Designausstellung:Hinein ins Vergnügen

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Marek Mosinskis Plakat von 1972 wirbt für die polnische Stadt Karpacz. (Foto: Kai Mewes/Die Neue Sammlung - The Design Museum)

Die Plakat-Ausstellung "Winterzauber" der Neuen Sammlung zeigt auch, wie der Wintersport im 19. Jahrhundert zu einem Massenphänomen wurde.

Von Evelyn Vogel

Blauer Himmel, schneeweiße Berge, strahlender Sonnenschein - wer an Wintersport denkt, hat ganz schnell diese Klischees im Kopf. Und zugegeben, bei solchen Wetterbedingungen talwärts zu wedeln, kann ganz wunderbar sein. Wären da nicht diejenigen, die oft schon von Mittag an Aprè-Ski-beseelt die Piste hinunterdonnern. Aber das war nicht immer so. Überlange Holzbretter statt Carving-Skier aus Hightech-Material, Wollpullover und Knickerbocker statt knallbunter Funktionsklamotten, so sah das früher aus.

Einen Rückblick auf 100 Jahre Wintersport in einer ganz besonderen Form gibt die Plakat-Ausstellung "Winterzauber" der Neuen Sammlung. 24 Plakat-Reproduktionen von 1910 bis heute aus dem Archiv des Designmuseums hängen derzeit an der Glasfassade der Pinakothek der Moderne beim Haupteingang Barerstraße und zeigen die Bildsprache, mit der internationale Designer meist im Auftrag von Wintersportgebieten, Gemeinden und Tourismusbüros, aber auch der Schweizer und der Deutschen Bahn zwischen 1910 und heute für den Wintersport und -tourismus warben.

Linus Rapp, Kurator der Open-Air-Ausstellung, die auch online auf dem Instagram-Kanal des Designmuseums (@dieneuesammlung) zu sehen ist, kam ausgerechnet im Sommer auf die Idee mit dem Winterzauber. Damals fing man an, die etwa 25 000 Plakate der Sammlung zu digitalisieren. Dass Plakate eher selten ausgestellt werden, hängt mit der Lichtempfindlichkeit von Papier zusammen. Auch deshalb werden nun Reproduktionen ausgestellt, in Format und Farbqualität identisch mit den Originalen.

Ein unbekannter Plakatmaler, der mit der Signatur AB, RHE zeichnete, warb für den Wintersport in Zweisimmen, um 1920. (Foto: Kai Mewes/Die Neue Sammlung - The Design Museum)
Plakat Carl Moos "3ter Alpiner Ski Kurs", 1910. (Foto: Kai Mewes/Die Neue Sammlung - The Design Museum)
Herbert Matter war einer der wichtigsten Plakatdesigner seiner Zeit: Pontresina, 1936. (Foto: Kai Mewes/Die Neue Sammlung - The Design Museum)

Entwicklung und Erfolg des Plakats wie des Wintertourismus' weisen im 19. Jahrhundert eine erstaunliche Parallele auf: Beide hatten da ihren großen Durchbruch, beide richteten sich an ein Massenpublikum. So warb das älteste ausgestellte Motiv von Carl Moos von 1910 für einen Ski-Kurs in Garmisch. Die ersten Plakatdesigner waren ausgebildete Maler. Bilder und Buchstaben waren handgemalt. Dann setzte man verstärkt Fotografie ein, nutzte Einzelmotive, um Effekte zu erzielen, wie das Motiv "Pontresina" von Herbert Matter aus dem Jahr 1936 zeigt. Der Schweizer und US-amerikanische Fotograf wurde mit seinen innovativen Entwürfen wegweisend für die Entwicklung des Grafikdesigns.

Neben Malerei, Collage und Fotografie setzten Designerinnen und Designer auch verstärkt auf Schrift und grafische Reduktion. Eines der prominentesten Beispiele dürfte das extrem reduzierte, schwarz-weiße Motiv von Otl Aicher, dem Vater des Münchner Olympia-Designs sein. Unter anderem Deutschland, Österreich und Skandinavien haben eine lange Tradition in der Plakatgestaltung. Polen erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg eine lebendige Plakattradition, ein Beispiel ist Marek Mosińskis heiter-figürlicher Entwurf von 1972 für die Stadt Karpazc am Tor zum Riesengebirge. Und in der Schweiz reicht diese bis in die Gegenwart, wie das Plakat von Denise Bertschi zur "Winterhilfe" beweist.

Wer bei der Mitmachaktion der Neuen Sammlung auf Instagram (#WinterzauberDNS) ein Plakat von Mirko Borsche gewonnen hat, wird am Mittwoch bekannt gegeben.

Winterzauber, Pinakothek der Moderne, bis 26. Feb., rund um die Uhr einsehbar, Führungen: Do, 19. Jan. und Do 16. Feb., jeweils 18.30 Uhr

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