Mobilitätswende in Bad Tölz-Wolfratshausen:"Der Landkreis will Bürgern Lastenräder zur Verfügung stellen"

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Ein Symbol in Form eines Fahrrades auf einem Zug der Deutschen Bahn signalisiert, dass Fahrräder mitgenommen werden können. Mehr Menschen nutzen laut einer Umfrage Bahn, Bus und Rad - und die Zahl dürfte weiter steigen. Doch der Wandel vollzieht sich nur langsam. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Veronika Böhm, Klimaschutzmanagerin im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, erklärt, was die Kreisbehörde unternimmt, um die Mobilitätswende bis 2035 zu schaffen.

Von 2035 an sollen neu zugelassene PKWs kein CO2 mehr ausstoßen und die Menschen auf klimaneutrale Art und Weise zur Arbeit kommen, einkaufen oder reisen. Nicht nur Kommunen stehen folglich in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen. Veronika Böhm, Klimaschutzmanagerin im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, erklärt, wie die Mobilitätswende geschafft werden soll.

Veronika Böhm, Klimaschutzmanagerin im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen (Foto: Privat/oh)

SZ: Frau Böhm, was kann der Landkreis tun, um Autofahrer zu umweltfreundlicher Mobilität zu bewegen?

Veronika Böhm: Der Landkreis kann den Bürgern Alternativen zur Pkw-Mobilität anbieten. Dies tut er über die Förderung des ÖPNV und des Radverkehrs. Im Bereich ÖPNV hat sich der Landkreis vor allem für eine einfachere Tarifstruktur eingesetzt. Diesen Bemühungen ist es zu verdanken, dass im Zuge der Verbunderweiterung ab 2024 im ganzen Landkreis mit den MVV-Tickets gefahren werden kann - auch mit den RVO-Bussen und der BRB. In Sachen Radverkehr tut sich auch einiges im Landkreis, wenn auch hinter den Kulissen. Momentan laufen für verschiedene Radwegeabschnitte die vor dem Baubeginn nötigen Grunderwerbsverhandlungen. Dies gilt beispielsweise für ein Stück entlang der Staatsstraße von Bad Tölz Richtung Geretsried. Außerdem wurde dieses Jahr ein neuer Arbeitskreis ins Leben gerufen. Der "Runde Tisch Radverkehr" bringt Vertreter aller Kommunen des Landkreises und der Nachbarlandkreise zusammen, um den Ausbau des Radwegenetzes weiter voranzutreiben.

Wie wird das Radeln den Bürgern nahegebracht?

Eine Kampagne zur Förderung des Radverkehrs, an der sich der Landkreis seit sechs Jahren beteiligt, ist das vom Klimabündnis ins Leben gerufene Stadtradeln, bei dem es darum geht, Kilometer um Kilometer klimafreundlich mit dem Rad zurückzulegen. Seit dem ersten Mal ist die Teilnehmerzahl in jedem Jahr gestiegen und die Resonanz stets positiv.

Gibt es bayerische Kommunen, die in Sachen Elektromobilität besonders vorbildlich sind?

Der bayernweite Vorreiter in Sachen Elektromobilität ist die kreisfreie Stadt Ingolstadt und kann durchaus als Best-Practice-Beispiel gesehen werden.

Von 2035 an soll es keine Neuzulassungen von Benzinern und Dieselfahrzeugen mehr geben. Was wird von Landkreisseite getan, um dieses Ziel zu erreichen?

Damit sich Bürgerinnen und Bürger für den Kauf eines elektrisch betriebenen Fahrzeugs entscheiden, bedarf es der entsprechenden Infrastruktur. Gebraucht werden an dieser Stelle nicht nur die nötigen Ladepunkte, auch der erhöhte Strombedarf muss gedeckt und das Netz ausreichend ausgebaut werden. Der Landkreis unterstützt an dieser Stelle vor allem den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Wir haben bereits ein Konzept zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und bieten damit den Kommunen eine Planungsgrundlage. Darüber hinaus haben einige Kommunen im Landkreis auch noch eigene und deshalb detailliertere Konzepte für ihr Gemeinde- beziehungsweise Stadtgebiet. Als Vorreiter kann man an dieser Stelle die Stadt Geretsried als größte Kommune im Landkreis betrachten.

Wie sieht es beim Landkreis-Fuhrpark aus?

80 Prozent des aktuellen Fuhrparks des Landratsamts besteht aus Plug-in-Hybriden mit einer elektrischen Reichweite von circa 60 Kilometern, was für die meisten Geschäftsfahrten rund um das Landratsamt ausreicht. Geladen werden die Autos mit dem eigens produzierten Strom von der PV-Anlage auf dem Dach des Landratsamtes. Außerdem sind sechs reine Elektrofahrzeuge bestellt, die zum Jahreswechsel ausgeliefert werden.

Ein maßgeblicher Bestandteil umweltfreundlicher Mobilität sind Solaranlagen auf Privatanwesen. Einige Gemeinden fördern diese bereits. Kann der Landkreis hier regulierend einwirken?

Das ist Sache der Gemeinden. Jedoch befassen sich im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen fast alle Gemeinden aktiv mit dem Thema Solarenergie, wenn auch nicht mit der finanziellen Förderung privater Anlagen. Viele Gemeinden planen aktuell PV-Freiflächenanlagen, erstellen Richtlinien zu deren Errichtung oder planen Anlagen auf den Dächern ihrer eigenen Liegenschaften. Außerdem haben alle Bürger des Landkreises die Möglichkeit, sich bezüglich einer eigenen PV-Anlage kostenlos beraten zu lassen. Die Energiesprechstunde, welche in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Bayern organisiert wird, findet einmal im Monat in Geretsried und einmal im Monat in Bad Tölz statt.

Was tut der Landkreis, um die Bürger bei der Anschaffung umweltfreundlicher Transportmittel zu unterstützen - wie es in München bereits der Fall ist?

Das Thema Lastenfahrräder beschäftigt auch den Landkreis Bad Tölz Wolfratshausen. Im Rahmen von Mobilitätsstationen will der Landkreis in Kooperation mit dem MVV den Bürgern auch Lastenrädern zur Verfügung stellen. Auch die Stadt Geretsried, die die größte im Landkreis ist und sich deshalb für den Einsatz von Lastenräder besonders gut eignet, beschäftigt sich bereits intensiv mit dem Thema. Außerdem gab es im Rahmen des Stadtradelns bereits eine Lastenrad-Roadshow, bei der Bürger und Bürgerinnen die Möglichkeit hatten, verschiedene Modelle anzuschauen und Probezufahren. Im nächsten Jahr will sich der Landkreis wieder für die Lastenrad-Roadshow bewerben.

Wie werden die neuen Expressbuslinien angenommen?

Der Fachbereich ÖPNV ist mit der Nutzung der Expressbuslinien sehr zufrieden. Vor allem die Linie X970, die Starnberg im 20-Minuten-Takt mit Bad Tölz verbindet, wird sehr gut angenommen. Diese Linien werden nicht nur von Pendlern frequentiert, sondern auch von Touristen. Da sich um dessen Haltestellen diverse Ausflugsziele befinden, haben Tölzer Land Tourismus und die Starnberg-Ammersee Region eine "Erlebnisbuslinie" rund um die Strecke der X-Bus-Linie entwickelt.

Weitere Infos zum Expressbus gibt es unter: https://www.lra-toelz.de/die-erlebnisbuslinie-x970-zwischen-starnberg-und-bad-toelz

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