Isar-Ranger:Der neue Hüter des Flusses

Lesezeit: 3 min

Der Ascholdinger Sebastian Thalhammer folgt als Ranger auf den verstorbenen Andreas Huber. Mit seinen Kollegen überwacht er die Regeln am Fluss - im vergangenen Jahr gab es ein Bußgeld über 5000 Euro.

Von Barbara Briessmann, Bad Tölz-Wolfratshausen

Er ist der Neue im Team: Sebastian Thalhammer stellte sich am Donnerstag als vierter Isar-Ranger vor, obwohl er schon seit Mai dabei ist. Die Isar kennt er. "Ich bin ja an ihr aufgewachsen", sagt der Ascholdinger. Bei den Rangern tritt er an die Stelle von Andreas Huber, der im vergangenen Oktober im Alter von 49 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben ist. Thalhammer teilt sich das Revier zwischen Bad Tölz und Schäftlarn mit Bernhard März. Die Kollegen Kaspar Fischer und Benedikt Hanus kümmern sich um den restlichen Flusslauf im Landkreis.

"Sebastian Thalhammer ist der Ersatz für Andreas Huber", sagte am Donnerstag die Chefin der Isar-Ranger, Sabine Walter, von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Und lobt dessen idealen Voraussetzungen für die Aufgabe: Der 64-Jährige ist Land- und Forstwirt, seit 44 Jahren zudem in der Bergwacht aktiv. "Die wichtigsten Pflanzen kenne ich, aber nicht so viele wie der Bernhard", räumte Thalhammer ein. Nun könne er aber ein anderes Hobby sehr gut mit dem Job als Isar-Ranger verbinden: "Ich fahre sehr gerne Kanadier und vom Boot aus sieht man im und am Fluss oft mehr als vom Ufer."

Geretsried, nahe der Tattenkofener Brücke: Auch dieser Flussabschnitt gehört in das Revier von Isar-Ranger Sebastian Thalhammer. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Natur an der Isar liebt Thalhammer von Kindesbeinen an. Das möchte er bewahren helfen. Denn rücksichtslose Umweltverschmutzer mag er gar nicht. "Man muss die Leute ermahnen, dass sie sich anständig benehmen." Das ist eine der Aufgaben der Isar-Ranger. Allerdings unterschieden sich die Menschen, die an die Isar kommen, je nach Gebiet.

"Im nördlichen Landkreis ist es einfacher mit den Leuten", sagt Benedikt Hanus. Sie kämen regelmäßig an die gleichen Stellen an der Isar. "Bei uns im Süden sind am Wochenende und in den Ferien Ausflügler aus München und Urlauber, die kommen ein Mal und nie wieder." Deswegen müssten die zwei Isar-Ranger dort sehr viel strenger sein bei Verstößen gegen Schutzvorschriften. Bernhard März und Sebastian Thalhammer bestätigen das. "Wir ermahnen und erklären, warum Manches verboten ist (siehe rechts)", sagt März. Natürlich gebe es die Unverbesserlichen, aber die meisten seien einsichtig, nähmen ihren Müll wieder mit.

Falls die Aufklärung von schlecht erzogenen Erholungssuchenden nichts hilft, kommt es zu einem Platzverweis oder sogar einer Geldbuße. Denn Verstöße gegen das Naturschutzgesetzt sind eine Ordnungswidrigkeit. "Im vergangenen Jahr wurden 228 solcher Verfahren im Landratsamt geführt", sagt Sabine Walter. "Die einzelnen Beträge lagen zwischen 100 und 5000 Euro."

Die Isar-Ranger haben aber noch mehr zu tun als Hinweisschilder anzubringen und Menschen Verbote zu erklären. Sie werden im Landratsamt auch gerne die "Hausmeister der Isar" genannt. Sie entsorgen Müll und entfernen Feuerstellen. Außerdem halten sie Wege instand. Neben Mäharbeiten bekämpfen sie invasive, gebietsfremde Pflanzen, die heimische Fauna verdrängen oder ersticken könnten. Bei den Beweidungsprojekten sind sie auch aktiv dabei.

Pfleger für die Isarauen: Die vier Isar-Ranger des Landratsamts haben einheitliche Kleidung. (Foto: Hartmut Pöstges)

In der Pupplinger Au, wo Murnau-Werdenfelser Rinder als Landschaftspfleger grasen, müssen Zäune repariert und versetzt werden. Im Süden sorgen Ziegen dafür, dass Sträucher am Ufer der Isar nicht zu sehr wuchern. Die 39 Burenziegen stammen von Isar-Ranger und Landwirt Kaspar Fischer. "Inzwischen habe ich auch vier Esel draußen", erzählt er.

Manche Kiesinseln und -bänke darf im Sommer niemand betreten, wegen der Kiesbrüter. "Sie legen ihre gut getarnten Eier mitten auf den Kies", erklärt Thalhammer. "Selbst für geschulte Augen sind diese praktisch nicht zu erkennen." Zwei dieser Vögel sind der Flussregenpfeifer und der Flussuferläufe. Beide Arten kommen auch an der Isar nur sehr selten vor, sind vom Aussterben bedroht. Auch Bootsfahrer schrecken diese Tiere während der Brutzeit auf.

Die Befahrung der Isar vom Sylvensteinspeicher bis zur nördlichen Landkreisgrenze habe in den letzten Jahren enorm zugenommen, stellen die Isar-Ranger fest. Das würden sie vor allem am vielen Müll merken. An Ein- und Ausstiegsstellen am Fluss werden immer wieder kaputte Schlauchboote und leere Verpackungen gefunden. Besonders gefährlich sind Scherben, die am Ufer und im Wasser liegen. Es sei viel zu tun, allein schon die Beseitigung des Mülls ist aufwendig. Über ihre Anliegen geben die Isar-Ranger bei Exkursionen und Führungen für Schulklassen und Interessierte auch weiter. Die Umweltpädagogik ist Bernhard März sehr wichtig: "Bei manchen Erwachsenen ist schon Hopfen und Malz verloren, aber die Kinder können wir erreichen."

Die Isar-Ranger nehmen von April/Mai bis Oktober/November ihren Dienst am Fluss auf, vor rund 30 Jahren fing der erste an. Die vier Männer teilen sich zwei Vollzeit-Stellen, im Norden arbeiten sie jeweils 21,5 Stunden, im Süden des Landkreises 19,5 Stunden pro Woche. Sie sind beim Landratsamt angestellt, das keine Zuschüsse für die Ranger bekommt. Aber das ist es Landrat Josef Niedermaier (FW) wert: "Die Isar ist unsere Lebensader."

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: