Corona-Pandemie:So ist die Lage in den Krankenhäusern

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In den Kliniken in Wolfratshausen und Tölz sind derzeit kaum Corona-Patienten in Intensivbehandlung, dafür umso mehr auf der Normalstation. Wie die Verantwortlichen die Lage bewerten und wie sie in die Zukunft blicken.

Von Tobias Bug, Bad Tölz-Wolfratshausen

Seit knapp zwei Jahren grassiert das Coronavirus, in der aktuellen Omikron-Welle gab es Höchstwerte bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Die Lage in den beiden Kliniken der Grundversorgung im Landkreis hat sich immer noch nicht entspannt. "Zurzeit steigt die Belegung der Krankenhäuser noch", sagt Martin Dotzer von der Unfallklinik Murnau, der als Ärztlicher Leiter die Krankenhäuser im Zweckverband Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen koordiniert. Die Belegung verlaufe immer zwei bis drei Wochen nach der Welle der Infizierten, die gerade wieder sinke, so Dotzer. "Ich hoffe, dass wir jetzt bald den Gipfel erreicht haben."

In der Kreisklinik Wolfratshausen wurden am Donnerstag 21 infizierte Personen auf der Normalstation behandelt, in der Asklepios-Klinik Bad Tölz waren es 14. Auf der Intensivstation lagen in Tölz drei Covid-Patienten, in Wolfratshausen nur einer - ein großer Unterschied zu früheren Wellen. Zwar werden zurzeit mehr Covid-Patienten denn je auf der Normalstation behandelt, doch da die Infizierten nicht mehr so schwer erkranken und auch nicht mehr so lange betreut werden müssen, sind die Intensivkapazitäten nicht mehr durch Corona ausgelastet. "In der Delta-Welle Ende vergangenen Jahres waren Intensivbetten ein knappes Gut", sagt Dotzer, der in den vier Landkreisen die Verteilung der Patienten koordiniert. "Wir mussten viele Patienten in andere Bundesländer verlegen, weil wir hier zu wenige Betten hatten."

In der Omikron-Welle habe sich die Lage geändert, sagt Dotzer - doch auch vergangene Woche noch musste er aus der Kreisklinik Wolfratshausen Patienten in andere Krankenhäuser verlegen lassen. Da die Betroffenen in der Regel nicht mehr so schwer krank seien, sei die Verlegung aber nicht so zeitkritisch wie bei Intensivpatienten, erklärt er. Doch nach wie vor bedeutet jeder Covid-Patient einen großen Aufwand, auch auf der Normalstation: "Die Menschen müssen ja isoliert werden", sagt der Krankenhaus-Koordinator.

"Es muss viel achtsamer gearbeitet werden"

Insgesamt sei die Arbeit im Krankenhaus durch Corona viel aufwendiger geworden, sagt Ingo Kühn, Geschäftsführer der Kreisklinik Wolfratshausen. In der Notaufnahme muss das Personal in Schutzausrüstung arbeiten. Jeder aufgenommene Patient wird auf Covid getestet. In der Betreuung von Corona-Patienten müssen Ärzte und Pfleger in jedem Zimmer ihre Schutzausrüstung wechseln. "Es muss viel achtsamer gearbeitet werden. Wenn beispielsweise etwas vergessen wurde, kann dies nicht sofort geholt werden", erklärt Kühn. Außerdem sei die Arbeit mit FFP2-Maske für das Personal belastend. Wenn sich trotz vorherigem negativen Test ein Patient während der stationären Behandlung mit Corona infiziere, müssten zusätzliche Testungen auf der Station durchgeführt und Patienten isoliert werden.

Von Normalität im Alltag ist man also noch weit entfernt. Auch weil wegen der immer noch angespannten Corona-Lage in den beiden Kliniken in Wolfratshausen und Bad Tölz weiter planbare Operationen verschoben werden. Nur sehr dringende OPs würden durchgeführt, etwa bei akuten Schmerzpatienten, sagt Kühn. "Wir müssen jederzeit für Corona-Patienten bereitstehen." Nach einer Operation werde das dafür belegte Bett spätestens nach 48 Stunden wieder freigegeben, um Kapazitäten zu schaffen für neue Covid-Patienten oder Notfallbehandlungen und nicht verschiebbare Eingriffe, sagt Christopher Horn, Pressesprecher der Asklepios-Klinik in Bad Tölz.

In beiden Kliniken gilt nach wie vor eine Besuchersperre. Ausnahmen seien in Bad Tölz nur mit Sondererlaubnis des behandelnden Arztes möglich, sagt Horn, etwa beim Besuch von Kindern oder in der Versorgung von Sterbenden. "Wir haben uns zu diesem drastischen Schritt entschieden, um unsere Patienten und Mitarbeiter zu schützen", so Horn.

Viele Klinikmitarbeiter in Quarantäne

Auch die Personalsituation ist derzeit sehr angespannt. "Die aktuelle Welle bringt uns an die Grenzen, denn die Dienstpläne müssen ständig geändert werden", sagt Kreisklinik-Chef Kühn. "Es befinden sich viele Mitarbeiter in Quarantäne." Auch in früheren Wellen habe es hin und wieder Personalausfälle gegeben, "aber die gegenwärtige Welle trifft alle und ist somit härter", so Kühn weiter. Das verlange von der Belegschaft ein hohes Maß an Flexibilität.

Die Bad Tölzer Asklepios-Klinik profitiere von einer sehr hohen Impfquote des Personals, sagt Pressesprecher Horn. Trotzdem gebe es auch dort coronabedingte Ausfälle. "Neben erkrankten Mitarbeitern bereiten uns besonders die Quarantäneregeln in Kindergärten und Schulen Sorgen", sagt Horn. Viele Pfleger und Ärztinnen müssten ihre Kinder kurzfristig abholen und zu Hause betreuen. "Das ist momentan einer der häufigsten Gründe für Ausfälle." Trotz der vielen Absenzen gibt es in beiden Kliniken keine generelle Urlaubssperre für das Personal.

In den kommenden Wochen fallen bundesweit die Corona-Schutzmaßnahmen, am 20. März sollen fast alle Beschränkungen außer der Maskenpflicht aufgehoben werden. Das bedeutet auch wieder mehr Gelegenheit für Infektionen. Müssen sich dann also auch die Kliniken wieder auf steigende Patientenzahlen einstellen? Krankenhaus-Koordinator Martin Dotzer ist optimistisch: "Omikron ist hoch ansteckend, aber produziert nicht so viele Krankenhauspatienten. Jetzt hat es fast jeder mal gehabt, deshalb glaube ich nicht, dass mit der Zurücknahme der Schutzmaßnahmen das Gesundheitssystem noch mal stark belastet wird."

Auch Asklepios-Pressesprecher Horn blickt zuversichtlich in die Zukunft. "Dennoch ist auch weiterhin äußerste Vorsicht geboten", sagt er. Die aktuell geltenden Hygiene- und Abstandsregeln müssten eingehalten und Impfangebote wahrgenommen werden. "Nur so wird es uns gelingen, die Pandemie nachhaltig zu überwinden." Der Wolfratshauser Klinik-Chef Kühn erwartet, dass sich die Corona-Lage im Frühjahr und Sommer entspannt. "Im Herbst rechnen wir dann mit einer neuen Welle." Die wird dann wohl auch wieder die Kliniken in Wolfratshausen und Bad Tölz vor Herausforderungen stellen.

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