Licht- und Soundinstallation:Reise ins Unterbewusstsein

Lesezeit: 2 min

Lichtkunst der besonderen Art: Die Dießener Künstlerin Vanessa Hafenbrädl hat unter anderem auch die Münchner Blutenburg in neues Licht getaucht. (Foto: Vanessa Hafenbrädl)

Eintauchen in ein andere Welt: Die Künstlerinnen Vanessa Hafenbrädl und Anna McCarthy verfremden mit "Wild Things - Der Schlüssel" den Innenhof von Schloss Blutenburg. Und ließen sich dafür von berühmten Frauen und der Natur inspirieren.

Von Henriette Busch

Auch wenn sie im Februar 1848 nur eine Nacht in Schloss Blutenburg verbrachte, ist Lola Montez, Geliebte König Ludwigs I. von Bayern, wohl die bekannteste Frau, die sich in den historischen Gemäuern in Obermenzing aufgehalten hat. Die Videokünstlerin Vanessa Hafenbrädl hat viel über Montez gelesen. Hauptinspiration für ihre gemeinsam mit Anna McCarthy entstandene Licht- und Soundinstallation "Wild Things - Der Schlüssel" war jedoch eine andere Frau: Jella Lepman.

Als Jüdin vor den Nationalsozialisten geflohen, kehrte die Journalistin nach dem Zweiten Weltkrieg auf Bestreben der US-amerikanischen Besatzer nach Deutschland zurück. In München gründete sie 1949 die Internationale Jugendbibliothek (IJB), die sich seit 1983 in Schloss Blutenburg befindet. Mit Hilfe internationaler Kinderbücher sollte in der Nachkriegsgeneration eine Brücke zwischen den Nationen entstehen.

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Für Hafenbrädl, die in ihren Arbeiten weibliche Archetypen hinterfragt, ist Jella Lepman ein "Paradebeispiel für die Wirksamkeit von weiblicher Arbeit, Hartnäckigkeit und weiblicher Vision". Die Installation, die am ersten Märzwochenende im Innenhof des Schlosses zu sehen sein wird, mache inhaltlich auch bei Erich Kästner und Alice im Wunderland halt. "Aber die Essenz sind die eigenen Bilder und Gedanken, die im Betrachter entstehen. Im Unterbewusstsein, da wo die Vielschichtigkeit herrscht," sagt Hafenbrädl. Die Lust, in das eigene Unterbewusstsein abzutauchen, sollen die Besucher mitbringen.

Die erwartet eine immersive Symbiose aus Licht, Video, Sound und gesprochenem Text, die den Innenhof des Schlosses illuminieren und verfremden wird, die Besucher durch verschiedene Stationen der Installation wandern lässt. "Ich mag es, ein kinästhetisches Kunsterlebnis zu vermitteln. Der Betrachter in Bewegung hat einen erweiterten Zugang zu seiner Wahrnehmung", so Hafenbrädl. Die musikalische Ebene der Soundcollage Anna McCarthys bilde die Aufnahme eines Cristal Baschet, eingespielt vom Komponisten Marc Chouarain. Die 48 Glasstäbe des seltenen Instruments aus Glas und Metall werden mit feuchten Fingern in Schwingungen versetzt.

Glas spielt eine wichtige Rolle

Glas spielt in Vanessa Hafenbrädls Schaffen eine besondere Rolle, ihre Vorfahren waren Spiegelglas-Fabrikanten. Die Idee für eine Installation in Schloss Blutenburg sei ihr während der Recherche für ein anderes Projekt in der IJB gekommen, sagt die Künstlerin: "Beim Betreten des Innenhofs überkam mich direkt die Idee, die Blutenburg zu bespielen."

Der ungewöhnliche Titel "Wild Things - Der Schlüssel" leitet sich übrigens von einem Buch ab, das Hafenbrädl und McCarthy während ihres ersten Termins in der IJB unabhängig voneinander aus dem Regal gezogen haben: "Wild Things: Children's Culture and Ecocriticism" analysiert literarische Naturvermittlung an Kinder. Die Natur habe für die Künstlerinnen eine besondere Bedeutung, sagt Hafenbrädl: "McCarthy und ich nutzen beide die Natur intensiv als Quell und Regeneration für und von unserer künstlerischen Arbeit." Und der Schlüssel im Titel? Dafür lieferten schlüssellochartige Formen in den Mauern des Schlosses die Inspiration.

"Wild Things - Der Schlüssel", Do.-Sa., 2.-4. März, jeweils 18.30-20.30 Uhr, Schloss Blutenburg , Seldweg 15

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