Wiesn:München will Bierpreis-Bremse fürs Oktoberfest

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Die Krüge hoch: Auf der Wiesn sollen die Bierpreise bis 2019 stabil bleiben. (Foto: dpa)
  • Künftig will die Stadt eine Umsatzpacht erheben, um die Kosten für die Wiesn zu bezahlen. Im vergangenen Jahr wurden dafür fünf Millionen Euro ausgegeben.
  • Um zu verhindern, dass die Kosten auf die Wiesn-Besucher abgewälzt werden, will Bürgermeister Josef Schmid nun eine Bierpreis-Bremse einführen.
  • Für sein Vorpreschen erntet Schmid aber Kritik, auch von der SPD.

Von Heiner Effern

Die Stadt München will den Bierpreis auf dem Oktoberfest für die kommenden drei Jahre deckeln. Bürgermeister Josef Schmid (CSU) kündigte am Dienstag an, dass die Wirte bis zum Jahr 2019 nicht mehr als 10,70 Euro pro Mass verlangen dürfen. Dies solle als verbindliche Klausel in die Zulassungsverträge aufgenommen werden.

Die Bierpreisbremse soll im Zuge einer kompletten Neuorganisation der Wiesn-Finanzierung umgesetzt werden. Anlass sind die gestiegenen Kosten für die Sicherheit, sie betrugen im vergangenen Jahr etwa fünf Millionen Euro . Bisher mussten die Wirte für ihre Zelte auf dem größten Volksfest der Welt eine Standgebühr zahlen, die Summe belief sich zuletzt auf 3,5 Millionen Euro. Künftig will die Stadt eine Umsatzpacht erheben - und mit dieser 8,5 Millionen Euro erlösen. Damit müssen die Wirte die Kosten für die Sicherheit alleine tragen. "Auf der Wiesn werden jedes Jahr 300 bis 400 Millionen Euro umgesetzt. Da gibt es keinen Grund, dass die Stadt und damit der Steuerzahler einspringt", sagte Schmid.

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Dass der Preis für die Mass von Jahr zu Jahr steigt, folgt anscheinend einem Naturgesetz. Es wäre gut, wenn die Kriterien für die Zulassung zur Wiesn ähnlich unangreifbar wären.

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Dass die Wirte auch dann noch genug verdienen, wenn sie gemeinsam fünf Millionen Euro mehr an die Stadt bezahlen müssen, daran zweifelt der Bürgermeister nicht. Um den Wirten entgegenzukommen, will Schmid die Wiesn dauerhaft um einen Tag verlängern. Und die Wirte sollen künftig an allen Tagen Tische reservieren dürfen. Berechtigte Zweifel gab es offenbar daran, dass die Wirte die Summe allein aus ihren Gewinnen aufbringen würden. Die Deckelung der Bierpreise soll verhindern, dass die Mehrkosten einfach auf die Besucher umgelegt werden. Schmid sagte, er sähe sonst den "Charakter als Volksfest gefährdet".

Ob der Bürgermeister mit seinem Vorschlag durchkommt, ist am Dienstag noch nicht abzusehen. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl weigerte sich über Inhalte zu sprechen, weil er als Regierungspartner im Rathaus kalt erwischt wurde. "Ich weiß nicht, ob der gerade einen Höhenflug hat. Der soll schauen, wo er seine Mehrheiten herbringt", ätzte er in Richtung Schmid. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wollte sich weder zu Schmids Vorpreschen noch zum Inhalt äußern: "Ich bin gespannt auf die schriftliche Vorlage und befasse mich dann gern mit den konkreten Vorschlägen."

Schmid wiederum hatte Reiter bei der Vorstellung seiner Pläne nicht mit Namen genannt, sich aber mehrmals Einmischungen in seine Verantwortung als Wirtschaftsreferent und damit Wiesnchef verbeten. Der OB hatte ihn zuvor gerüffelt, dass bei der Planung nichts vorangehe. Schon im vergangenen Jahr war Schmid schwer verärgert, weil Reiter ihm bei der Sicherheitsdebatte massiv in die Parade gefahren war.

Doch auch aus der Opposition erntete Schmid Kritik an seinem Vorgehen. "Ich bin stinksauer. So etwas schießt man nicht einfach raus, ohne es abzustimmen. Dafür haben wir einen interfraktionellen Arbeitskreis", sagte FDP-Stadträtin Gabriele Neff. Schmid würde einen langjährigen Konsens zugunsten der eigenen Profilierung aufgeben. "Es gib die Übereinkunft: Mit der Wiesn wird keine Politik gemacht." Als die Verantwortung dafür noch bei der SPD gelegen sei, habe das tadellos funktioniert.

Für die Schausteller und die gesamte Oide Wiesn verändert sich übrigens nichts: Es bleibt bei den Standgebühren, eine Erhöhung sei nicht geplant, so Schmid. Im Gegenzug für dieses Entgegenkommen erwarte er von den Schaustellern allerdings, dass die Preise zumindest in diesem Jahr nicht steigen. Ein entsprechender Passus in den Verträgen, analog zu denen der Wirte, sei derzeit aber nicht vorgesehen.

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