Ausflüge in der Pandemie:Rücksichtslose Radler gefährden Biotop am Wörthsee

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Radfahren ist im Bacherner Moos eigentlich verboten. (Foto: Privat/oh)

Das Bacherner Moos darf eigentlich nur zu Fuß auf einem ausgewiesenen Weg besucht werden. Die vielen Ausflügler setzen der Natur aber zu.

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Kaputte Bohlen, verschmierte und abgerissene Schilder, ausgetretene Wege - was als Vorzeigeprojekt vor sieben Jahren seinen Anfang nahm, ist heute ein wachsendes Ärgernis. Der Rundwanderweg um den Wörthsee wird so stark frequentiert, dass das empfindliche und daher geschützte Bacherner Moos darunter leidet. Dafür verantwortlich machen Naturschützer vor allem rücksichtslose Radfahrer.

Die Schilder an den Zugängen zum Bohlenweg von der Walchstadter und Bacherner Seite aus sind eindeutig und nicht zu übersehen: Für Radfahrer und Reiter ist das Moos tabu. Bis die Pandemie kam, funktionierte das noch einigermaßen. Aber seit die Ausflügler in Scharen kommen und immer mehr E-Bike- und Pedelec-Fahrer unterwegs sind, sind Vogelschützer und die Wörthseer Rotarier, die den Bohlenweg gebaut haben, ständig damit beschäftigt, den Holzsteg und den Weg wieder in Ordnung zu bringen. Stefan Schilling, Starnberger Kreisvorsitzender des Landesbunds für Vogelschutz (LBV), ist oft draußen, denn die Lichtung und das Moosareal mit dem Bohlenweg gehören dem LBV. Wenn er auf Radler - kürzlich wurde sogar ein Motorroller gesehen - trifft, redet er sie an, um ihnen zu erläutern, warum sie hier nicht sein dürfen. "Entweder sie reagieren vernünftig oder aggressiv", sagt er. Und es seien nicht immer die Jungen, die sich daneben benähmen.

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Wo es früher nur Trampelpfade gab, befindet sich nun ein Holzsteg...

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...oder ein Weg.

Vor neun Jahren hat der Rotary Club Wörthsee mit dem Bau eines 120 Meter langen Bohlenwegs durch das sumpfige Gebeit zwischen Bachern (Gemeinde Inning) und Walchstadt (Gemeinde Wörthsee) begonnen. Er ist Teil des Rundwanderwegs um den Wörthsee, den die Rotarier initiiert hatten. Die Kosten für den Weg, Schilder und Thementafeln stammten aus eigenen Mitteln des Clubs und aus Spenden. Im Mai 2014 wurde der etwa 12,5 Kilometer lange Rundwanderweg eingeweiht. Ein Jahr später kam für Kinder ein Rätselpfad mit der "Wörthseemaus" dazu.

Jedes Jahr im Frühling stehen Instandhaltungsarbeiten an. Erst kürzlich wechselten die Rotarier zahlreiche schadhafte Eichenbohlen und Bretter des Bohlenwegs aus und ließen die unmittelbaren Zugänge zum Steg in beiden Richtungen mit Hackschnitzeln und Kies belegen, um zu verhindern, dass Spaziergänger und Wanderer den Weg verlassen. Für die Instandhaltung des Stegs und der Infotafeln gibt der Rotary Club Wörthsee jedes Jahr mindestens 1000 Euro aus. Dass sich vor allem Radfahrer nicht an das Fahrverbot halten, ist für Club-Mitglied Joachim Muffler deshalb "ein echtes Ärgernis. Wenn sie ihre Räder wenigstens durchschieben würden". Das Problem sei dem Club bewusst, allein die zündende Idee fehle, was dagegen zu tun sei. Vorschläge nehme er gerne an.

Der Rundwanderweg wurde eigentlich geschaffen, um Trampelpfade zu vermeiden. (Foto: Privat/oh)

Die Erlaubnis für den Weg durchs Moos hat die Untere Naturschutzbehörde 2013 erteilt. Grund dafür seien die vielen Trampelpfade gewesen, sagt Landratsamts-Sprecher Stefan Diebl. "Jeder suchte sich den trockensten Weg." Das Moos sollte geschützt werden, der Menschenstrom in geordnete Bahnen gelenkt werden. "Es war uns schon bewusst, dass so ein Weg attraktiv ist." Dass der Druck auf die Erholungsgebiete so stark werden würde, konnte damals keiner ahnen. Aber alle sollten sich an die Spielregeln halten. Diebl: "Radler haben da nichts verloren und müssen auf der Straße bleiben." Die Erlaubnis für den Bohlenweg ist auf zehn Jahre befristet. 2023 werde geprüft, wie sich das Moor entwickelt hat.

Die Wörthseer Bürgermeisterin Christel Muggenthal bedauert die Rücksichtslosigkeit mancher Zeitgenossen. "Dann muss man den Weg halt dicht machen, was sehr schade wäre", sagt sie. Ratlos ist nicht nur der Rotary Club, sondern auch Stefan Schiller vom LBV. Niemand wolle den Weg sperren, Schranken seien keine Lösung, aber das schöne und seltene Moos solle auch für nachfolgende Generationen erhalten werden. So blieben nur Appelle: "Auf den Wegen bleiben, keinen Müll hinterlassen, die Natur genießen - und sie achten."

© SZ vom 14.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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