Austausch:Die Botschafterin Bayerns

Lesezeit: 3 min

Eine französisch anmutende Baskenmütze hat Kiara Kirmse schonmal. (Foto: privat/oh)

Die Tutzinger Schülerin Kiara Kirmse beginnt mit einem Stipendium des Kultusministeriums an diesem Dienstag ein Auslandsschuljahr in Paris.

Interview von Viktoria Spinrad, Tutzing

Am Dienstagfrüh beginnt am Münchner Hauptbahnhof eine große Reise für Kiara Kirmse: Mit ICE und TGV geht es nach Paris. Die 16-Jährige ist eine von 15 jungen Menschen, die ein Stipendium des Freistaats für ein Schuljahr im Ausland gewonnen haben. Nun ist die Schülerin vom Gymnasium Tutzing offiziell "Botschafter Bayerns". Was das heißen könnte, wieso die vergangenen Wochen für sie eine Achterbahnfahrt waren und wie sie ihre Liebe zu Frankreich entdeckt hat.

SZ : Bonjour ! Na, bist du schon aufgeregt?

Kiara Kirmse: Ja, schon ein bisschen! In den letzten Tagen waren wir in Italien, da hab ich noch gut geschlafen. Aber seit wir wieder in Tutzing zurück sind, bin ich etwas unruhig. Normalerweise hat man ja auch schon früher Kontakt mit der Gastfamilie, die einem etwas die Aufregung nimmt.

Bei dir waren Schule und Gastfamilie bis zuletzt unklar. Das muss nervenzerreißend sein.

Ja, voll. Aber mittlerweile ist klar: Ich werde bei einer Pariser Familie mit einer Tochter wohnen und eine Privatschule im 13. Arrondissement besuchen. Mitten im Zentrum also, gleich beim Place d'Italie!

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Très chic . Und ein ziemlicher Kontrast zum beschaulichen Tutzing.

Definitiv. Dort mache ich ja alles mit dem Fahrrad. Wir waren mal mit der Schule in Berlin. Das war cool, aber auch ziemlich laut. Ein Großstadtkind bin ich also schonmal nicht. Mal gucken, wie ich mich im Stadtleben zurechtfinde. Das wird auf jeden Fall voll anders. Zumindest ist dort immer was los!

Warum eigentlich Frankreich? Die Zukunft liegt doch in Ländern wie China.

Wenn man wirtschaftlich und global denkt, sollte man vielleicht Chinesisch lernen. Aber Frankreich und die französische Sprache reizen mich. Meine erste Französischlehrerin hat mich da einfach angesteckt. Sie hat so viel frankophile Leidenschaft im Unterricht versprüht. Bei ihr hab ich mich voll gefördert gefühlt. Bis heute leiht sie mir französische Bücher und Filme.

Dann warst du wohl auch schon öfter in Frankreich?

Bisher tatsächlich nur zweimal. Einmal in Straßburg und zuletzt beim Schüleraustausch im südfranzösischen Bouc-Bel-Air. Das war so toll, ich wäre am liebsten gleich dageblieben.

Nach dem Jahr in Paris wird Kiara wieder ans Gymnasium Tutzing zurückkehren. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Also kein Fremdeln mit der vermeintlichen Arroganz der Franzosen?

Gerade aus Filmen kennt man ja auch viele Klischees. Deswegen sollte man sich immer selber ein Bild machen. Die Franzosen mögen es halt nicht, wenn die Leute Englisch sprechen. Aber ich komme ja nicht mit Englisch an. Wo ich bisher war, waren eigentlich alle lieb.

Der Bayer ist ja durchaus auch für sein Granteln bekannt.

Genau. Bestimmt gibt es solche Menschen auch in Paris.

Nun bist du "Botschafter Bayerns". Was heißt das eigentlich? Sollst du Dirndl und Oktoberfest vermarkten?

So, wie ich Piazolo (Anm: Bayerischer Kultusminister) verstanden habe, geht es einfach darum, sich angemessen zu verhalten, als Bayer im Ausland seine Kultur und Werte zu repräsentieren. Und wer weiß, vielleicht erzähle ich ja auch mal was über das Oktoberfest oder die leckeren Weißwürste hier.

Für die Familie in Tutzing wird das sicherlich eine Umstellung.

Ach, ich glaube, mein Vater ist ganz froh, mal seine Ruhe zu haben, ich quassele doch immer so viel (lacht). Nein, im Ernst. Mein Zimmer wird nicht leer bleiben - im Gegenzug kommt ein Mädchen aus Uruguay zu uns. Ich selber neige nicht zu Heimweh. Wenn ich weg bin, bin ich weg. Wobei, meine kleine Schwester werde ich vermissen, und meine engste Freundin. Das wird schwer.

Dienstagfrüh geht es los. Was steht noch an auf den letzten Metern?

Mein Papa hat mir seinen großen Koffer vom Dachboden gegeben, mit dem er früher als Austauschstudent in die USA geflogen ist. Den muss ich noch fertig packen. In Paris haben wir dann erstmal ein paar Tage Seminar über Land und Leute. Am 4. September geht dann die Schule los. Was genau auf mich zukommt, werde ich dann sehen.

Bonne chance!

Merci! Ich möchte einfach über mich hinauswachsen, mich besser kennenlernen und selber finden. Meine Schule liegt übrigens gleich neben dem Chinatown. Vielleicht lerne ich also doch auch ein bisschen Chinesisch.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusFünfseen-Filmfestival
:"Ich wollte immer Regisseurin werden"

Als Ehrengast kommt Margarethe von Trotta zur Eröffnung des Fünfseen-Filmfestivals. Bei ihrem Besuch in Starnberg erinnert sie sich zurück an ihre Anfänge - und die gesellschaftlichen Hürden, vor denen Frauen ihrer Generation standen.

Von Katja Sebald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: