11. Kunstpreis-Verleihung:Ein beschwingter Abend

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11. Kunstpreisverleihung im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen (von links): Laudator Michael Grasl, Elisabeth Hinterholzer (Kunstförderpreis), Laudator Heinz-Josef Braun, Stefan Murr, Laudatorin Kathrin von Canal, Irin de Brauw und Landrat Josef Niedermaier. (Foto: ©Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen Michael Heigl/oh)

Im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen überreicht Landrat Josef Niedermaier Auszeichnungen an Elisabeth Hinterholzer, Stefan Murr und Iring de Brauw.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Es sind solche Momente, die für ein paar Stunden Probleme und schlechte Nachrichten vergessen lassen. Zumindest empfindet dies Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) so - und er war mit dieser Meinung bei der 11. Verleihung des Kunstpreises des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen gewiss nicht allein. Nach einer Woche mit Politik, Demonstrationen und anderem sei das ein Wohlfühlabend, begrüßte er die Gäste im großen Sitzungssaal des Landratsamts. Man sei zusammengekommen, um die Schöpfer von Musik, Kunst und Kultur zu feiern - "Kraftquellen in unruhigen Zeiten", wie Niedermaier hervorhob. Geehrt wurden Iring de Brauw (Kulturehrenbrief), Elisabeth Hinterholzer (Kunstförderpreis) und Stefan Murr (Kunstpreis).

Eine junge Frau, die eine Männerdomäne quasi im Sturm eroberte, ist Elisabeth Hinterholzer. Seit 2018 leitet sie die Musikkapelle Holzhausen. Aber nicht nur das Dirigieren hat es der Münsingerin angetan, sie singt, spielt Posaune - kurzum: Hinterholzer ist sozusagen ein musikalischer Tausendsassa. Daran ließ auch Münsings Bürgermeister Michael Grasl keinen Zweifel in seiner Laudatio. Er selbst sei ein "einfacher Musikant", der in der letzten Reihe die Tuba spiele. Bei der "Lisi" hätte sich indes schon früh gezeigt, dass es sie nach vorn ins Rampenlicht drängt. Sie habe aus ihrem Hobby viel gemacht, so Grasl. Wo Männer nach wie vor dominieren, müsse sich eine Frau oft noch mehr reinhängen. Elisabeth Hinterholzer jedenfalls hat sich nicht abschrecken lassen und ist ihren Weg gegangen. Grasl erinnerte an eine junge, selbstbewusste Solistin am Alphorn: "Da haben wir geschaut!" Niedermaier wiederum wusste zu berichten, als Anfang der 1980er-Jahre plötzlich eine Frau bei der Stadtkapelle Bad Tölz auftauchte, um mitzumachen. Diese "Powerfrau" habe vieles verändert. Und wenn Männer beim Musizieren immer noch unter sich bleiben möchten, könne er ihnen nur entgegnen: "Ihr wisst nicht, was euch abgeht."

"Englisches Kriegsschiff" heißt das Gemälde des Malers und Bildhauers Iring de Brauw, das im Foyer des Tölzer Landratsamts zu sehen ist. (Foto: Manfred Neubauer)

Einen Beweis ihres musikalischen Könnens legte Hinterholzer, unterstützt von Mitgliedern der Blaskapelle Holzhausen und der Gruppe Tromposound, ab. Es war überhaupt ein von Musik beschwingter und fröhlicher Abend. Dazu trug die Formation Brass da la Vista und die Liedermacherin Julia Pöckl, begleitet von Leonhard Schwarz an der Gitarre, maßgeblich bei.

Auch ein "Tölzer Bua" wurde geehrt: Der Schauspieler Stefan Murr erhielt den Kunstpreis 2023. Für ihn hielt sein langjähriger Wegbegleiter Heinz-Josef "Charly" Braun die Laudatio. Mit launigen Worten wusste er von der ersten Begegnung mit Murr zu berichten, als der junge Schauspieler im "Komödienstadl" auf der Bühne stand, dann, Jahre später, im Metropoltheater, wo Murr die Hauptrolle im Stück "Das Fest" spielte. Braun würdigte Murrs Fleiß, Kollegialität und "ausgeprägte Empathie". Mit anderen Worten: "Du bist einfach a Schau."

Was im Programmheft für den Abend nach den Lobesworten für Murr als "Aktion" angekündigt war, entpuppte sich als ausgewachsene "Mitmachaktion". Oder wie es Murr umschrieb: "Jetzt lass ma's krachen!" Braun und Murr schreiben seit 2007 Kinderhörspiele. Aus dem "Bayerischen Robin Hood" gaben sie ein Lied zum Besten, dessen Refrain das Publikum mitsingen sollte. Ein Wunsch, den die Anwesenden gerne erfüllten. Und so wurde geschunkelt, mit den Füßen gewippt - ein Höhepunkt des Abends.

Bei diesem Gemälde, das einen Bauer mit Stier zeigt, hat offenkundig Pablo Picasso Pate gestanden. (Foto: Manfred Neubauer)

Eine große Ehre sei es, so Landrat Niedermaier, dass der Künstler Iring de Brauw aus Ambach das Landratsamt auf der Flinthöhe von einer langweiligen Behörde in eine bunte Galerie verwandelt hat. Viele seiner Werke, die zum Teil noch nie öffentlich zu sehen waren, zieren das Foyer. Eines seiner Themen sind Schiffe, was Kathrin von Canal hervorhob. Sie hielt in Vertretung für die Kunsthistorikerin Katja Sebald die Laudatio. Sein "Lebensschiff" sei nun im Hafen des Tölzer Landratsamts vor Anker gegangen, sagte sie. Ferner würdigte die Laudatorin die große Bandbreite im künstlerischen Schaffen de Brauws. Glasfenster, Bildhauerei, Gemälde, Schmuck - in seinem Leben setzte sich de Brauw mit unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Stilen auseinander. Neben dem Kulturehrenbrief 2023 überreichte der Landrat dem Künstler auch eine Karikatur von Hans Reiser.

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