Kunsthalle in München:Thierry Mugler inmitten seiner Wunderwerke

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Thierry Mugler posiert in der Ausstellung "Couturissime" in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung. (Foto: Florian Peljak)

Mit mehrmonatiger Verspätung besucht der Modeschöpfer, Regisseur, Fotograf, Parfümeur und frühere Tänzer seine Ausstellung "Couturissime" - und ist "mehr als glücklich".

Von Evelyn Vogel

Schon viele Sterne hat der Modeschöpfer, Regisseur und Fotograf Thierry Mugler in seinem Leben aufgehen lassen. Models und Schauspielerinnen, Popstars und andere Ikonen hat er in Chrom, Lack und Leder, in Samt, Seide und Federn gekleidet, hat sie wie Amazonen und Superheldinnen in Brustpanzer gesteckt, sie (Sex-)Göttinnen gleich auf den Catwalk geschickt, in Videosequenzen rasant geschnitten und in seinen Fotografien auf gefährlichen Abgründen posieren lassen.

Er hat mithilfe fantasievoller Modekreationen Paralleluniversen geschaffen, hat Modells in einer Art Bestiarium in menschlich-tierische Zwitterwesen verwandelt, die wirken, als ob sie jeden Moment in ein Meer der Unendlichkeit eintauchen würden. Er hat aber auch Schauspieler zur Unbeweglichkeit verdammt, weil er sie in Kostüme gesteckt hat, die so schwer und fragil zugleich waren, dass sie sich kaum bewegen konnten.

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Und nun lässt Thierry Mugler, der sich inzwischen Manfred nennt, seinen eigenen Stern in München aufgehen: Wie ein goldglänzender Engel posiert er in der Ausstellung "Couturissime" in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung inmitten seiner Wunderwerke. Und wäre er - und das trotz seiner 71 Lebensjahre - nicht ein so muskelbepacktes Kraftpaket, man könnte sagen, er gibt die Prima Ballerina.

Was auch nicht so falsch wäre, war Mugler doch in seiner Jugend Balletttänzer an der Oper seiner elsässischen Heimat Straßburg. Das wenige Deutsch, das er als Kind sprach, habe er inzwischen verlernt, bekennt er. Und auch wenn er die deutsche Mentalität, die Berge und den Schwarzwald sowie manche deutsche Städte möge, so lebe er doch nicht in Deutschland - sondern in Berlin.

In jüngster Zeit beschäftigt er sich geradezu obsessiv mit dem eigenen Körper. Weshalb er diesen auch als sein derzeit wichtigstes Projekt bezeichnet. Die goldglänzende Jacke, die er trägt, bestehe, so erzählt er, aus Material, das für die Nasa entwickelt wurde, und als er sie in Harlem entdeckte, musste er mit einem anderen förmlich darum kämpfen, sie zu bekommen.

Doch das sei eine lebenslange Erfahrung: "Ich bin ein Kämpfer, aber ich kann Menschen auch überzeugen und ich finde immer eine Lösung." Das bestätigt sein Kurator Thierry-Maxime Loriot. Bestätigt habe sich das, als die Ausstellung im Frühjahr wegen Corona unter erschwerten Bedingungen eingerichtet werden musste: "Per Whatsapp haben wir wochenlang kommuniziert", erzählt Loriot.

Mugler kann aber auch hart sein. Als er mit George Michael das berühmt Video zu "Too Funky" drehte, muss es hoch hergegangen sein zwischen den beiden Männern, so dass sie lange nicht mehr miteinander sprachen. Andererseits: Wenn Mugler einen anderen bewundert, dann hält er auch nicht hinterm Berg: Helmut Newton, mit dem er bei seiner ersten Produktion in Deutschland zusammengearbeitet hat, war so jemand.

"Er war ein echtes Genie, ich war sehr beeindruckt", schwärmt Mugler noch heute von dem legendären Fotografen, von dem auch einige Fotos in der Ausstellung "Couturissime" zu sehen sind. "Mehr als glücklich" sei er mit der Show, die aktuell nicht nur um einige weitere Ausstellungsstücke (unter anderem den Macbeth-Kostümen) bereichert, sondern auch noch bis 28. Februar verlängert wurde.

© SZ vom 14.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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