Die ersten Tage können schlimm sein. Wenn Sohn oder Tochter beim Abschied bitter weinen, mit flehentlichen Blicken die Mutter zum Bleiben bewegen wollen, sich fremd fühlen in der neuen Umgebung in Krippe, Kindergarten oder Hort. Da ist der Trennungsschmerz manchmal groß, auch für die Eltern. Umso wichtiger ist es für sie, ihren Nachwuchs gut aufgehoben zu wissen. Wie wichtig Eltern qualifiziertes Fachpersonal bei der Betreuung ihrer Kinder ist, bestätigt auch eine landkreisweite Umfrage des Starnberger Landratsamtes, die nun im Jugendhilfeausschuss vorgestellt wurden. Das Fazit von Corinna Schmidt-Kaiser, die die Ergebnisse erläuterte: "90 Prozent der Eltern im Landkreis Starnberg sind mit der Betreuungssituation zufrieden".
Diese Erfahrung hat auch Nadine Scheunemann gemacht, die in ihrer "Villa Fantasia" in Gauting insgesamt fünf Gruppen betreut. "Die Eltern können dann beruhigt in die Arbeit gehen, wenn sie wissen, dass ihr Kind gut betreut wird", sagte sie der SZ. Die Villa-Fantasia-Betreiberin legt dafür auch besonders großen Wert auf ein gutes Arbeitsklima: "Wir sind ein Team, wie eine große Familie. Und das überträgt sich auch auf die Kinder." Allerdings herrschen bei ihr spezielle Voraussetzungen. Die Erzieherinnen werden übertariflich bezahlt, die Kindergartengruppen sind etwas kleiner als sonst üblich, dafür sind die Preise auch etwas höher als in anderen Einrichtungen.
Aber auch so ein Angebot gehört zur breiten Palette im Fünfseenland. Die Auswahl unter verschiedensten Trägern wie Rotes Kreuz, Kirchen oder Privatinitiativen mit unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen ist groß. Der Landkreis hat viel Aufwand getrieben, um herauszufinden, was den Eltern von Kindern im Alter bis 14 Jahren wichtig ist, wo sie ihre Prioritäten setzen und was sie sich wünschen. Etwa 11 000 Fragebögen wurden an Familien in elf Gemeinden verschickt, teilweise sogar mit frankiertem und adressiertem Rückkuvert; drei Kommunen haben sich an der Erhebung nicht beteiligt. Etwa ein Drittel der ausgefüllten Bögen kam zurück; das ist eine für solche Umfragen sehr hohe Quote. Entsprechend aussagekräftig sind auch die Antworten, die nun wiederum den Rathäusern zugehen. Den dortigen Sozialämtern können die Zahlen als Grundlage für weitere Planungen dienen.
So zeigt zum Beispiel die Erhebung, dass das Mittagessen erst viel später in der Prioritätenliste auftaucht - im Gegensatz zu Sport und Bewegung, die vielen Eltern für ihre Kinder sehr wichtig erscheinen. In den meisten Kommunen wünschen sie sich außerdem einen Ausbau der Ferienbetreuung, um die unterrichtsfreie Zeit zu überbrücken. Und das möglichst nicht nur für ein paar Stunden am Tag, sondern so wie während der Schulzeit und schon von 8 Uhr an.
Ausreichend Plätze anzubieten, ist nicht immer einfach. "Für die Gemeinden ist das eine große Herausforderung", erklärte Vize-Landrat Georg Scheitz, der die Ausschusssitzung leitete. Allein in Gauting zum Beispiel gibt es mehr als 1000 Betreuungsplätze in Krippen, Horten und Kindergärten; dazu kommen noch Großtagespflegen und die Mittagsbetreuung in Schulen. Die Gemeinde steuert Millionenbeträge zum laufenden Betrieb und zu Investitionen bei. Das Angebot wissen die Eltern im ganzen Fünfseenland zu schätzen. Dass ihre Bewertungen so positiv ausfallen würden, hätte Vize-Landrat Scheitz aus Andechs nicht erwartet. "Als Kommunalpolitiker hat man oft einen ganz anderen Eindruck", sagte er.
Kapazitätsengpässe gibt es vor allem in den größeren Gemeinden im Landkreis. "Aber die bemühen sich alle nach Kräften", beteuert die Jugendamtsleiterin Rosemarie Merkl-Griesbach. "Und im Notfall haben wir noch immer irgendwie einen Platz gefunden."