Umfrage unter Unternehmen:Kein Aufschwung der Wirtschaft in Sicht

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Wenig Personal, wenig Nachfrage: Die Wirtschaft im Oberland ist noch nicht wieder in Fahrt gekommen. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Lieferschwierigkeiten oder starke Preissteigerungen bei Energie haben der IHK zufolge zwar an Dramatik verloren, aber die Nachfrage schwächle.

Von Claudia Koestler, Bad Tölz-Wolfratshausen

"Die Wirtschaft in der Region Oberland tritt auf der Stelle." Zu dieser Schlussfolgerung kommt die IHK München und Oberbayern nach einer Konjunkturumfrage unter Unternehmen in den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen, Weilheim-Schongau und Miesbach. Die zu Anfang des Jahres dominierenden Belastungen wie zum Beispiel Lieferschwierigkeiten oder starke Preissteigerungen bei Energie hätten demnach zwar an Dramatik verloren, aber es schwächele die Nachfrage. Die hohe Inflation reduziere die Kaufkraft und bremse den privaten Konsum. Fehlendes Personal schränke die Unternehmen zusätzlich ein. Der IHK-Konjunkturindex stagniere bei 120 Punkten.

Trotz der anhaltenden Belastungen mache die Geschäftslage, die erste Komponente, die in die Indexberechnung einfließe, entgegen dem bayerischen Abwärtstrend hierzulande einen Sprung nach oben. Insgesamt bezeichneten 46 Prozent der Betriebe ihre Lage als "gut", nur neun Prozent seien unzufrieden. Diese positive Entwicklung dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Unternehmen weiter mit hohen Belastungen zu kämpfen hätten: "Zwei Drittel beklagen höhere Energiepreise, 64 Prozent die starken Preissteigerungen bei Rohstoffen und Waren. 60 Prozent leiden unter Personalmangel", heißt es seitens der IHK. Auch die fehlende Nachfrage bekomme jedes zweite der befragten Unternehmen zu spüren.

Trotz der noch guten Geschäftslage blickten die Unternehmen nicht sonderlich optimistisch auf die kommenden Monate. Die Geschäftserwartungen, die zweite Komponente für die Indexberechnung, sinken laut IHK. Nur noch 17 Prozent der Unternehmen rechneten mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte. Zu Jahresbeginn seien es noch 24 Prozent gewesen. Der Anteil derer, die von einer Verschlechterung ausgingen, sei mit zwölf Prozent identisch zum Jahresbeginn.

Die Eintrübung der Erwartungen könnte auf die breiter werdende Risikofront zurückzuführen sein. Bis auf wenige Ausnahmen wurden alle Risikofaktoren häufiger genannt als noch zu Jahresbeginn. Das größte der Risiken sei mit 59 Prozent der Arbeitskräftemangel. 57 Prozent der Betriebe sähen die hohen Energie- und Rohstoffpreise als Risiko, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen gäben 50 Prozent der Unternehmen an.

Die Investitionspläne der Unternehmen blieben auf einem ähnlichen Niveau wie zu Jahresbeginn und stiegen nur minimal. 20 Prozent wollten mehr investieren, elf Prozent weniger. 15 Prozent planten gar keine Investitionen. Auch bei den Beschäftigungsplänen der Unternehmen gebe es wenig Bewegung: 15 Prozent wollten Personal einstellen, nur noch elf Prozent Stellen streichen.

"Die Umfrage zeigt, dass die Wirtschaft feststeckt. Von einer Frühjahrsbelebung sind wir weit entfernt. Umso dringlicher muss die Politik jetzt Wachstumshemmnisse abbauen", sagt Klaus Bauer, Sprecher des IHK-Forums Region Oberland. "Wachstum sichert Arbeitsplätze und Wohlstand und ist damit Voraussetzung für einen starken und erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Damit unsere Unternehmen wieder optimistisch in die Zukunft blicken, braucht es Maßnahmenpakete gegen den Arbeitskräftemangel, aber auch gegen die noch immer viel zu hohen Energiepreise und gegen die überbordende Bürokratie." Die Politik müsse alles dafür tun, die Wirtschaft in der Region zu stärken, "so dass sie auch wieder mehr investiert." Die Umfrage unter Unternehmen fand im April dieses Jahres statt.

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