Erneuerbare Energien:Schwertransport für Geothermie

Lesezeit: 2 min

Auf dem Gelände von Gut Breitenbach im Geretsrieder Ortsteil Gelting liegen die Hoffnungen auf einen Durchbruch in der Energiewende. Bewohner der Region müssen sich nun aber erst einmal auf einen besonderen Transport einstellen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dienstagnacht wird ein Gastank von Sindelsdorf zum Eavor-Bohrplatz bei Gelting gefahren.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Für das Geothermieprojekt bei Geretsried sind bereits viele Kilometer für Wärmeschleifen in den Untergrund gebohrt. Jetzt müssen sich Anwohner der Region vor allem in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch auf den Straßen zwischen Sindelsdorf und Gelting auf Verkehrsbehinderungen einstellen. In diesem Zeitraum lässt die Eavor Erdwärme Geretsried GmbH einen großen Isobutan-Tank für das auf dem Betriebsgelände bei Gelting entstehende Kraftwerk anliefern. Um dessen Turbinen zu betreiben, braucht es laut Unternehmenssprecher Alexander Land das Gas, mit dem der Behälter erst später gefüllt wird. Der Tank ist nach seinen Angaben 26 Meter lang und mehr als drei Meter breit. Um diesen zu transportieren, braucht es ein mehr als 35 Meter langes Schwertransportgespann.

Es wird nachts gefahren

Auf den Schlussetappen der Tour bis in den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wird das Gefährt an diesem Montag, 15. April, in der Kommune Rain bei Augsburg gegen 22 Uhr losfahren. Auf dem Parkplatz an der Garmischer Autobahn A 95 bei Sindelsdorf (Landkreis Weilheim-Schongau) wird der Schwertransport laut Sprecher Land zwischen drei und sechs Uhr morgens am darauffolgenden Dienstag, 16. April, erwartet. Dort ist ein Zwischenhalt bis 22 Uhr geplant. Erst dann geht es weiter bis zum künftigen Betriebsgelände von Eavor bei Gelting. Folglich werde nur nachts gefahren, um den Alltagsverkehr so wenig wie möglich zu belasten, so Land.

Die finale Teilstrecke führt dienstags ab 22 Uhr vom Autobahnparkplatz bis nach Gelting. Zunächst ist das Gespann ein kurzes Stück auf der Bundesstraße 472 Richtung Bichl unterwegs, ehe es auf der Staatsstraße 2370 Richtung Penzberg und durch die Stadt an Quarzbichl vorbei weiter Richtung Beuerberg (Gemeinde Eurasburg) fährt. Anschließend folgt der Schwertransport auf seiner Route der Staatsstraße 2064 Richtung Königsdorf. Auf Höhe des Weilers Hofstätt geht es auf kleineren Landstraßen über Böcken, Ober- und Herrnhausen bis zum Eavor-Bohrplatz bei Gelting. Am Standort wird das Gespann laut Sprecher Land im Laufe der Nacht auf Mittwoch erwartet.

Ein weiterer Baustein

Der Transport ist ein weiterer Baustein, um das Geothermieprojekt zur Strom- und Wärmeproduktion bei Gelting zu verwirklichen. Dafür will das Unternehmen Eavor um die 360 Kilometer Strecke im Untergrund für vier sogenannte Loops (zu Deutsch Schleifen) in der Endausbaustufe bohren. Das System funktioniert, indem kalte Flüssigkeit bis auf 4500 Meter in den Boden nach unten fließt, sich durch das um die 160 Grad heiße Oberflächengestein auf diesem Niveau erhitzt und damit wieder nach oben steigt.

Für die Region verspricht das Projekt, klimafreundliche Energie bereitzustellen. Erst im März dieses Jahres haben die Isar Loisach Naturwärme GmbH (ILN) - eine Tochter der Stadtwerke Geretsried - und die Eavor Erdwärme Geretsried GmbH einen Wärmeliefervertrag unterzeichnet. Bis zu 81 200 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a) Erdwärme sollen so bereitgestellt werden. Die ILN plant, das Fernwärmenetz je nach Bohrfortschritt ab dem Jahr 2025 oder 2026 in sechs Ausbaustufen zu errichten. Ein Gebiet zwischen dem Gewerbegebiet in Gelting und dem Geretsrieder Stadtteil Stein soll erschlossen werden. Auf der Homepage www.naturwaerme-geretsried.de können sich Interessenten für den Newsletter zum Fernwärmeausbau registrieren.

Das Projekt von Eavor hat ein Investitionsvolumen von 200 bis 350 Millionen Euro

Das Unternehmen Eavor informiert bereits auf der Webseite www.eavor-geretsried.de regelmäßig zum Baufortschritt bei Gelting. Das dafür kalkulierte Kostenvolumen liegt bei 200 bis 350 Millionen Euro. Der Europäische Innovationsfonds fördert das Vorhaben mit 91,6 Millionen Euro. Das Kraftwerk, für das der aktuell angelieferte Isobutan-Tank gebraucht wird, soll laut Eavor-Sprecher Land im vierten Quartal dieses Jahres betriebsbereit sein. Mit der dann erreichten Ausbaustufe könnte so viel Energie produziert werden, um 5000 Haushalte mit Strom zu versorgen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Scholz und Söder in Geretsried
:Weltgeschehen im Wald

Bundeskanzler Olaf Scholz, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und die halbe Staatsregierung besuchen in Gelting das innovative Geothermie-Projekt Eavor-Loop. Denn hierauf liegen die Hoffnungen auf einen Durchbruch in der Energiewende.

Von Claudia Koestler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: