Festakt:70 Jahre und kein bisschen leise

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Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber hielt die Festansprache bei der Feier "70 Jahre CSU Geretsried". (Foto: Hartmut Pöstges)

Der CSU-Ortsverband feiert mit Gästen seinen Geburtstag im Gasthof Geiger. Laudator Edmund Stoiber würdigt die Integrationsleistung der Stadt in der Nachkriegszeit.

Von Alexandra Vecchiato, Geretsried

70 Jahre ist der CSU-Ortsverband in Geretsried alt. Einen solch runden Geburtstag gilt es zu feiern. Mitglieder und eingeladene Gäste kamen am Sonntag im Gasthof Geiger zusammen - nicht zuletzt, um die Festrede des prominentesten Mitglieds des Ortsverbands zu hören. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber ist seit 1973 Mitglied der Geretsrieder CSU. In seiner Laudatio spannte der 82-Jährige den Bogen von den Anfängen der CSU nach dem Zweiten Weltkrieg über die innen- sowie außenpolitischen Herausforderungen dieser Tage.

Es ist wie in alten Zeiten: Kaum betritt das Ehepaar Stoiber den Saal im Gasthof Geiger, stimmt die Blaskapelle der Musikschule Geretsried nach einem Tusch den Defiliermarsch an. Etwa 80 Anhänger und Gäste haben sich versammelt, um den runden Geburtstag der Geretsrieder CSU zu feiern. Stoiber erinnert zu Beginn seiner Festrede jene Tage, als er als junger Mann in der Bank für Gemeinwirtschaft gearbeitet hat und seine Frau Karin in Geretsried kennenlernte. Die Stadt, die sich nach dem Krieg neu erfand, würdigte er wegen ihrer Integrationsleistung, als dort Hunderte Heimatvertriebene eine neue Heimat fanden. Diese gelungene Integration sei auch das Verdienst der CSU, so Stoiber.

Strategische Neuausrichtung

Dass Deutschland nie wieder ein Land der Rechtlosigkeit werden dürfe wie unter den Nationalsozialisten, nannte der ehemalige Ministerpräsident als eines der wichtigsten politischen und gesellschaftlichen Ziele. Die CSU stehe unverbrüchlich zur Würde und Freiheit eines jeden Menschen. "Die AfD hat bei uns keinen Platz", sagte Stoiber. Ein klares Bekenntnis zu einem "selbständigen, europäischen Pfeiler in der Nato" gab der CSU-Politiker mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die autokratische Regierungsführung von Wladimir Putin. Er selbst habe in seiner aktiven Zeit den russischen Präsidenten an die zwölfmal getroffen. "Ich habe mich selten in einem Menschen so getäuscht wie bei Putin", sagte Stoiber. Solche politische Führer könne man nicht durch Lichterketten und Demos vertreiben. "Mit diesem Russland kam man kein gutes Verhältnis haben." Daher sei eine militärische Neuausrichtung Europas - vor allem, sollten sich die USA tatsächlich zurückziehen - notwendig, betonte der 82-Jährige.

Mehr als 90 Seiten umfasst die Festschrift, die die Anfänge der Stadt Geretsried und des CSU-Ortsverbands bis in die Jetztzeit beleuchtet. (Foto: Hartmut Pöstges)

Zum Schluss würdigte Stoiber den amtierenden Geretsrieder Bürgermeister Michael Müller wegen seiner "mutigen Politik". Unter seiner Ägide würde die "Struktur" der mittlerweile größten Stadt des Landkreises an die Moderne angepasst.

Nach einer Pause mit Häppchen vom Büfett ergriff Müller das Wort. Er hat eine 91 Seiten starke Festschrift zur Geschichte der Geretsrieder CSU verfasst. Seine Ansprache klang fast schon nach Wahlkampf: Die Christsozialen müssten die gestalterische Kraft in der Stadt bleiben. Geretsried sei die Stadt der Moderne. "Wir müssen das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Lasst uns anpacken."

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