Prozess:Sohn attackiert Vater: "Wie in einem Rausch"

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  • Im Prozess gegen Ebubekir U., der seinen Vater verprügelt hat, hat der Angeklagte eingeräumt, dass die Vorwürfe der Anklage "grundsätzlich richtig" seien.
  • Der Vater habe die Familie früh verlassen, zudem habe er sich wie ein Tyrann verhalten, erklärt U.
  • U. hatte seinen Vater im Westpark so verprügelt, dass er glaubte, er habe ihn getötet.

Von Andreas Salch

Jahrelang gingen sie sich aus dem Weg. Dann will angeblich der Vater mit dem Sohn reden. Beide treffen sich zwei, drei Mal. Ende September 2018 verabreden sie sich erneut, gehen im Westpark spazieren. Dort kommt es zu einem Streit, bei dem Ebubekir U. seinen Vater so verprügelt, dass er glaubt, er habe ihn getötet. Doch der 69-Jährige überlebte schwer verletzt. Am Freitag hat vor der 2. Strafkammer am Landgericht München I der Prozess gegen den 28-Jährigen begonnnen. Ebubekir U., groß, breitschultrig, schwarzes Haar und schwarzer Vollbart, sagt jedoch nichts. Stattdessen verliest seine Verteidigerin, Rechtsanwältin Daniela Gabler, eine Erklärung ihres Mandanten. Darin räumt der 28-Jährige ein, dass die Vorwürfe aus der Anklage "grundsätzlich richtig" seien. Was dann folgt, klingt wie eine Abrechnung.

Seinen Vater kenne er im Grund gar nicht, lässt U. ausführen. Als er noch ein Kind gewesen sei, habe der Vater die Familie verlassen. Außerdem sei er gewalttätig gewesen, habe die Mutter und die behinderte Schwester geschlagen. In seinem bisherigen Leben, so der 28-Jährige, habe der Vater keine Rolle gespielt.

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Doch dann erhielt U. von ihm im Spätsommer vorigen Jahres einen Anruf. "Ich wollte wissen, was er zu sagen hat. Ich wollte meine Vergangenheit aufarbeiten", lässt er seine Verteidigerin vortragen. U. spricht mit seiner Mutter und den drei älteren Geschwistern über das, was ihm der Vater erzählte.

Er erfährt, dass der Vater ein Tyrann gewesen sei. Beim Spaziergang im Westpark habe er seinem Vater sagen wollen, dass er ihm kein Wort glaube, so U. weiter. Er habe ihn einen Lügner genannt und gesagt, dass sein "Verhalten anstandslos" sei. Daraufhin sei der Vater "ausgeflippt", habe ihn angeschrien und die Mutter eine Schlampe genannt. Der 69-Jährige habe seine Jacke ausgezogen. Eine Hand habe er in der Hosentasche gehabt. Er glaubte, so Ebubekir U., der Vater habe ein Messer ziehen wollen. Als er auf ihn zugegangen sei, habe er den ersten Schlag gesetzt, "um mich zu wehren". U. schlug jedoch weiter zu und trat seinem Vater "wie ein Fußballer" gegen den Kopf und die Brust. "Ich war wie in einem Rausch", heißt es in seiner Erklärung. Als sich der Vater nicht mehr rührte, alarmierte U. die Polizei.

Der Vater hat angekündigt, er werde nicht aussagen. Er habe auch kein Interesse daran, dass sein Sohn verurteilt werde.

© SZ vom 18.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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