Westpark:Sendling wehrt sich gegen einen "Christmas Garden"

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Ein Lichtermeer: So präsentierte sich der "Christmas Garden" im vorigen Jahr den Besuchern - in den Kew Gardens von London. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Eine Privatfirma will in einem Teil des Westparks in der Vorweihnachtszeit einen "Christmas Garden" aufziehen.
  • Der Weihnachtsmarkt soll eingezäunt werden und Eintritt kosten.
  • Der Bezirksausschuss Sendling-Westpark lehnt das Vorhaben jedoch ab.

Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Eine Eislaufbahn und ein Karussell, Glühwein, Waffeln und Bratwurst vom Grill, alles von Tausenden Lämpchen und Lampions beleuchtet und für einen Eintrittspreis von bis zu 18 Euro zu erleben: Eine Privatfirma will einen Teil des Westparks mieten und innerhalb des eingezäunten Bereichs einen "Christmas Garden" aufziehen. Der Bezirksausschuss (BA) Sendling-Westpark lehnt eine solche Bescherung aber rundweg ab.

Einstimmig hat das Stadtteil-Gremium beschlossen, sich gegen ein solches Spektakel zu sperren, das es in London, Berlin oder Stuttgart bereits gibt. Der BA-Vorsitzende Günter Keller (SPD) hat den Antragstellern, der Global Concerts GmbH, bereits vorab mitgeteilt, dass man dieses Vorhaben rundweg ablehne, weil es den Westpark kommerzialisiere, den Zugang im Westteil stark einschränke und eine erhebliche Lichtverschmutzung zur Folge habe.

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Der Antrag der Veranstalter für eine Teilvermietung des Westparks ist beim Kreisverwaltungsreferat bereits gestellt, aber die Stadtviertelvertreter haben nach einer ersten Lektüre des Konzepts klargemacht, dass sie es nicht erlauben werden, dass der Park vom 20. November 2019 bis zum 6. Januar 2020 im westlichen Teil teilweise gesperrt wird, um sich "in eine leuchtende, geheimnisvolle Landschaft und in eine beeindruckende Szenerie" zu verwandeln, wie es in dem Konzept heißt.

Dem Plan zufolge würde die Hälfte des Westpark-Westteils samt See und Seebühne für die Allgemeinheit gesperrt und wäre nur den zahlenden Besuchern zugänglich. Angepeilt ist die Zahl von 80 000 Besuchern. Man wolle dieses Event alljährlich anbieten und so auch Touristen anlocken, sodass der Westpark auch im Winter als "festes Ausflugsziel für Familien" etabliert werden könne. Das Gelände wolle man selbstverständlich schonen: "Insbesondere ist es uns besonders wichtig, auf dem Areal keine Schäden zu verursachen."

Die Veranstalter preisen ihr Konzept beredt an. Man biete den Menschen die Chance zu einem "Spaziergang durch einen festlich beleuchteten Park, stellenweise untermalt mit atmosphärisch passender Hintergrundmusik". Es geht an weihnachtlichen Lichtinstallationen entlang und an den "kunstvoll in Szene gesetzten" Highlights des Parks, etwa der Nepalpagode oder der thailändischen Sala. Kurzum, "auf einem circa 1,7 Kilometer langen Rundweg kann man einen wunderbaren und besinnlichen Abend erleben und der Hektik der Vorweihnachtszeit in einer zauberhaften Atmosphäre entkommen". Vor der Tour können Besucher ein paar Runden auf der Eislaufbahn drehen. Danach wird's hell und bunt.

Soll im Winter weihnachtlich aussehen: Auch der Pavillon des Sommers im chinesischen Garten soll in den Rundgang einbezogen werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Große leuchtende Seerosen schweben über dem Westsee, danach folgt ein "leuchtendes Netz aus Sternen, welches die Schönheit des Himmels widerspiegelt" - dessen Sterne man angesichts des Lichtermeers ohnehin nicht zu Gesicht bekommt. Etliche Bäume werden mit Lichtgirlanden geschmückt, wobei der "Singende Baum" nicht nur in "buntesten Farben" leuchtet, sondern auch noch mit "darauf abgestimmter Musik hinterlegt ist". Das Bayerwaldhaus wird zum Lebkuchenhaus aus "Hänsel und Gretel" umfunktioniert. Nikolaus ist ebenfalls präsent, im japanischen Garten hat er es über einen Steg auf die Wasserbühne geschafft, wo er leuchtend sitzt. "Hier besteht die Möglichkeit, den Moment der Ruhe mit einem Foto festzuhalten."

Die "Christmas Gardens" erlebten ihre Premiere 2014 in London. Die Royal Botanical Gardens wollten damit auch in der Wintersaison Besucher anlocken, was offenbar gelang. Im ersten Jahr kamen 75 000 nach Kew Gardens, im vergangenen Jahr bereits 260 000. Schnell weitete man das Konzept auf andere Standorte aus, zum Beispiel den Londoner Zoo, Blenheim Palace, den Botanischen Garten in Berlin, Schloss und Park Pillnitz in Dresden und die Wilhelma in Stuttgart. Allein an den deutschen Standorten zählten die Veranstalter insgesamt 350 000 Besucher, für dieses Jahr will man - außer dem Westpark - noch drei weitere "Locations" etablieren.

Die Gesamtkosten für das Münchner Projekt werden mit etwa 900 000 Euro beziffert. Die Miete an den bisherigen Standorten wird als Anteil an den verkauften Tickets entrichtet. Der Eintritt ist nicht gerade billig. In Berlin zum Beispiel zahlt man 17 Euro für einen Einlass im Zeitkorridor zwischen 16.30 bis 19.30 Uhr. Wer nach 19.30 Uhr erscheint und bis 22 Uhr nur noch zweieinhalb Stunden Zeit für den Rundgang hat, zahlt 16 Euro. Am Wochenende und an Feiertagen sind die Preise höher. Die Karten für Kinder sind um 2,50 Euro günstiger.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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