Energiewende:Schwierige Standortsuche

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Direkt hinter der Schäftlarner Gemeindegrenze stehen bereits Windräder. In zwei Jahren soll es auch im Forstenrieder Park so weit sein. (Foto: Hartmut Pöstges)

Windkraftanlagen: Landrat Josef Niedermaier informiert IHK-Mitglieder über den Sachstand.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Allein mit Wasserkraft und Photovoltaik ist die Energiewende nicht zu schaffen. Ein wichtiger Baustein, die künftige Versorgung möglichst auch noch regional zu meistern, sei die Windkraft, sagte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler). Er informierte die Regionalausschuss-Mitglieder der Industrie- und Handelskammer der Region Oberland zum Thema. Windräder sind nur dort sinnvoll, wo Wind weht. "Das geht nicht in jeder Ecke und schon gar nicht ertragreich", sagte er. Was Kommunen und Planungsverbände in Bayern vor große Herausforderungen stellt. Vorranggebiete für Windräder müssen nach Vorgaben des Bundes zügig ausgewiesen werden. Das ist in der Region Oberland (Region 17), die die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen umfasst, allerdings nicht so einfach.

Bislang musste ein Windrad in Bayern wegen der 10-H-Regel im Normalfall das Zehnfache seiner Höhe an Abstand zur nächsten Siedlung einhalten - etwa zwei Kilometer. Das legte den Ausbau der Windkraft im Freistaat auf Eis. 2022 weichte die bayerische Staatsregierung die strenge 10-H-Abstandsregel auf: Nun gilt nur noch ein Kilometer Mindestabstand bei Windrädern in Wäldern, in Industriegebieten und entlang von Autobahnen und Bahnstrecken. Was kaum noch von Bedeutung ist, da der Bund mit dem "Wind-an-Land-Gesetz" viel weitergeht. Den Ländern wurden Flächenziele für den Ausbau von Windenergie vorgegeben. Bayern muss bis 2027 zunächst 1,1 Prozent seines Staatsgebiets als Vorrangfläche für Windkraft ausweisen, bis 2032 dann 1,8 Prozent.

99 Prozent der Regionsfläche sind Ausschlussgebiet

Um das Ziel zu erreichen, hat der Freistaat die Vorgabe nach unten delegiert: Bis 2027 muss die Region Oberland, wie die anderen Planungsverbände auch, 1,1 Prozent der Regionsfläche für den Bau von Windkraftanlagen bereitstellen. Das sind rund 4350 Hektar. Im rechtskräftigen Regionalplan sind bislang sieben Vorranggebiete festgeschrieben. Hinzu kommen noch sogenannte weiße Flächen (rund 848 Hektar). Dabei handelt es sich um Gebiete, deren Nutzung im Regionalplan nicht definiert ist. Der große Rest, etwa 99 Prozent der Regionsfläche oder rund 393 755 Hektar, sind Ausschlussgebiet. Das bedeutet, dass dort aufgrund von rechtlichen und anderen Gründen der Bau von Windrädern nicht möglich ist.

Weil es aber die Vorgabe des Bundes gibt, müssen in den nächsten Jahren weitere Flächen gefunden werden. Auf denen sollte idealerweise ordentlich Wind wehen, damit sich der Betrieb der Anlagen rentiert. Allerdings prophezeite der Tölzer Landrat, dass das Ziel nur erreicht werden könne, wenn auch Standorte für den Bau ausgewiesen würden, die letztlich für Investoren uninteressant seien. Überhaupt werde es schwierig, Grundstücke zu finden. Jeder wisse, so Niedermaier, dass etwa landwirtschaftliche Flächen für solche Projekte nicht leicht hergingen. 5000 Quadratmeter sind für den Bau eines Windrads nötig. Steht es, können 2500 Quadratmeter wieder renaturiert werden. "Da liegt ein enormer Prozess vor uns", betonte Niedermaier.

Der Planungsverband der Region 17 trifft sich am Mittwoch, 26. April, von 9.30 Uhr an im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen. Auch dort ist die "Energieversorgung - Windkraft" ein Thema.

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