Was ist los im Tanz?:Tanzen ist cool

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Der Kultfilm aus den Achtzigerjahren als Musical: In "Footloose" im Deutschen Theater gilt bestimmt kein Tanzverbot. (Foto: Nico Moser)

Ob Staatsballett oder freie Szene, Münchens Tanzschaffende wagen im März spannende Experimente mit großer Lust am Spiel.

Von Jutta Czeguhn

Legendär der sogenannte Warehouse Dance, wie Tanzrebell Kevin Bacon (oder sein Bodydouble) da im Film "Footloose" durch eine riesige alte Industriehalle sprintet, hüpft, fliegt und es den Kleinstadt-Spießern und der ganzen religiösen Rechten zeigt: Tanzen ist cool. Damit gerieten Mitte der Achtzigerjahre auch die Jungs hierzulande, die sich schrecklich ungelenk anstellten beim Tanzschulen-Foxtrott, ziemlich unter Druck. Im Deutschen Theater kann man sich jetzt wieder in diese tanzfreudige Epoche beamen lassen, in der auch Filme wie "Flashdance" oder "Fame" boomten. " Footloose - Das Musical" kehrt ans Deutsche Theater in München zurück (12. bis 17. März).

Compagnie Wanted Posse aus Frankreich hat ihre Wurzeln in Untergrundshows und -Battles. Heute kreieren die Free Style Hip-Hopper hochprofessionelle Choreografien. (Foto: Yuri Sory)

Auch einem anderen tanzkulturellen Phänomen, das in den Achtzigern immer populärer wurde, huldigt man im März am Deutschen Theater: dem Freestyle Hip-Hop. Die Compagnie Wanted Posse aus Frankreich, mehrfacher Hip-Hop-Weltmeister, verbindet in ihrer Show " Dance N' Speak Eas y" - wer denkt da nicht sofort an eine schwüle Prohibitionskneipe - die Moves des Breakdance mit den Swing-Tänzen der Zwanziger- und Dreißigerjahre (20. bis 24. März). Überhaupt sollte man das Deutsche Theater als Münchner Tanzort künftig auf dem Plan haben. Geschäftsführer Thomas Linsmayer möchte dieser Sparte mehr Raum geben.

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Die Sparte Tanz, was ist das überhaupt? Am Gärtnerplatztheater etwa liefert Ballettchef Karl Alfred Schreiner eine Neuinterpretation des Ballett-Klassikers " Giselle", der beinahe so alt ist wie der Spitzentanz selbst (Pariser Uraufführung 1841). In ihren Maschinenraum blicken lässt sich die Compagnie des Staatsballetts mit dem Projekt " Minutemade ", von der Idee her eine Dance-Soap nach dem Prinzip "Fortsetzung folgt". "Ein Raum. Eine Woche. 20 Tänzer:innen." Jedes Mal übernimmt eine neue Person die Stafette und choreografiert innerhalb von nur sieben Tagen Probenzeit ein neues Stück, das genau dort weitermacht, wo die letzte Episode aufgehört hat. Man sollte also dranbleiben. Start ist am 14. März, 20 Uhr, im Werk 7 Theater (Speicherstraße 22 im Werksviertel), weiter geht's dort zu gleicher Zeit am 21. und 28. März.

Das Spiel, das Experimentieren, darauf lässt sich auch Choreograf Alexander Wenzlik immer wieder ein. In seiner Arbeit " Dionyzoé" verwebt er zentrale Prinzipien des japanischen Butoh mit Elementen aus zeitgenössischem Tanz, Film, Bühnenbild, Maske und Kostüm. Wobei Butoh selbst ja schon ein Hybrid ist. Entwickelt in den Fünfzigerjahren als Protest gegen die Verwestlichung und die Konventionen der japanischen Kultur, absorbierte diese Tanzpraxis alle möglichen Bewegungssprachen, zitierte archaische Elemente, aber auch den Ausdruckstanz der Zwanzigerjahre einer Mary Wigman. Nacktheit spielt eine Rolle, nicht selten werden die Körper der Tanzenden kalkweiß gepudert. Zoé bedeutet im Altgriechischen "Leben", Wenzlik amalgamiert das mit Dionysos, dem Gott der Fruchtbarkeit und Ekstase. Eine Ansage also für die beiden Abende im Schwere Reiter am 15. und 16. März (jeweils 20 Uhr).

Das Ensemble des Bayerischen Staatsballetts mit der unwiderstehlichen Choreografie "Schmetterling". (Foto: Carlos Quezada)

Bevor es mit Premieren, Gastspielen und Stücken der aktuellen Saison vom 12. bis 20. April in die Ballettwoche geht, zeigt das Bayerische Staatsballett im März noch einmal das Highlight seines letztjährigen Tanzfestivals: Den Doppelabend der Choreografen Sol León und Paul Lightfoot "Silent Screen" und " Schmetterling ", ein experimentelles Meisterwerk, in dem Stummfilm, Pantomime und der Tanz sich zu etwas unwiderstehlich Schönem vereinen.

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