Uferlos-Festival in Freising:Begegnung mit den sympathischen Pop-Stars von nebenan

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Der Wiener Liedermacher Voodoo Jürgens ist einer der Stars beim "Uferlos", die gratis zu erleben sind. (Foto: Georg Wendt/dpa)

Szene-Lieblinge wie Voodoo Jürgens, "Die Sterne", Jochen Distelmeyer und "Dreiviertelblut" spielen beim Uferlos-Festival in Freising, die allermeisten von ihnen sogar gratis.

Von Michael Zirnstein

Ein Zeltdorf vollgepackt mit Menschen und Kultur, mit zehn Bühnen und 100 Konzerten, mit 70 Marktständen voller Kunsthandwerk und Krimskrams, Imbissständen mit Falafel, Langos und veganem Gyros, geschnitzten Großskulpturen, Nachhaltigkeits-Kursen und ein dickes Programmheft - nein, wir befinden uns nicht auf dem Tollwood-Festival. Das Uferlos in Freising kann durchaus mithalten mit der großen Münchner Sommersause. Es gibt sogar Punkte, bei denen das sympathische "Umsonst und draußen"-Stelldichein im Luitpoldpark besser abschneidet.

Man mag es nämlich kaum glauben, aber 98 Prozent aller Veranstaltungen auf dem 13. Uferlos-Festival kann man kostenlos besuchen. Auch Tollwood hat einen hohen Gratis-Anteil (90 Prozent), die Star-Gastspiele dort allerdings kosten, bei Take That zum Beispiel sogar bis 207 Euro. In Freising muss man nur für zwei Konzerte Karten kaufen: zehn Euro für das Big-Band-Konzert der Freisinger Schulen in der Luitpoldhalle (8. Mai), und 32 Euro für das Abschlusskonzert mit Dreiviertelblut - das Anti-Folklore-Ensemble des Bananafishbones-Sängers Sebastian Horn und des Filmmusik-Professors Gerd Baumann wird den Eintritt aber in guter Laune doppelt und dreifach zurückzahlen.

Das heißt nun nicht, dass die ungefähr 98 Gratis-Veranstaltungen mit Hobby-Coverbands gefüllt wären. Freunde gehobenen deutschsprachigen Indie-Pops könnten sich für das gesparte Geld gleich ein Hotelzimmer für einen zehntägigen Kurzurlaub nehmen. Aus Wien kommen Morbiditäts-Maestro Voodoo Jürgens (4. Mai) und die Weltschmerz-Wellenreiter Freude (5.). Als Hamburger-Schule-Mitbegründer sind Die Sterne (7.) ebenso dabei wie Jochen Distelmeyer, Liedermacher-Legende von Blumfeld (11.), deren Fackel der Berliner Max Prosa weiterträgt (12.).

Bayerischen Heimatsound bringen Monobo Son (3.), Kofelgschroa-Nachfahre Maxi Pongratz (9.), der Weiherer (10.) und Mundart-Soul-Sensation Claudia Koreck (9.) in die Luitpoldanlage. Nach Freising setzt auch ein steter Pendelverkehr aus München von dort über die Szene hinaus bekannten Größen ein, wie Angela Aux (3. Mai), Austrofred (4.), Paul Kowol und Matija (8.), Raketenumschau und Friends of Gas (10.) und Die Sauna (11.).

Gemütliches Beisammensein in der Uferlos-Zeltstadt. (Foto: Marco Einfeldt)

Wer lieber selbst aktiv wird, kann beim offenen Chorsingen mitmachen (11.), bei Gitarren und Theater-Workshops und bei Tanz-Schnupperkursen von Boogie über Kizomba bis Line-Dance. Kinder werden auch rund um die Uhr beschäftigt von Clowns, Geschichtenerzählern oder Capoeira-Lehrern. Im Nachhaltigkeitszelt lernen die Besucher in Vorträgen alles über Solarstrom auf dem eigenen Dach, Wildbienenschutz oder das Essen der Zukunft - das Motto des Festivals lautet schließlich "Nachhaltig, fair und glücklich leben".

Kunst am Platz gibt es auch in Freising: Der Bildhauer Ifeanyi Okolo erschafft eine Skulptur. (Foto: Marco Einfeldt)

Da ist eine geschwisterliche Nähe zum Münchner Tollwood herauszuhören, aber Bands, Schüler und Institutionen aus Freising geben dem Uferlos ein ganz eigenes Flair. Einzigartig ist auch der "Uferlos-Lauf" über 2,2, 6,0 oder 11,0 Kilometer an Christi-Himmelfahrt (9.). Und zum Bistumsjubiläum "1300 Jahre Korbinian" feiert man zusammen mit der Erzdiözese München und Freising den Ortspatron mit einem Familienfest an Christi-Himmelfahrt: Nach einer Ökumenischen Andacht mit Kindersegnung von Kardinal Reinhard Marx und Regionalbischof Thomas Prieto Peral (14 Uhr) gibt es ein Kinderkonzert mit der Familien-Band Sternschnuppe (15 Uhr).

Ausnahmeerscheinungen: Sebastian Horn (l.) und Gerd Baumann zählen mit ihrer Band "Dreiviertelblut" zu den zwei Acts, die Eintritt beim Uferlos kosten. (Foto: Bert Heinzlmeier)

Wer dann Gefallen gefunden hat an Freising, darf sich schon auf den Juli freuen: Im Uferlos-Programmheft ist ein Hinweis zu entdecken auf das "Prima Leben und Stereo": Das großartige Pop-Open-Air kehrt nach jahrelanger Zwangspause rechtzeitig zum 25-Jährigen zurück an den Vöttinger Weiher mit Bands wie ok.danke.tschüss, Granada, Mola, Telquist, Salo und Keno (27. & 27. Juli).

Uferlos Festival, Freitag, 3. Mai, bis Sonntag, 12. Mai, Freising, Luitpoldanlage, Programm unter uferlos-festival.de

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