Wohnen:Münchner Immobilienfirma feiert sich für Rekordverkauf

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Mit dem teuer verkauften Mietshaus in der Au dürfte der Käufer nun viel Geld machen. Und zwar von hohen Mieteinnahmen.

Kolumne von Anna Hoben

Man weiß gar nicht, wem man zuerst gratulieren soll: dem Verkäufer oder dem Käufer. "Aigner Immobilien verkauft Mehrfamilienhaus in der Au zum Rekordpreis", so war kürzlich eine Pressemitteilung überschrieben. Der Absender: Aigner Immobilien. Im Text wird der "Rekordpreis" noch einmal gesteigert, zum "absoluten Rekordpreis".

Innerhalb von nur drei Monaten habe die Firma ein "klassisches Mietshaus aus der Zeit der Jahrhundertwende (Baujahr 1901) im beliebten Stadtviertel Au" verkaufen können, heißt es da. Weiter wird gejubelt: "Für das denkmalgeschützte Prestigeobjekt konnte ein 70-facher Faktor erzielt werden."

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Das muss man erklären. Bei dem genannten Faktor handelt es sich um den sogenannten Ankaufsfaktor, der sich so errechnet: Kaufpreis geteilt durch die anfängliche Jahresnettokaltmiete. Je besser der Standort, desto höher der Faktor, desto niedriger die Rendite für den Investor.

Vor ein paar Jahren galt in München noch ein Faktor von 25 bis 30 als extrem. Jetzt also 70. Siebzig! Das schafft nicht jede Stadt, das schafft nicht jedes Haus, das schafft nicht jeder Makler. Siebzig, da muss sofort eine Pressemitteilung raus. "Die Vermittlung von schönen alten Häusern bereitet auch langjährigen Maklern wie uns viel Freude", so lässt sich darin der Geschäftsführer der Firma zitieren. Wie nett.

Man würde sich täuschen, wenn man glauben sollte, zwischen den Zeilen ein belustigtes Erstaunen über den Käufer zu lesen: Haha, der hat tatsächlich so viel gezahlt! Nicht doch. Denn, so erklären die Leute von Aigner Immobilien, "das Haus weist mietvertragliches und baurechtliches Potenzial auf". Wegen seiner Lage, des "exzellenten Gebäudezustands" und der "Möglichkeit künftiger Mietanpassungen ist dieses Mehrfamilienhaus ein sowohl ertragsstarkes als auch nachhaltiges Investment".

Alle glücklich also. War da noch was? Ach so, die Mieter. Wie die Geschichte für sie weitergehen könnte? Zum Beispiel: Auszug, Luxussanierung, doppelte und dreifache Mieten. Dazu wird es dann keine Pressemitteilung geben.

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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