Starnberg:Bienen-Retter holen im Landkreis schon jetzt mehr als die nötigen Stimmen

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Alle Gemeinden im Fünfseenland überspringen bereits zur Halbzeit das Zehn-Prozent-Quorum für das Volksbegehren gegen das Artensterben. Manche erreichen gar 20 Prozent.

Von Armin Greune, Starnberg

Das Volksbegehren für die Artenvielfalt ist auf einem guten Weg. Zur Halbzeit der Eintragungsfrist am Donnerstag waren zwar bayernweit die nötigen 950 000 Unterzeichner nicht erreicht, es fehlen noch etwa 250 000 Stimmen. Im Fünfseenland aber ist bislang der Erfolg überwältigend: In allen Gemeinden wurde die Marke von zehn Prozent der Wahlberechtigten schon bis Donnerstagnachmittag übertroffen - in einigen haben sich bereits 20 Prozent der Bürger eingetragen.

Die vorläufigen Zahlen - in vielen Kommunen war das Rathaus am Donnerstag bis 19 oder 20 Uhr geöffnet - sehen Wörthsee an der Spitze: Dort haben 756 von 3746 Stimmberechtigte das Volksbegehren unterzeichnet. Für die Rathausbeschäftigten, die im Einwohnermeldeamt zu zweit arbeiten, sei der Ansturm "gerade noch so zu bewältigen", sagt Rosmarie Sedlmair. Auch in Utting dürften die 20 Prozent inzwischen überschritten sein: Am Donnerstagmittag waren 19,5 Prozent erreicht, und noch immer standen die Bürger in den Gängen des besonders kleinen Rathauses Schlange. Sehr gute Resonanz fand das Anliegen auch in Bernried, wo mit 316 schon 19 Prozent der Bürger das Volksbegehren unterzeichnet haben. In Weßling lag die Beteiligung bis Donnerstagmittag bei knapp 17 Prozent, gleiches gilt für Feldafing. Diese Marke wurde auch in Krailling am späten Nachmittag überschritten.

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"Eine sehr rege Beteiligung" meldet auch Dießens Verwaltungsleiter Karl Heinz Springer, "fast immer stehen bei uns im Rathaus fünf oder sechs Leute an". Bis zum Mittag hatten sich dort 15,6 Prozent der 8127 Stimmberechtigten in die Listen eingetragen. In Schondorf lag die Quote mit 16 Prozent noch etwas höher. In Seeshaupt haben bislang gut 15 Prozent das Volksbegehren unterzeichnet. In Tutzing sind bereits mehr als 1000 Bürger im Rathaus gewesen, der Anteil liegt derzeit auch bei 15 Prozent - ebenso hoch ist die Beteiligung in Gauting. In Herrsching sind bis zum Donnerstagnachmittag 1102 Unterzeichner registriert worden, was 14,5 Prozent der Stimmberechtigten entspricht. Dort sind im Rathaus gleich fünf Räume für die Eintragung besetzt. Ganz anders sieht es in Inning aus, wo am Donnerstag eine der beiden Mitarbeiterinnen im Meldeamt krankheitsbedingt ausfiel. Die verbliebene Kollegin hatte im großen Publikumsansturm verständlicherweise keine Zeit, Auskunft zu geben.

In Berg waren Donnerstagfrüh 556 Unterzeichner gemeldet worden, was noch knapp unter der Zehn-Prozent-Marke lag. Doch im Laufe des Tages sind "mindestens noch hundert dazugekommen", sagt Michael Klaßen, Leiter des Ordnungs- und Standesamts. Zu langen Warteschlangen komme es im Berger Rathaus nicht mehr: Bis zu vier Mitarbeiter stehen für Unterzeichner zur Verfügung. Von der hohen Beteiligung ist Klaßen nur mäßig überrascht: "Es ist ja auch noch nie so viel Werbung für ein Volksbegehren gemacht worden." Relativ gering war die Resonanz auch bisher in Pöcking, wo sich bis Donnerstagnachmittag 14 Prozent der Bürger eingetragen haben. Noch geringer ist die Beteiligung in Seefeld (13,3 Prozent), Andechs (12,5) und Gilching (11,5 Prozent). Das Schlusslicht hält die Kreisstadt, wo Donnerstagmittag 1630 Unterschriften vorlagen, nicht ganz ein Zehntel der 16 613 Wahlberechtigten.

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Tendenziell nimmt die Bereitschaft, ein Volksbegehren zu unterstützen, mit zunehmender Größe der Kommunen ab. Insbesondere in den großen Städten können sich die Initiatoren also noch nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Aber auch im Landkreis Starnberg darf das Engagement nicht nachlassen, mahnt Kerstin Täubner-Benicke, Mitinitiatorin des Aktionsbündnisses auf Kreisebene - denn noch sind die zehn Prozent landesweit nicht erreicht. Aber selbst wenn das Quorum überschritten wäre, lohne es sich noch zu unterschreiben: "Je kräftiger das Zeichen ist, das wir setzen, umso mehr fühlt sich die Staatsregierung veranlasst, die Inhalte des Volksbegehren zu übernehmen oder einen noch besseren Gesetzentwurf zum Volksentscheid vorzulegen."

© SZ vom 08.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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