Die Zahl der Aktionstage reicht nicht ganz aus, um jeweils nur einen Ort aufzusuchen, aber es lässt sich ja alles mit allem verbinden: Acht Gemeinden von Geretsried bis Garmisch-Partenkirchen haben sich zusammengetan, um von Mai bis Oktober an jedem ersten Freitag eines Monats Kundinnen und Kunden mit besonderen Aktionen anzulocken. Das reicht von roten Teppichen, die in die Geschäfte führen, über die Verteilung von Blumen und Samen bis zu Gewinnspielen und Foto-Wettbewerben. Die Initiative "Innenstadt-Freitag" geht letztlich auf die Corona-Krise zurück, als der Einzelhandel besonders unter den Lockdowns zu leiden hatte.
Da sich der stationäre Handel aber auch nach der Pandemie gegen die enorme Konkurrenz im Internet durchsetzen muss, haben Gewerbetreibende und Innenstadtinitiativen aus Bad Tölz, Garmisch-Partenkirchen, Geretsried, Lenggries, München, Murnau, Penzberg und Weilheim eine Aktionsgemeinschaft gegründet. Projektkoordinator André Liebe erklärte am Dienstag bei der Pressekonferenz im Tölzer Rathaus, das bayerische Wirtschaftsministerium fördere den Innenstadt-Freitag mit der Verdoppelung der Eigenmittel, sodass dafür insgesamt 117 000 Euro zur Verfügung stünden. Die neben Wirtschaftsforum Oberland und Zugspitz-Region GmbH ebenso beteiligte Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern habe bestätigt, dass der Innenstadt-Freitag bislang bayernweit einzigartig sei.
Jeden Monat ein neues Motto
Jeder Freitag steht unter einer eigenen Überschrift. Zu Beginn heißt es am 3. Mai "Das Oberland blüht auf"; am 7. Juni zielt die Aktion "Fit in die Fußball-EM" auf die am 14. Juni in München beginnende Europameisterschaft; am 5. Juli steht schlicht "Sommer im Oberland" auf dem Programm; am 2. August "Urlaubsfeeling in der Heimat", am 6. September "Einstimmung auf die Wiesn"; und zum Abschluss am 4. Oktober "Goldener Herbst".
Für Bad Tölz erklärte Andreas Munkert als Sprecher des Unternehmervereins, in der Marktstraße sei "ein bunter Strauß an Aktionen" geplant, der auch künstlerisch begleitet werde. So habe der Kunstverein Tölzer Land etwa eine besondere Art "Malen nach Zahlen" geplant.
Rudi Utzinger, Sprecher der Geretsrieder Einzelhandels- und Dienstleistungsgemeinschaft Procit, sieht in der Aktionsgemeinschaft gerade für seine Stadt große Chancen: Geretsried habe "eine tolle neue Innenstadt", sagte er. Es herrsche jetzt eine Aufbruchstimmung. Etwas Besseres als den Innenstadt-Freitag hätte es als Basis nicht geben können.
Als Highlight kündigte der Künstler Axel Berger, bekannt für Aktionen wie Isar-Street-Art oder Lichtinstallationen auf dem Moralt-Gelände, eine musikalische Untermalung des Innenstadt-Freitags an. Es sei ihm gelungen, von Hans-Jörg Buchner ("Haindling") die Zustimmung zur Verwendung dessen berühmten Songs "I hob di lang scho nimmer gsehn" zu bekommen. Die Textzeile passe zum Einzelhandel mit seinen wachsenden Leerständen, sagte Berger. Die Rechte seien nach langen Verhandlungen "für einen guten Tarif" von den Universal Studios erworben worden. Nun seien Varianten mit eigens eingesprochenen Themen geplant.
Für Bad Tölz und Geretsried dankten die Bürgermeister Ingo Mehner und Michael Müller (beide CSU) den Initiatoren für ihr Engagement. Müller sagte: "Unsere Innenstädte zeigen eine Vielfalt, die ich übers Internet gar nicht erleben kann." Er lud ein zu "einer Entdeckungstour" durch die verschiedenen Orte. Mehner sagte, aus dem Bayerischen Städtetag wisse er, dass es den Städten im Oberland "noch verdammt gut" gehe. "Aber auch bei uns ist Handlungsbedarf."
Auf Nachfrage, warum Wolfratshausen nicht an der Initiative und am Innenstadt-Freitag beteiligt ist, erklärte Liebe, der Verein Lebendige Altstadt Wolfratshausen (LAW) habe auf mehrmalige Mail-Anfragen nicht reagiert.
Die Internetseite wird am Mittwoch freigeschaltet: www.innenstadt-freitag.de
