklusion setzten, als Unwort angesehen, so Niedermaier. Für ihn aber habe Sonderpädagogik einen Wert. Im Übrigen sparten Förderschulen auf lange Sicht der Allgemeinheit "ein Vielfaches" dessen, was sie kosteten.

Im ersten Stock darf gechillt werden. (Foto: Felicitas Amler/oh)

Kleine und größere Schülerinnen und Schüler zeigten mit musikalischen und tänzerischen Einlagen ihre Wertschätzung der neuen Schule. So heißt es im Lied auf den Namensgeber des Hauses, das mit Pep und Enthusiasmus aus allen Kehlen klang: "Hey, hey, merkst du schon, die Welt ist nicht nur Ton in Ton. Mal dein Leben bunt dir an, wie Franz Marc es auch getan."

"Komm herein, du bist herzlich willkommen": Das strahle das neue Schulhaus aus, findet Schulleiter Michael Albrecht. (Foto: Hartmut Pöstges)

Schulleiter Albrecht sagte, Franz Marc stehe in diesen Räumen für Kreativität und Individualität, Marcs Fuchs im Schullogo für das Schlaue und Pfiffige. Die wichtigsten Werte, die den Kindern vermittelt würden, seien Respekt, Toleranz, Empathie und Zusammenarbeit. Albrecht blendete nicht aus, dass es auch Schwierigkeiten und Hindernisse gebe. Doch er betonte: "Alle Menschen, die hier arbeiten, vereint die Zuneigung zu den Kindern und Jugendlichen - auch wenn uns die Arbeit manchmal viel Kraft abverlangt." Die Schule wolle "Heimat, Anker und sichere Zuflucht" sein. Daher zeigte er sich glücklich, dass das neue Gebäude genau dies ausstrahle: "Komm herein, du bist herzlich willkommen."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Geretsried
:SPD fordert erneut einen Mietspiegel

Wolfgang Werner erklärt, eine qualifizierte Übersicht über die ortsüblichen Vergleichsmieten schaffe Transparenz und verhindere Willkür.

Von Felicitas Amler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: