Wetterextreme in Bad Tölz-Wolfratshausen:Wie Versicherungen bei Hagel helfen

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Mit den Folgen des schweren Hagels werden die Menschen in Bichl und Benediktbeuern noch länger umgehen müssen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Von der Schadensmeldung bis zur Abschlagszahlung: was Betroffene nun tun sollten.

Von Veronika Ellecosta, Benediktbeuern

Die Aufräumarbeiten und Reparaturen nach dem Hagelsturm werden in Benediktbeuern und Bichl noch einige Zeit andauern. Auch die Kosten für Bürger und Kommunen sind noch nicht vollständig ermittelt worden. Bis zu 80 Prozent der vom Unwetter betroffenen Fläche ist schwer beschädigt, sagt Christian Krams, Leiter Schaden in der Versicherungskammer Bayern. "Und damit meine ich eine großflächige Zerstörung von Häuserfassaden und Dächern." Neben Gebäuden haben viele Betroffene gleichzeitig Schäden an ihren Autos zu vermelden, weil sich am Samstag viele zuhause aufhielten, als der Hagelsturm wütete, wie Krams erklärt.

Verpflichtend sind Gebäudeversicherungen in Bayern nicht. Bei einem Starkwetterereignis wie jenem jüngst in Benediktbeuern zeigt sich aber ihre Wichtigkeit. Die meisten von ihnen decken Schäden durch Hagel und Sturm ab, dazu zählen auch die an Dächern und Folgeschäden an Häusern, wenn durch abgedeckte Ziegel Regen eindringt. Für beschädigten Hausrat kommt wiederum eine Hausratsversicherung auf, bei Kraftfahrzeugen greift die Teil- oder Vollkaskoversicherung. Gegen Naturgefahren wie Überschwemmungen und Hochwasser durch Starkregen müssen Häuser allerdings ergänzend mit einer Elementarschadenversicherung abgesichert werden.

Christian Krams ist Leiter Schaden bei der Versicherungskammer Bayern. (Foto: Versicherungskammer Bayern/oh)

Auch Nachmeldungen der Schäden sind möglich

Damit die Versicherungen auch angemessene Entschädigungen für Haus und Auto leisten können, empfiehlt Krams, ein möglichst akkurates Bild vom Schaden zu machen. Das heißt: "Fotos aus verschiedenen Blickwinkeln, aus der Ferne und auch von Details." Die Dokumentation wird dann der Versicherung gemeldet. Christian Krams beruhigt außerdem: Auch wer derzeit im Urlaub ist oder die erste Dokumentation vergisst, kann die Schäden nachmelden. "Da sind wir sehr pragmatisch." Krams rechnet damit, dass es kommende Woche mit Ende der bayerischen Sommerferien einige Nachmeldungen von Reisenden geben wird.

Ist der Schaden dokumentiert und gemeldet, können Kostenvoranschläge, Aufstellungen, Rechnungen und anderweitige Unterlagen, die sich im Verlauf der Reparatur ansammeln, an den Versicherungsträger geschickt werden.

In den betroffenen Gebieten arbeiteten die Versicherungen derzeit rund um die Uhr, um Betroffene zu betreuen, "auch an den Wochenenden", sagt Krams. Zuallererst habe man bei den Gebäuden mit den schwersten Schäden begonnen. Bei Bedarf können Bezieherinnen und Bezieher auch sofort Abschlagszahlungen, also Vorschüsse erhalten, etwa wenn ein Auto mit Totalschaden abgeschleppt werden muss, so Krams. Trotz der immensen Zahl an Fällen komme man gut voran.

Nach zwei Jahren sind die letzten Arbeiten am Gewächshaus fertig

Einer, der mit Hagel und seinen Folgen schon Erfahrungen gesammelt hat, ist Josef Holzer von der gleichnamigen Gärtnerei in Gelting. Vor zwei Jahren zerschlugen golfballgroße Körner die Glasgewächshäuser seines Betriebs. Holzer hat die Gebäude neu decken müssen. Erst kürzlich sei er fertig geworden mit der Elektronik für die Gewächshäuser, weil Lieferkettenverzögerungen durch Corona das Vorankommen gebremst haben. Auch mit der Versicherung hat Holzer erst neulich "die letzten Sachen abgerechnet. Das zieht sich hin", sagt er.

Anders als bei privaten Gebäudeversicherungen deckt im Gartenbau eine berufsständische Versicherung Schäden ab, sagt Holzer. Am Montagabend des Hagelsturms im Juni 2021 habe er seiner Versicherung aufs Band gesprochen, am nächsten Tag sei sein Agent schon vor der Tür gestanden, und am Freitag habe er bereits die ersten Zahlungen erhalten, um das Nötigste zu finanzieren, erzählt Holzer.

Josef Holzer half 2021 selbst mit, die Gewächshäuser neu zu verglasen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach dem großen Hagelsturm damals hat Holzer die Gewächshäuser mit Sicherheitsglas decken lassen. Das hält einiges aus, aber tennisballgroße Körner wie in Benediktbeuern wären auch für dieses Glas zu viel gewesen. "Da wären unsere Gewächshäuser wieder nackt dagestanden", sagt Holzer. Einen entscheidenden Vorteil gegenüber herkömmlichem Glas hat die neue Deckung aber: Sollte das Glas bei stärkerem Hagel zerspringen, zerbröselt es und geht nicht in Scherben kaputt, an denen man sich leicht verletzen kann.

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