Ärger wegen Langsam-Internet:"Das gab es in München vor 15 Jahren"

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Schnelles Internet? Nicht in Eurasburg! Für viele Betriebe werden langsame Datenverbindungen zum Problem. Der erste Unternehmer flieht bereits nach Geretsried.

Lisa-Marie Rau

Der Computer lädt und lädt und lädt. Und das wird er in Eurasburg wohl auch in Zukunft tun. Denn während laut Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mehr als 9600 Gemeinden in Deutschland überwiegend mit Breitband-Internet versorgt sind, schieben sich die Ladebalken auf den Eurasburger Computerbildschirmen weiterhin im Schneckentempo voran. Die unzureichende DSL-Versorgung ist für Gewerbetreibende ein Standortnachteil. Jürgen Wolf, Geschäftsführer der Gutmann MD GmbH, verlagert sein Unternehmen nun von Eurasburg nach Geretsried.

Langsame Internetverbindungen sind in Eurasburg ein Problem für die Unternehmen. (Foto: dpa)

Die Glasfaserleitung zwischen der Schaltzentrale in Beuerberg und Eurasburg sei zwar bereits verlegt, erklärte Markus Gerold, Breitbandbeauftragter der Gemeinde Eurasburg, doch die einzelnen Haushalte und Unternehmen seien noch nicht angeschlossen. Den Termin für den endgültigen Anschluss und damit für eine reibungsfreie DSL-Verbindung habe die Telekom nicht einhalten können. Der Stichtag sei nun von 30. Juni auf 15. Oktober verschoben worden, berichtete Bürgermeister Michael Bromberger kürzlich bei einer Gemeinderatssitzung.

Für den Unternehmer Wolf ergeben sich aus den geringen Übertragungsraten schwerwiegende Probleme. Besonders bei Updates von Computerprogrammen, wenn große Datenmengen heruntergeladen würden, gebe es Schwierigkeiten. "Das dauert ewig", sagte Wolf, vor allem, wenn viele Nutzer in der Umgebung gleichzeitig im Netz seien. Auch das Arbeiten im Intranet der Firma von außerhalb sei ganz erheblich beeinträchtigt, da durch die geringen Up- und Download-Raten Datenengpässe entstünden. "Und das ist nicht erst seit heute so, wir haben hier ja schon jahrelang eine ganz schlechte Verbindung", sagte Wolf. "Das ist auch ein Grund, weshalb wir das Unternehmen jetzt nach Geretsried verlagern."

"Wir haben hier keine Datenautobahn, sondern vielmehr einen Datenfeldweg", sagte Fenny Rosemann, Geschäftsführerin der Content Technologies GmbH. Bei einer Übertragungsrate von 300 Kilobit für den Download und 75 Kilobit für den Upload sei die Verbindung extrem langsam. Erst eine Übertragungsrate von etwa zwei Megabit gewährleiste eine reibungsfreie Verbindung. "Für kleinere Firmen ist das eine Katastrophe", sagte Rosemann.

"Jetzt warten wir händeringend"

Content Technologies habe bis vor kurzem eine Internet-Standleitung zur Telekom gehabt, erklärte Torben Lauridsen, ebenfalls Geschäftsführer. Das koste zwar 500 Euro monatlich, sei aber die einzige Möglichkeit, um vernünftig arbeiten zu können. Im Irrglauben, in Eurasburg bald mit Breitband-Internet versorgt zu sein, habe er die sogenannte Company Connect Verbindung vergangenes Jahr gekündigt. Seither sei er immer wieder mit dem Vorstand der Telekom in Kontakt getreten, habe aber nur Ausreden zu hören bekommen. "Jetzt warten wir händeringend", sagte Rosemann.

Bis jetzt läuft die Internet-Versorgung Eurasburgs über ein Kupferkabel, das parallel zur neuen Glasfaserleitung verläuft. Doch je größer die Distanz zwischen Zentrale und Nutzer bei Kupferleitungen sei, desto geringer sei die Geschwindigkeit der Datenübertragung, erklärte Gerold. "Eine DSL-Verbindung ist da gar nicht möglich." Am schlimmsten betroffen seien die Ortsteile Happerg und Berg. "Die haben noch nicht mal die 300 Kilobit", sagte Gerold. Anwohner müssten dort mit 56k Modems, also einer Übertragungsrate von 56 Kilobit, arbeiten. "Das gab es in München vor 15 Jahren", sagte der Breitbandbeauftragte.

Vor allem das Herunterladen von Dateien sei in Eurasburg und Umgebung problematisch. "Das ist hier keine Sache von Minuten, das kann auch mal eine halbe Stunde dauern", sagte Rechtsanwältin Christine Gühring, deren Kanzlei für Recht und Meditation in Eurasburg sitzt. Auch die Nutzung von IP-Telefonie, also das Telefonieren über das Computernetzwerk, sei schwierig. "Wenn dabei gleichzeitig noch jemand im Internet ist, wird das Gespräch einfach unterbrochen", erklärte die Rechtsanwältin. Der baldigen Behebung des Problems steht Gühring skeptisch gegenüber. "Ich glaube noch nicht ganz, dass es in drei Monaten wirklich anders sein soll."

© SZ vom 27.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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