Superbowl-Partys in München:Stadion-Feeling ohne Risiko

Lesezeit: 3 min

Sieht schon fast aus wie NFL-Football, sind aber die Munich Ravens (gegen Rhein Fire) im Sportpark in Unterhaching. (Foto: Sebastian Gabriel)

Wo fiebern die Münchner Football-Teams beim Endspiel um die Meisterschaft der NFL mit? Und wo können hiesige Fans selber den amerikanischen Nationalsport lernen?

Von Michael Zirnstein

Wer ist derzeit der größte Star im American Football? Die Antwort lautet auch hier: Taylor Swift, natürlich. Bei den Übertragungen der Play-off-Spiele aus den USA war die in ihrer Loge mitfiebernde Pop-Sängerin gefühlt ebenso oft im Bild wie die Spieler auf dem Feld. Immer dann, wenn ihr Freund, der Tight End Travis Kelce, ein paar Yards mit dem Lederei gerannt oder in den Rasen gerammt worden war.

Eine starke Schulter zum Anlehnen hat die Sängerin Taylor Swift offenbar bei Travis Kelce gefunden, dem Star-Spieler der Kansas City Chiefs. (Foto: Julio Cortez/AP)

Man darf den "Taylor-Swift-Effekt", diese Sympathieballung in der amerikanischen Nationalsportart, nicht unterschätzen: den Einschaltquoten-Sprung durch ihr plötzliches Interesse an den Spielen. Einige Trump-Fans wittern sogar eine Verschwörung, denn Swift soll Joe Biden unterstützen - und dass der Luftraum über Las Vegas gesperrt wird, damit Swift von ihrem Konzert in Tokio rechtzeitig zum Endspiel einfliegen könne, das sei doch höchst verdächtig, finden die Trumpianer. Allerdings gibt es ohnehin ein Parkplatzproblem für Swifts Flieger ... ob sie es rechtzeitig ins Stadion schaffen wird?

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Das wird jedenfalls ein superspannender Superbowl in diesem Jahr. Auch immer mehr Deutsche feiern mit beim größten Sport-Event der Welt. Das liegt an Swift, aber auch an den launigen, kundigen, aufwendigen und zeitraubenden Übertragungen der Play-off-Spiele im frei empfangbaren Hauptabend-Programm von RTL. Nun kann man sich auch das 58. Endspiel am Montag, 12. Februar, 0.30 Uhr, zwischen den Kansas City Chiefs und den San Francisco 49ers auf der heimischen Glotze anschauen. Privat mit Chips, US-Bier und mit Freunden, wie das etwa die Spieler der Munich Cowboys machen, des zweitältesten Football-Vereins in Deutschland.

Große Bühne für den Superbowl: So feierte man im Backstage im Jahr 2023. (Foto: Christin Fieber)

Oder man will lieber mit Hunderten anderen Football-Fans jubeln und Stadion-Feeling spüren. In München gibt es zwei große Publikums-Partys, die ein wenig miteinander konkurrieren wie Football-Teams. Zumindest behaupten die Veranstalter des Events im Werksviertel, man habe "die beste Super-Bowl-Party Münchens", mit dem "besten Rahmenprogramm" und "feinstem BBQ". Und ein wenig haben die wohl recht, denn Münchens führendes Profi-Team, die in der Europa League auftrumpfenden Ravens, schauen mit 50 Mann vorbei. Es gibt "interaktives Live-Entertainment" ab 20 Uhr, Cheerleading mit den MCA Dancers, "US-Food aus drei Foodtrucks" und DJ Bobby Evens. Am Roulette-Tisch kann man Champions-League-Karten gewinnen, und von allen 700 Sitzschalen der einstigen "Fack ju Goehte"-Musical-Turnhalle (Stadion-Feeling!) hat man prima Sicht dank Videowürfel. Der Spaß kostet allerdings auch 25 Euro Eintritt.

Im Backstage-Werk ist noch mehr Platz, die Leinwand wird sich über die gesamte Bühnenbreite ziehen, auch hier wird schon das RTL-Vorprogramm am Sonntag, 11. Februar, ab 20 Uhr übertragen. Und die Pop-Show vor dem Spiel im Allegiant Stadium von Las Vegas mit Gwen Stefani, Post Malone und Tiesto passt prima in die Konzerthalle, ebenso wie die heiß ersehnte Halbzeit-Show der Superlative von Usher. Man erwartet, dass wie im Jahr zuvor das Regionalliga-Team Munich Rangers in großer Runde mit Münchens Football-Community schaut. Der Eintritt ist frei (Reservierungstickets gibt es auf backstage.eu). Mit Hotdogs, Nachos und Donuts kann man amerikanisch schlemmen.

Das Superbowl Finale LLVIII (mit dem US-Sport lernt man immer auch römische Zahlen) läuft auch in einigen Sportkneipen, etwa dem Stadion, der Treffpunkt Sportbar (beide an der Schleißheimer Straße) oder der Champions Sports Bar im Marriott Hotel, in Kinos wie dem Gloria Palast und dem Mathäser, in Pubs wie Kennedys, Ned Kelly's, und The Keg Bar oder Kilians, sowie im Hard Rock Café, das ein Buffet mit "deliziösem amerikanischem Fingerfood" auffährt.

Ein bisschen Verkleidung gehört dazu für die Football-Fans beim Public Viewing - hier vor einem Jahr im Audi Dome, wo diesmal kein Event veranstaltet wird. (Foto: Leonhard Simon)

Und wie wird man die Fast-Food-Pfunde wieder los? Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann American Football und die Einsteigervariante Flag-Football, die bald olympisch wird, bei einigen Münchner Vereinen ausprobieren: "Werde ein Ranger!", heißt es ab 15 Euro im Monat. Die im Dante-Stadion beheimateten Munich Cowboys mit ihren 650 Mitgliedern sind in allen Abteilungen, von der U9 bis zu den Herrenteams, auch in der Damenmannschaft und beim Cheerleading, "offen für neue Team-Mates und auch Trainer". Man könne von klein auf in diesen Sport hineinwachsen, und besonders groß und stark muss man nicht sein: "Für jede Statur" sei Platz. Die Basis seien allein "Offenheit und Toleranz", bei den Cowboys sind Spieler und Trainer aus 13 Nationen aktiv.

Alle Interessierten sind bei den Feldkirchen Lions willkommen. Und wer nicht umgehauen werden möchte, der kann es im Flagg-Football-Team probieren. (Foto: Claus Schunk)

Auch die Feldkirchen Lions freuen sich über Zuwachs, sagt Birgit Schwarzenbauer, zweite Vorsitzende vom einzigen Verein im Münchner Umland. Jeder könne mitmachen, "ab sechs Jahren bis man nicht mehr laufen kann", Helfer bei den Spielen seien ebenfalls sehr willkommen. Derzeit baue man auch ein Flag-Football-Team für Erwachsene auf - "für alle, die Football lieben, aber nicht umgehauen werden wollen". Studenten können Flag-Football auch beim Zentralen Hochschulsport spielen.

American Football ist ein "spritziger Sport", wie man hier bei den Munich Cowboys im Dante-Stadion sieht. (Foto: Claus Schunk)

Es muss also nicht beim Superbowl bleiben und dann ein Jahr lang wieder Ruhe sein. Und auch hierzulande stehen Groß-Ereignisse an: Die Munich Ravens bereiten sich auf ihr Spektakel "Nürnberg Game 2024" im Max-Morlock-Stadion gegen die Stuttgart Surge mit großem Fest und Musik vor (22. Juni).

Hoher Besuch: Zum offiziellen NFL-Spiel kamen die Tampa Bay Buccaneers 2022 nach München in die Allianz-Arena und besiegten die Seattle Seahawks. So ein "Munich Game" soll es auch 2024 wieder geben. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Und in München soll es auch wieder ein "Munich Game" geben, wie es 2022 frenetisch gefeiert wurde: Beim zweiten offiziellen Auslandsspiel der NFL in der Allianz-Arena (es steht erst ein Team fest, die Carolina Panthers, und noch kein Termin) will die Stadt beweisen, dass sie die Football-Hauptstadt Deutschlands ist.

In einer vorherigen Version des Artikels wurden die Feldkirchen Lions als einziger Football-Verein im Münchner Umland bezeichnet. Gemeint war: der einzige Verein im Landkreis München. Auch in Starnberg, Dachau, Erding und Fürstenfeldbruck gibt es Football-Teams.

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